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05.08.06 / Körper, Gesicht und Seele dargestellt / Das Wiener Leopold Museum zeigt in seiner Sommerausstellung Frauenbilder aus sechs Jahrhunderten

© Preußische Allgemeine Zeitung / 05. August 2006

Körper, Gesicht und Seele dargestellt
Das Wiener Leopold Museum zeigt in seiner Sommerausstellung Frauenbilder aus sechs Jahrhunderten

In seiner Sommerausstellung nimmt sich das Wiener Leopold Museum des Themas "Frau" an. In bunter Folge werden in der Ausstellung "Körper, Gesicht und Seele" Frauenbilder vom 16. bis zum 21. Jahrhundert gezeigt und historische wie aktuelle Darstellungen von Frauen einander gegenübergestellt. Entsprechend facettenreich ist das Bild, das im Rahmen der Schau nachgezeichnet wird: Heroinen, Akte, Damen, Künstlerinnen. So wird von den Kuratoren Rudolf und Elisabeth Leopold ein großer Bogen gespannt von Albrecht Dürers "Junge Venezianerin" bis hin zu Gegenwartskünstlern.

Das Selbstbildnis der Künstlerin Sofonisba Anguissola, 1554, und Albrecht Dürers "Junge Venezianerin", 1505, sind Glanzlichter aus der Renaissance. Ihnen folgen "Lukretia und Tarquinius", von Hans von Aachen um 1600 gemalt, "Judith und Holofernes", 1622 von Johann Liss geschaffen, und Thomas Gainsboroughs "Bildnis Sarah Siddons" von 1770. Aus dem 19. Jahrhundert wurden unter anderem Gemälde von Ferdinand Georg Waldmüller, Johann Baptist Reiter und Anton Romako ausgewählt.

Aus dem reichen Schatz ab 1900 werden Bilder von Gustav Klimt, Oskar Kokoschka, Egon Schiele, Käthe Kollwitz, Max Beckmann, Marc Chagall und Pablo Picasso gezeigt, und als zeitgenössische Künstler findet man Hans Bellmer, Bettina Rheims, Gerda Leopold, Shirin Neshat, Elke Krystufek, Otto Mühl und Louise Bourgeois.

Durch die Streiflichter über die Jahrhunderte wird auch versucht, die soziokulturellen Veränderungen im Leben der Frauen sichtbar und erlebbar zu machen. Ausgehend vom biblischen Mythos Adam und Eva im Paradies mit dem Sündenfall und all seinen geistesgeschichtlichen Folgen rückt in der Renaissance wieder der Mensch in seiner Körperlichkeit in den Mittelpunkt der bildenden Kunst.

Aus der Darstellung des ersten Menschenpaares löst sich in den folgenden Jahrhunderten die nackte Frau zum alleinigen Sujet.

Nach der ästhetisierenden Kunst der Sezession zu Beginn des 20. Jahrhunderts wenden sich die expressionistischen Künstler Oskar Kokoschka, Egon Schiele, Ernst Ludwig Kirchner und George Grosz ab vom "schönen Schein". Auf ihrer Suche nach "Wahrheit" und nach den Wurzeln der Kunst entdekken sie das Minder-Schöne als provokantes Ausdrucksmittel.

Vom Ende des 19. Jahrhunderts an und neu aufflammend nach dem Zweiten Weltkrieg entstehen die kämpferischen Bewegungen, welche die Gleichberechtigung und Selbstbestimmung der Frau zum Programm haben.

In der Kunst formiert sich eine weibliche Rebellion voller Aggression und Kraft. Neben dem roten Faden in der Kunstgeschichte mit der "Karriere der Eva" (Peter Gorsen), später dem Aufbruch der Frauenbewegungen wurden die zahlreichen Exponate in Gruppen von verschiedenen Rollenbildern aufgeteilt, die teils chronologisch nach Entstehung, aber auch, wenn es den Darstellungen entspricht, im vergleichenden Nebeneinander von klassischen und zeitgenössischen Bildern zusammengestellt sind. Tafelbild, Grafiken und Fotografie treten hierbei in ein dynamisches Spannungsverhältnis.

Warum nun das Thema "Frau"?

Es erscheint den Ausstellungsmachern wichtig, dieses Thema im Bewußtsein der Öffentlichkeit zu halten. Denn trotz vieler positiver Veränderungen der Stellung der Frauen in den letzten 100 Jahren existieren noch immer vielerorts Benachteiligung, Ungleichbehandlung, Sexismus und Gewalt.

Die genannten Künstler sind repräsentativ, aber nur eine Auswahl. In der Ausstellung ist ein breites Spektrum - thematisch und motivisch, methodisch und geschichtlich - um das Thema "Frau" in spannender abwechslungsreicher Folge gegeben.

Die Kunstwerke wurden zur Hälfte aus der Sammlung Leopold ausgewählt, zur anderen Hälfte sind Leihgaben aus dem Kunsthistorischen Museum Wien, aus der Österreichischen Galerie Belvedere, der National Gallery London und vielen anderen Galerien und bedeutenden internationalen Sammlungen zu sehen. lm

Die Ausstellung im Leopold Museum, Museumsplatz 1, im Museumsquartier 1070 Wien, ist täglich (außer Dienstag) von 10 bis 18 Uhr, Donnerstag von 10 bis 21 Uhr, Feiertage von 10 bis 19 Uhr zu sehen, bis 2. Oktober.


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