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12.08.06 / Erstmals in der Heimat / Kreisgemeinschaft Osterode veranstaltet Hauptkreistreffen in Ostpreußen

© Preußische Allgemeine Zeitung / 12. August 2006

Erstmals in der Heimat
Kreisgemeinschaft Osterode veranstaltet Hauptkreistreffen in Ostpreußen

Die Tore unserer Stadt werden immer weit offen stehen für Sie", schreibt der Bürgermeister von Osterode / Ostpreußen Jan Nosewicz in seinem Grußwort zum Heimatkreistreffen der gleichnamigen Kreisgemeinschaft vom 1. bis 3. September dieses Jahres in der Kreisstadt. Er schreibt weiter: "Mit großer Freude habe ich die Nachricht erhalten, daß Osterode in diesem Jahr zahlreiche ehemalige Einwohner unseres Landkreises aus Deutschland empfangen wird. Dieses wird ein weiteres Zeichen Ihrer Verbundenheit und der Liebe zur Heimat sowie der Erinnerung an die Orte Ihrer Kindheit und Jugendzeit sein."

"Willkommen in der Heimat" schreibt zur Begrüßung auch der Vorsitzende des Dachverbandes, Heinrich Hoch, und fährt fort: "61 Jahre nach Flucht und Vertreibung aus unserer Heimat Ostpreußen findet das Hauptkreistreffen der Kreisgemeinschaft Osterode / Ostpreußen e. V. erstmalig in Osterode (heute Ostroda), der Perle des Oberlandes, statt. Zum ersten Mal in der Nachkriegsgeschichte vereinigt es die früheren und die jetzigen Bewohner der Stadt und des Kreises in ihrer Heimat. Wir in der Heimat verbliebenen Deutschen freuen uns ganz besonders darüber."

Im Herbst 2005 hatte die Kreisgemeinschaft die Frage diskutiert, ob das Hauptkreistreffen 2006 in Osterode / Ostpreußen stattfinden kann. Sie hatte die endgültige Entscheidung von der Zahl der zu erwartenden Teilnehmer abhängig gemacht. Zusagen sollten sie bis Ende 2005 erreichen. Ihre Erwartungen wurden weit übertroffen, so daß ihr Vereinsvorstand sich Anfang 2006 für ein Treffen in der Heimat entschied.

Die Zahl der Landsleute aus der Erlebnisgeneration wird 60 Jahre nach Flucht und Vertreibung zunehmend geringer. Die heutigen Vertreter dieser Generation waren überwiegend Kinder und Jugendliche, als sie die Heimat verlassen mußten. Ihre ostpreußische Identität ist durch ihre neue Umwelt weitgehend verlorengegangen. Zu dieser Identität gehören Menschen und die Landschaft, in der diese Menschen leben. Durch das Zusammenwachsen der Völker Europas in den Jahrzehnten nach dem letzten Weltkrieg insbesondere in den letzten Jahren haben sich den Vertriebenen, wie der Osteroder Bürgermeister schreibt, auch die Tore ihrer Heimatstädte und -dörfer weit geöffnet. Die vertriebenen Osteroder wollen durch diese geöffneten Tore gehen, um noch einmal gemeinsam mit ihren Landsleuten ihr Zuhause zu erleben.

Welches Angebot erwartet sie während des Treffens?

Am Freitagnachmittag (1. September) wollen sie das Deutsche Haus in Osterode besuchen. Es ist eine Begegnungsstätte der in der Heimat verbliebenen Landsleute. Das Angebot dieses Hauses umfaßt Büro und Sitzungsräume für die Deutsche Gesellschaft "Tannen", Gesprächs- und Gesellschaftsräume für regelmäßige Treffen von Angehörigen der deutschen Volksgruppe, für Chorgesang, einen Tanzkreis Jugendlicher, ein breit gestreutes Angebot an Deutschkursen, einen Kindergarten sowie weitere Aktivitäten. Am Abend des 1. September findet ein Beisammensein der Landsleute im Hotel Sajmino in Buchwalde statt.

Der Sonnabend (2. September) beginnt mit einem ökumenischen Gottesdienst unter Teilnahme hoher kirchlicher Würdenträger mit anschließender Einweihung einer Gedenkstätte für die früheren Einwohner des Kreises Osterode / Ostpreußen in der mit Unterstützung der Kreisgemeinschaft wiederaufgebauten Kirche in Marienfelde. Die herrlich inmitten der hügeligen Landschaft des südlichen Kreises gelegene Feldsteinkirche aus dem Mittelalter, in der sich die zweitälteste Glocke Ostpreußens befand, war völlig zusammengefallen und ist von Bewohnern des nahegelegenen Heimes "Zum Guten Hirten" unter Verzicht auf Lohnkosten wiedererrichtet worden. Sie wird ein Ort des Gedenkens und eine würdige Erinnerungsstätte an die Vorfahren sein. Daran gedacht ist auch, hier ein ökumenisches Jugendzentrum einzurichten.

In Osterode werden auch Möglichkeiten zur Besichtigung des Museums mit Erinnerungsstük-

ken an die Geschichte der Stadt in der wiederaufgebauten Ordensburg und des früheren Kaiser-Wilhelm-Gymnasiums bestehen. Das wiederaufgebaute Schulgebäude wird im nächsten Jahr 100 Jahre alt. An den Vorbereitungen für die damit verbundenen Jubiläumsveranstaltungen beteiligt sich auch die Kreisgemeinschaft. Am Nachmittag findet das Hauptkreistreffen in der Halle des Sportzentrums in Osterode statt. Neben den Begegnungen der Landsleute wird hier bis in den Abend hinein ein vielfältiges Programm angeboten.

Am Sonntag (3. September) trifft man sich in der evangelischen Stadtkirche Osterodes zur Feierstunde aus Anlaß des Kreistreffens. Sie beginnt nach einer Kranzniederlegung am Gedenkstein vor der Kirche für die auf den deutschen Friedhöfen im Kreis Osterode ruhenden Menschen mit einem ökumenischen Gottesdienst, der in die Feierstunde hineinführt. Erstmalig seit den mittlerweile mehr als 50 Hauptkreistreffen erfolgt die Eröffnung durch den Klang der Kirchturmglocken der Stadtkirche. Die Teilnehmer werden der verstorbenen Landsleute gedenken, Grußworte des Landrats und des Bürgermeisters hören, den Auftritt des Osteroder Schloßchores erleben, eine Ansprache des Kreisvertreters Dieter Gasser hören und die Feierstunde mit dem Choral "Nun danket alle Gott" und der vom Schloßchor vorgetragenen Europahymne abschließen.

Am Nachmittag wird ein abschließendes Beisammensein im Hotel Sajmino in Buchwalde angeboten. Hier wird auch noch eine Sitzung des Vorstandes der Kreisgemeinschaft stattfinden, nachdem am Vortage vor der Eröffnung des Hauptkreistreffens bereits eine Mitgliederversammlung ihre Tagesordnung abgewickelt hat.

Dieses Hauptkreistreffen wird für die Osteroder ein großes Erlebnis werden. Es soll aber auch ein Beweis für die Versöhnung zwischen den früheren und den heutigen Bewohnern des Kreises sein. Grundlage für dieses Miteinander bilden die zwischen der Kreisgemeinschaft Osterode / Ostpreußen und den polnischen Verwaltungen aller Städte und Gemeinden im Kreis in den Jahren 2002 bis 2006 geschlossenen Vereinbarungen über eine partnerschaftliche Zusammenarbeit. Diese Vereinbarungen betreffen im wesentlichen die Erhaltung der Kulturgüter aus der Zeit vor 1945, die Vertiefung des Wissens über die Geschichte der jeweiligen Gemeinde, die Pflege der deutschen Friedhöfe, die Unterstützung der Lebensweise der deutschen Volksgruppe und die weitere Entwicklung freundschaftlicher Beziehungen zwischen den früheren und den heutigen Bewohnern der Städte und Dörfer einschließlich des Jugendaustausches. Diese in die Zukunft gerichteten Vereinbarungen sollen auch Bestand über die Existenz der Kreisgemeinschaft Osterode / Ostpreußen hinaus haben und sich in späteren Jahren in einer Zusammenarbeit mit der im Aufbau befindlichen Osterode Ostpreußen Stiftung fortsetzen. In dieser Stiftung werden nach dem Stand der Gespräche auch die Paten aus Osterode am Harz und der Verein der Deutschen Minderheit aus Osterode / Ostpreußen mitwirken.

Für die Kreisgemeinschaft hat die Zukunftssicherung ihrer Aufgaben große Bedeutung. Die Vereinbarungen mit den Kommunalverwaltungen im Kreis und die Gründung der Stiftung sind wichtige Schritte auf diesem Weg.

Landsleute, die sich jetzt noch für eine Teilnahme an dem diesjährigen Kreistreffen entscheiden, können Kontakt mit der Geschäftsstelle der Kreisgemeinschaft in Osterode am Harz, Geschäftszeiten jeweils am Dienstagvormittag oder Donnerstagnachmittag, aufnehmen. Der Geschäftsführer Stephan Olear ist unter der Telefonnummer (0 55 22) 91 98 70 erreichbar. Eine Alternative ist ein abendlicher Anruf beim Vorsitzenden des Deutschen Vereins Tannen, Heinrich Hoch, in Osterode / Ostpreußen. Er hat die Telefonnummer (00 48) 8 96 46 71 56. D. G.


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