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09.09.06 / Es kann nicht sein, was nicht sein darf / Türkische Regierung, Armee und Medien verharmlosen Terroranschläge und gefährden damit Einwohner und Touristen

© Preußische Allgemeine Zeitung / 09. September 2006

Es kann nicht sein, was nicht sein darf
Türkische Regierung, Armee und Medien verharmlosen Terroranschläge und gefährden damit Einwohner und Touristen
von M. Bornhöft

Antalya, Marmaris, Istanbul; Orte die für viele für günstigen Türkei-Urlaub stehen, sind schon für einige Deutsche zum Horrortrip geworden. Bei Anschlägen im Juli und August kamen sie zwar mit leichten Verletzungen davon, doch sie hatten Glück im Unglück. Und es soll noch schlimmer kommen. Die Türkei soll zur "Hölle" werden, so das erklärte Ziel der Rebellengruppe "Freiheitsfalken Kurdistans", die sich zu den Anschlägen bekannte. Doch trotz zahlreicher hinterhältiger Bombenattentate herrscht eine eigenartige Ruhe. Zwar wurden an gefährdeten Plätzen die Sicherheitsmaßnahmen verschärft, doch die türkische Regierung versucht zu beschwichtigen. Man wolle den Terroristen ihren Plan, durch Bombenanschlägen in Touristenhochburgen sich international Gehör zu verschaffen, nicht noch durch eigenes Wehklagen unterstützen, heißt es aus Ankara. Auch sprechen sogar die Medien lieber von "Explosionen" statt von "Anschlägen", Meldungen über die Attentate laufen unter "Vermischtes", Hintergrundinformationen sind Fehlanzeige. Schön leise treten, lautet also nicht nur das Motto der Regierung Erdogan, da man allgemein den wichtigsten Wirtschaftszweig, den Tourismus, nicht gefährden will.

Offenbar geht die Strategie auf, denn trotz immer wieder vorkommender kleinerer Anschläge auch Anfang September, bei denen vereinzelt Menschen ums Leben kamen, machen die wenigsten Urlauber von ihrem eingeräumten Recht der kostenlosen Umbuchung Gebrauch. "Die Menschen haben mittlerweile gelernt, mit den Anschlägen umzugehen", erklärt TUI-Sprecher Robin Zimmermann das Verhalten.

Doch während alles augenscheinlich trotz Terror im Land seinen gewohnten Gang geht, rumort es in der Bevölkerung. Immer mehr Türken können nicht verstehen, warum Regierung und Armee nicht durchgreifen. Die "Freiheitsfalken" haben den Trend erkannt und verlagern ihre Anschläge an Orte, wo sie Soldaten und Polizisten vermuten.

Wie hohl wirkt angesichts dieses aktuellen Terrors das vermeintliche Friedensangebot, das Führer der radikalen Arbeiterpartei Kurdistan (PKK) Ende August aus dem Exil im Nordirak verbreiten ließ. "Zum Weltfriedenstag am 1. September sind wir bereit zu einem Waffenstillstand", hieß es da, obwohl die Anschlagserie noch vor ihrem bisherigen Höhepunkt stand. Doch die beiden gegenteiligen Entwicklungen verdeutlichen ein neues Problem. So wird vermutet, daß die "Freiheitsfalken" nichts mit der althergebrachten traditionell marxistisch-leninistisch orientierten Organisation PKK zu tun haben. Bei den aktuellen Attentätern handelt es sich eher um entwurzelte kurdische Jugendliche aus den Großstädten, arme und arbeitslose Kinder von Bürgerkriegsflüchtlingen, die voller Haß auf den Staat sind. Diesen neuen Feind haben allerdings weder die türkische Regierung noch die Armee im Visier.


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