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02.09.06 / Vergessen auf Zeit / "Süßer Schlummer": Eine Ausstellung in der Residenzgalerie Salzburg

© Preußische Allgemeine Zeitung / 02. September 2006

Vergessen auf Zeit
"Süßer Schlummer": Eine Ausstellung in der Residenzgalerie Salzburg
von Silke Osman

Süßer Schlaf! Du kommst wie ein reines Glück ungebeten, unerfleht am willigsten. Du lösest die Knoten der strengen Gedanken, vermischest alle Bilder der Freude und des Schmerzes, ungehindert fließt der Kreis innerer Harmonien, und eingehüllt in gefälligen Wahnsinn versinken wir und hören auf zu sein“, läßt Johann Wolfgang von Goethe seinen „Egmont“ sprechen über ein faszinierendes Phänomen, das Menschen schon seit Jahrtausenden beschäftigt und immer wieder erstaunt: der Schlaf.

Warum schlafen wir?  Was geht im Körper vor, wenn wir schlafen? Wie lange sollte man schlafen? Warum leidet man unter  Schlaflosigkeit? Fragen, denen Wissenschaftler nachgehen, die aber auch Künstler und Dichter  bewegen. Leonardo da Vinci, das Universalgenie der Renaissance, brachte das Geheimnisvolle des Schlafs mit einem Rätsel auf den Punkt: „Was ist das? Der Mensch wünscht es sich herbei, und wenn er es endlich hat, lernt er es nicht kennen.“

Das Statistische Bundesamt hat herausbekommen, daß der Deutsche durchschnittlich 8,22 Stunden täglich im Bett verbringt. Kurz gesagt: Schlafen ist so zeitaufwendig wie ein Hauptberuf. Schlafforscher haben darüber hinaus festgestellt, daß die übliche Schlafdauer eines Erwachsenen zwischen sechs und neuneinhalb Stunden liegt. Eine Studie der Regensburger Universität ergab sechs Stunden und 59 Minuten als Durchschnittsschlafzeit. Statistisch gesehen hat ein 75jähriger Mitteleuropäer 25 Jahre seines Lebens schlafend zugebracht. Dabei leiden gerade ältere Menschen oft unter Schlaflosigkeit („senile Bettflucht“). Ob da der Ratschlag des Dichters Heinrich Spoerl hilft? Er schrieb über das Schlafen: „Wenn man aus inneren Gründen nicht schlafen kann: Um Himmels willen nicht schlafen wollen, nicht mit geballten Fäusten bis siebenunddreißigtausendvierhundertundsechsundachtzig zählen! Sondern aus der Not eine Tugend machen! Man braucht ja nicht zu schlafen. Es ist auch so ganz hübsch. Nur nicht Wollen wollen; der Wille ist der ärgste Widersacher des Schlafes.“

 Mediziner empfehlen ohnehin, nicht zu lange zu schlafen, am besten am Tag nicht mehr als sieben bis acht Stunden. Der geniale Albert Einstein fiel da aus der Rolle: Er soll angeblich 14 Stunden täglich geschlafen haben. Napoleon I. hingegen hielt es nur vier Stunden im Bett. Die Bedürfnisse sind letztendlich unterschiedlich. Wichtig ist schließlich, daß man sich wohlfühlt.

Der kleine Mensch, sprich der Säugling, schläft über den Tag verteilt bis zu 16 Stunden. Und sieht dabei allzu niedlich aus. Ein schlafendes Kind – was gibt es Friedlicheres, Entspannteres zu betrachten? Künstler jeder Epoche haben sich diesem Motiv zugewandt. Zauberhaft das Bild, das Bernardo Strozzi von einem schlafenden Kind schuf. Das Werk des italienischen Barockmalers befindet sich heute in der Residenzgalerie Salzburg. Erika Mayr-Oehring wurde durch dieses Bild inspiriert, eine Ausstellung zu konzipieren, die sich erstmals mit dem Thema Schlaf in der Kunst befaßt.

Der Bogen der Exponate reicht von der antiken Figur des Schlafgottes Hypnos zu mythologischen Darstellungen im Barock und die Verwandlung von schlafenden Nymphen in schlummernde  Mädchen und Schäferinnen, Szenen aus der Bibel, der Literatur sowie intime Ansichten des Alltäglichen mit schlummernden Kindern bis hin zur vielfältigen Auseinandersetzung mit dem Thema in der zeitgenössischen Kunst.

Präsentiert wird Graphik, Malerei, Plastik, Fotografie und Videokunst. Abgerundet wird die Ausstellung mit einem Seitenblick auf diverse Schlafutensilien der letzten 100 Jahre, darunter ein schlichtes Nachthemd aus dem Besitz der österreichischen Kaiserin Elisabeth I., aber auch Negligés, Bettjäckchen, Bettschuhe, Schlafmützen, Schlafbrillen oder Duftkissen.

Zu sehen sind 61 Werke von 39 Künstlern wie etwa Lovis Corinth, Angelika Kauffmann, Gabriele Münter, Hans Makart oder Joachim von Sand-rart.

Neben der herkömmlichen Malerei dürften auch Versuche der zeitgenössischen Künstler interessieren, die sich mit moderner Technik dem Thema nähern etwa die Thermografien von Stephan Reusse, die aufgrund von Körperwärme entstehen und ursprünglich in der Medizin oder beim Militär Verwendung finden. Am Anfang aber steht die Statuette von Hypnos, dem griechischen Gott des Schlafes, der den Menschen für kurze Zeit alle Sorgen und Schmerzen nehmen sollte ...

Die Ausstellung „Süßer Schlummer“ in der Residenzgalerie Salzburg, Residenzplatz 1, A–5010 Salzburg, ist täglich außer montags von 10 bis 17 Uhr geöffnet, bis 1. November.


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