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19.08.06 / Einem Phänomen auf der Spur / Die Berliner Akademie der Künste würdigt das Lebenswerk von Johannes Heesters

© Preußische Allgemeine Zeitung / 19. August 2006

Einem Phänomen auf der Spur
Die Berliner Akademie der Künste würdigt das Lebenswerk von Johannes Heesters
von Silke Osman

Ich habe manches kommen und gehen sehen“, sagte Johannes Heesters einmal, „ein ganzes Jahrhundert, zwei Weltkriege, Schreckliches und Schönes, Ereignisse, die die Welt veränderten. Es gibt viele Erinnerungen, an die ich schmunzelnd zurückdenke, und manches, was mir Grund zu Dankbarkeit gibt, Grund zu Demut, aber nicht zu Wehmut, denn ich lebe in der Gegenwart, bin offen für die Zukunft. Ich denke nicht zuviel über das Ende nach. Ich bin ein glücklicher Mensch und habe jeden Tag 100 Gründe, mich am Leben zu erfreuen, und dessen überdrüssig zu werden, dafür sind auch 100 Jahre zu kurz.“ „Was bleibt“, so Heesters, „sind Lieder auf CD gepreßt, Filme und Fotos, gesammelte Geschichten, Erinnerungen und ein Buch.“ Aber auch die Liebe eines großen Publikums und jetzt sogar eine Ausstellung in der Berliner Akademie der Künste: „Johannes Heesters - Auf den Spuren eines Phänomens“. Vor zwei Jahren hatte der „älteste und aktivste Schauspieler der Welt“, so nennt ihn das „Guiness- Buch der Rekorde“ (2000), sein Archiv der Akademie der Künste geschenkt, mit der Maßgabe, es aufzuarbeiten und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Die erste Ausstellung über Heesters überhaupt begibt sich auf die Spuren dieses Phänomens. Mit einzigartigen Dokumenten - Fotos, Rollenbüchern, persönlichen Notizen, Briefen sowie zahlreichen Film- und Tonbeispielen - werden sein Lebensweg und seine Karriere vor dem Hintergrund von fast 100 Jahren politischer und Unterhaltungsgeschichte nachgezeichnet. Ein gesonderter Komplex beschäftigt sich mit dem Verhältnis von Johannes Heesters zu den Nationalsozialisten. Er habe zwar nie in Propagandafilmen mitgewirkt, so die Veranstalter, wäre aber ein „Teil der nationalsozialistischen Unterhaltungskultur“ gewesen, die von den „wahren Absichten ablenken sollte“. Außerdem wäre Heesters zugute gekommen, daß nach 1933 viele jüdische Künstler vertrieben worden seien. Daß er vielen verzweifelten Menschen Trost gespendet hat in diesen schweren Zeiten, davon wird kaum die Rede sein. Allen politischen Aspekten zum Trotz wird die Heesters-Ausstellung in Berlin den unvoreingenommenen Besucher vor allem aber an den brillanten Künstler erinnern, an „Jopie“, den Star unvergessener Musikfilme, den „Danilo“, der auch heute noch die Damenwelt ins Schwärmen bringt, wenn er sie ins Maxim entführen will. Der Besucher wird eingeladen, auf eine Reise in die geheimnisvolle Welt der Bühne und des Films zu gehen, hinter die Kulissen zu blicken und ein wenig Theaterluft zu schnuppern. Immer wieder erklingen Tonbeispiele, sieht man Filmausschnitte auf Monitoren, so daß der Sänger und Schauspieler gegenwärtig zu sein scheint. Und vielleicht wird so mancher auch leise summend, mit einem Evergreen auf den Lippen diese Ausstellung verlassen.

Die Heesters-Ausstellung wird in der Akademie der Künste, Hanseatenweg 10, Halle 3, in Berlin- Tiergarten, vom 25. August bis 22. Oktober dienstags bis sonntags von 11 bis 20 Uhr gezeigt, Eintritt 5 / 3 Euro. Die Eröffnung findet am 24. August, 20 Uhr, statt, mit Johannes Heesters und dem Salon Orchester Berlin, Eintritt 8 / 5 Euro. Eine Filmreihe zeigt montags in der Urania, An der Urania 17, 10787 Berlin, beliebte Streifen des Holländers: „Der Bettelstudent“, 28. August, 17 Uhr; „Immer nur Du“, 4. September, 17 Uhr; „Illusion“, 11. September, 17 Uhr; „Bel ami“, 18. September, 17 Uhr.


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