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26.08.06 / Friedrichs II. letzte Stunden / Wiederentdeckte Schrift aus dem Jahre 1786 gewährt Einblicke

© Preußische Allgemeine Zeitung / 26. August 2006

Friedrichs II. letzte Stunden
Wiederentdeckte Schrift aus dem Jahre 1786 gewährt Einblicke

„Eben dieser 16. August war auch eigentlich der letzte Tag seines Lebens. Denn die große Entkräftung seines Körpers hinderte ihn, irgend etwas zu tun. Schon gleich früh morgens fing er gewaltig an zu röcheln, und allen Umstehenden schien es, als wollte er augenblicklich aushauchen.“ Ausführlich wird in „Der Tod Friedrichs des Großen - Letzte Stunden und feierliche Beisetzung des Preußenkönigs - Bericht eines Augenzeugen“ geschildert, wie der Preußenkönig in seinen letzten Lebensmonaten immer mehr erkrankte, schwächer wurde und verstarb. Auch die Stunden nach seinem Tod, die Beisetzungsfeierlichkeiten, die Trauerzeit, ja sogar die Räumlichkeiten werden detailgetreu beschrieben. „Um 8 Uhr stand der Leichnam auf dem Schloß in dem Audienzzimmer, welches mit gelbem Samt und Silber ausgeschlagen ist, unter dem dasselbst befindlichen Baldachin en Parade. Wegen der zu kurzen Zeit konnte das Zimmer nicht schwarz ausgeschlagen werden, wie es wohl sonst gebräuchlich ist.“

Wohl eher durch Zufall geriet die Schrift aus dem Jahr 1786 in die Hände von Hans Bentzien. Der ehemalige SED-Funktionär und Minister für Kultur der DDR hat in den letzten Jahren ein Interesse für Preußen entwickelt, das sich in zahlreichen, durchaus aufschlußreichen Büchern niederschlug. So kam es dann auch, daß ein Exemplar, das der vorliegenden Ausgabe als Vorlage gedient hat, in seine Hände gelangte. Helene Michauk, 1945 auf einem Gut in der Niederlausitz als Flüchtling untergebracht, rettete die wertvolle Ausgabe aus der dortigen Bibliothek in den Nachkriegswirren vor der Vernichtung.

Obwohl die Identität des Autors der Schrift nicht eindeutig geklärt ist, geht Bentzien davon aus, daß sie aus der Feder des Feldpropstes Johann Gottfried Kletschke stammt. Dieser und der Priester Bamberger waren die beiden ersten Prediger, Bamberger bei Hofe, der reformiert war, und der lutherische Kletschke bei den Garderegimentern. Kletschke übernahm mit Bamberger am Kirchentor den Sarg und hatte Einblicke in die Umgebung Friedrichs des Großen wie kaum ein anderer.

Das Buch, das eindeutig den Personenkult um Friedrich II. schüren sollte und zur Lektüre von Landadeligen gedacht war, wird von Bentzien als eine Art „Public Relation“-Arbeit bezeichnet. Kletschke machte Öffentlichkeitsarbeit für den neuen Preußenkönig, der vom Ruhm seines Vorgängers schöpfen wollte. Um seine Behauptung zu belegen, greift der Herausgeber immer wieder Abschnitte heraus, an denen seine These durchaus nachvollziehbar wird. Auch wird deutlich, daß Wünsche von Friedrich II. über Art und Weise seiner Beisetzung („Ich habe als Philosoph gelebt und will als solcher begraben werden, ohne Prunk, ohne Pracht, ohne Pomp“) übergangen werden, da sie seinem Nachfolger Friedrich Wilhelm II. und auch Kletschke nicht gefallen. „Kein Wort über die testamentarischen Bestimmungen, er (Friedrich) wolle als Philosoph begraben werden.“ Da wäre ja jeder über die atheistischen Anschauungen des Preußenkönigs gestolpert, lästert Bentzien. Daß dies weder Friedrich Wilhelm II. noch Kletschke paßte, ist nachvollziehbar.

In jedem Fall ist Kletschkes Schrift ein wichtiges Zeitdokument. Neben dem Krankheitsverlauf wird vieles über den Tagesablauf des Königs bekannt. Auch werden einige Anekdoten angeführt, mit denen Kletschke, wie so mancher Zeitzeuge vor ihm, betont, daß der König ein sehr duldsamer Patient gewesen sei, der die Ärzte an sich herumexperimentieren ließ und voller Gelassenheit auch beschwerliche Behandlungsmethoden (außer Diät) über sich ergehen ließ. Rebecca Bellano

Hans Bentzien (Hrsg.): „Der Tod Friedrichs des Großen - Letzte Stunden und feierliche Beisetzung des Preußenkönigs - Bericht eines Augenzeugen“, Das Neue Berlin, Berlin 2006, kartoniert, 127 Seiten, 12,90 Euro, Best.-Nr. 5688


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