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12.08.06 / Todesmut und Zivilcourage / Der beispiellose Kampf gegen korrupte Systeme in Italien - "Transparency International" klärt in Deutschland auf

© Preußische Allgemeine Zeitung / 12. August 2006

Todesmut und Zivilcourage
Der beispiellose Kampf gegen korrupte Systeme in Italien - "Transparency International" klärt in Deutschland auf

Bombenanschläge auf Staatsanwälte, Mordanschläge auf Carabinieri, Drohungen gegen die Familien der Fahnder - lange Zeit trotzte die Mafia in Italien mit Terror allen Ermittlungsansätzen.

Das bekannteste Opfer der Mafia, Carlo Alberto Dalla Chiesa als Präfekt von Palermo, starb 1982 an den Folgen eines Anschlags. Dalla Chiesa hatte als Carabinieri-General unerschrocken die Terroristen der "Roten Brigaden" bekämpft, gegen die Mafia auf Sizilien ließen ihn die Politiker im Stich. Sein Tod löste aber einen Schock in Italien aus, danach ließen sich viele Juristen und Polizisten nicht mehr einschüchtern: Weltbekannt wurden die beiden Untersuchungsrichter Giovanni Falcone und Paolo Borselli, die zusammen mit vielen mutigen Ermittlern das korrupte Mafia-System letztlich in die Knie zwangen - in einem letzten Aufbäumen rächten sich die Verbrecher-Clans: Die beiden Richter, ihre Angehörigen und Bewacher starben bei Bombenanschlägen. Sie wurden Nationalhelden Italiens, wie später auch der Mailänder Staatsanwalt Antonio Di Pietro, der mit seiner Sonderkommission "Mani pulite" (Saubere Hände) die direkte Konfrontation mit Politik und Großfinanz nicht scheute.

Der Kampf in Italien gegen Korruption und organisiertes Verbrechen ist ohne Beispiel in Europa - und auch dort leider schon ein Stück Vergangenheit: Die Regierung unter Silvio Berlusconi schränkte viele Vollmachten und Sonderrechte der Fahnder erheblich ein.

Einen völlig anderen Weg, die Korruption auszuhebeln, geht die Organisation "Transparency International", die seit 1993 in Berlin residiert. Peter Eigen, ein ehemaliger Direktor der Weltbank, hatte zusammen mit Freunden aus aller Welt diese Gruppe ins Leben gerufen, als Wächter gegen Bestechung und Bestechlichkeit. Eigen mochte nach langen Jahren in Afrika es nicht mehr mitansehen, daß etwa bei Entwicklungshilfeprojekten gleich ein Korruptionsaufschlag von zehn Prozent einkalkuliert werden mußte.

"Transparency International" arbeitet als Nicht-Regierungs-Organisation ohne staatliche Machtmittel - es setzt allein auf die Aufdeckung von Korruption und die Wirkung seiner Berichte in den Medien. Aufsehen erregte die Organisation zuletzt mit einer Studie über die weitverbreitete Korruption im deutschen Gesundheitswesen, derzeit nehmen sich die Bestechungsgegner die verzweigten Finanzwege der EU-Agrarpolitik vor.

"Transparency" stützt sich in Deutschland und anderen Ländern auf eine regionale Untergliederung, wichtig um Informanten vor Ort zu gewinnen. Mithelfen kann jeder, der sich an Konventionen halten will, Triebfedern sind Anstand und Zivilcourage. Auch Unternehmen können sich, wenn sie eine Selbstverpflichtungserklärung gegen Korruption unterzeichnen und einhalten, dem internationalen Netzwerk anschließen.

Ganz entscheidend ist bei Organisationen dieser Art immer die Frage der Finanzierung. "Transparency International" setzt im wesentlichen auf ehrenamtliche Helfer. Finanziert wird die Organisation durch das Entwicklungshilfeministerium, die EU, Stiftungen ("Bertelsmann", "Rockefeller", "McArthur" und andere), die Entwicklungshilfegesellschaft GTZ, die "Kreditanstalt für Wiederaufbau", Firmenspenden und Zuwendungen von Privatpersonen. Außerdem werden in Strafverfahren auch Bußgelder und Geldbußen zugunsten von "Transparency International" verhängt. Vs


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