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09.09.06 / Leserforum

© Preußische Allgemeine Zeitung / 09. September 2006

Leserforum

CDU wurde unter der Kanzlerin plan-, ziel- und fundamentlos
Betr.: "Das Tief Angela" (Nr. 32)

"Jeder bekommt das, was er verdient." Es gäbe wohl kein besseres Sprichwort zur momentanen Situationsbeschreibung innerhalb der CDU! Unter Merkel wurde die (für Deutsche auch schon vorher unwählbare) Partei vollkommen plan-, ziel- und fundamentlos. Der besten Köpfe durch Tod (Alfred Dregger) oder politischen Druck (Martin Hohmann) beraubt, ist die CDU nur noch ein Schatten. Das christliche Menschenbild fest im Blick, ist der "türkische Wirtschaftsflügel" innerhalb der Union stärker geworden als die "Arbeitsgemeinschaft der Christen" innerhalb der Partei. Die Konservativen sollen durch Jörg Schönbohm "befriedigt" werden, doch wer hat noch Vertrauen in den "General aus Potsdam"?

Und in Berlin soll ein vollkommen charakterloser Spitzenkandidat namens Friedbert Pflüger die Wahlen für die CDU gewinnen? Ich erlaube mir, Herrn Wowereit schon mal zum Wahlsieg zu gratulieren, das ist zwar nicht gut so, aber realistisch.

Zuletzt noch ein kurzer Blick nach Mecklenburg, wie hieß doch da gleich der CDU-Ministerpräsidentenanwärter? Rehbock? Ach nein, es war ja Rehberg - oder doch ein anderer? Man darf auf das Wahlergebnis gespannt sein, wenngleich ein Paukenschlag im nordöstlichsten Bundesland der BRD jetzt schon feststeht ...

Was alles kümmert das Frau Merkel? Nichts! Das große Grillfest mit ihrem Idol Bush im Gedächtnis, hofft sie, die ganze Sache heil zu überstehen und ihren euro-atlantischen Traumtänzerkurs fortsetzen zu können nach der Devise: Nach mir die Sintflut! 

Hans Ulrich Thiele, Bielefeld

 

Mit Merkel eine Niete gezogen
Betr.: "Das Tief Angela" (Nr. 32)

Mit Frau Merkel und ihren Vasallen befindet sich die Union im freien Fall. Jeden Tag werden die Enttäuschten mehr, obwohl doch die Bürger der Republik eine Frau als Kanzlerin durchaus zustimmend gesehen hatten.

Die Deutschen scheinen eine Niete gezogen zu haben. Vielleicht haben sie aber auch einfach zuviel erwartet. Keine Partei scheint doch hinter großen Worten zu wissen, wie es weitergehen soll.

Ich vermisse bei Frau Merkel Grundüberzeugungen, das Bekenntnis zu Werten, die mich als konservativen, wertorientierten Menschen berühren. Da scheint mir alles so leer.

Das Tief möge schnell vorüberziehen. Aber ich sehe nirgendwo ein Hoch. 

Sebastian Werner, München

 

Wie bei Fürsten im Mittelalter
Betr.: "Eine Kanzlerin küßt sich durch" (Nr. 29)

Im Volksmund heißt es eigentlich: "Wer die Musik bestellt, zahlt sie auch." Diese Steuergeldverschwendung der mit viel Getöse für das Sparen angetretenen Bundeskanzlerin anläßlich des Bushbesuchs in Stralsund ist einfach skandalös und ein Verschwendungsgehabe wie bei den Fürsten im Mittelalter.

Überall werden die Ausgaben, sei es für Soziales, Infrastruktur oder für den Erhalt der Städte, gestrichen. Aber für so einen Kriegstreiber wie George Bush hat man 20 Millionen Euro über, um drei kleine Wildschweine auf den Grill zu hauen. Ticken die sogenannten Volksvertreter, allen voran in diesem Fall die Bundeskanzlerin, noch richtig? Man bekommt immer mehr das Gefühl, daß sich eigentlich seit der Feudalzeit nichts wirklich verändert hat. Die BRD-Politiker führen sich auf wie die Fürsten im Mittelalter. Hauptsache, sie können das vom Bürger erwirtschaftete Geld verprassen. Gerade die schwarz-rote Koalition faselt laufend vom Sparen und von Reformen.

Für diese Kaste sollte ein Pflichtjahr eingeführt werden. Ein Jahr auf der Straße leben wie ein Obdachloser, ein Jahr als Hartz-IV-Empfänger. Damit sie endlich lernen, was eigentlich in diesem BRD-Staat wirklich los ist.

Diese "Volksvertreter" müssen die Quittung mit dem Stimmzettel bekommen. Schon im September in Mecklenburg-Vorpommern und bei den Kommunalwahlen in Niedersachsen kann der Wähler die Abstrafung vornehmen.

Klaus Hoffmann, Bad Bevensen

 

Preistreiberei
Betr.: "Die Börse traut ihren Augen nicht" (Nr. 31)

Unsere "benzinpreistolle Regierung" beschloß am 23. August in einem Gesetzentwurf eine Beimischung von Biokraftstoff in unser Benzin ab 2007 und Herr Steinbrück verkündete sogleich, daß ein leichter Anstieg der Kraftstoffpreise möglich sei. Was denken sich diese Herrschaften eigentlich?

Man kann die Heuchelei täglich mit bloßen Fingern greifen, denn jeder Preisanstieg versetzt uns und unserer Wirtschaft einen weiteren Todesstoß. Man kann dieses Handeln der Preistreiberei nur noch als Absicht zum "Steuermelken" unseres Volkes deuten! Bei fast allen Verkündungen dieser Regierung wird erneut das Volk abgezockt, Steuersteigerungen sind anscheinend ihr einziges Ziel, das Volk wird regelrecht ausgepreßt. 

Horst Schmidt, Höhbeck

 

Merkel schiebt die CDU nach links
Betr.: "Scheitert Deutschlands ,letzte' Option?" (Nr. 31)

Die Zustimmung zur großen Koalition sinkt und sinkt, mit ihr verlöscht Frau Merkels Stern; die erste deutsche Kanzlerin kocht auch nur mit Wasser und dann auch noch schlecht. Wir bräuchten dringlichst Besseres, was aber gegenwärtig nicht zu sehen ist, wenn auch die FDP vom Niedergang der großen Parteien bevorteilt ist.

Mir bereitet besonders der Zustand der CDU Sorgen, die unter Merkel weiter nach links wandert und immer inhaltsärmer wird. Was wählt man eigentlich, wenn man die Union wählt? Ich vermag nichts zu sehen und bin dabei, ins Lager der Nichtwähler abzuwandern. Ich weiß, daß man das nicht sollte, aber was soll ich machen, wenn ich keine Gruppierung finde, der ich inhaltlich zustimmen kann. 

Margot Wiesner, Berlin

 

Undeformiert
Betr.: "Sprachschatz" (Nr. 31)

Herzlichen Dank für die Ausführungen zum "Sprachschatz" und Ihr Festhalten an der bewährten Rechtschreibung. Auf der Neuauflage von Mackensens Deutschem Wörterbuch steht: "Unreformiert, undeformiert".

Peter Klumpen, Leichlingen

 

Kutter gerammt, Fischer gerettet
Betr.: "Durch Rammen zum Erfolg" (Nr. 28)

Die Versenkung zweier italienischer Panzerschiffe im Juli 1866 vor der kroatischen Insel Lissa durch das Flaggschiff des österreichischen Admirals Freiherr von Tegetthoff, der den Befehl zum Rammen gegeben hat, ist von marinegeschichtlicher Bedeutung.

Im Zweiten Weltkrieg sind so manche der deutschen U-Boote durch Rammstoß von Seiten der gegnerischen Zerstörer versenkt worden.

Das in Laboe an der Kieler Förde aufgestellte Unterseeboot U-995 hat in den Weihnachtstagen 1944 seinerseits einen Fischkutter durch Rammen versenkt.

Der Einsatz von Torpedos oder Flak-Beschuß versprach keinen Erfolg. Rammen erschien der einzig mögliche Weg, um den bewaffneten Kutter "funktot" zu machen: Die Position des U-Bootes auf der Route der britisch-amerikanischen Geleitzüge mit Kriegsmaterial für die sowjetische Armee vor Murmansk durfte den Russen keinesfalls bekannt werden.

Das für das eigene Boot gefährliche Vorhaben glückte.

Ein Fischer sprang von Bord und wurde zusammen mit einem weiteren "Iwan", der nach Versenkung eines erheblich größeren Küstenwachschiffes aus dem eiskalten Wasser gefischt wurde, von den U-Bootmännern freundlich empfangen.

Beachtlich ist, daß er trotz Sprachschwierigkeiten ganz selbstverständlich menschenwürdig behandelt wurde.

Dr. H. G. Hess, Wunstorf-Idensen

 

Absolute Verunsicherung ist die Folge
Betr.: "Sprachschatz" (Nr. 31)

Es freut mich sehr, wenn die Preußische Allgemeine Zeitung den nur einem kontraproduktiven Aktivismus entspringenden Reformunsinn der deutschen Rechtschreibung nicht mitmacht.

In nächster Zeit wird wertvolle Unterrichtszeit in den Schulen mit absurden neuen Regeln vergeudet, es wird Fünfen in den Deutscharbeiten unserer Schüler hageln.

Unterm Strich gibt das alles nicht den mindesten Nutzen, außer für die Buchverlage mit dem Verkauf neuer Duden und dem Druck abermals aktualisierter Schulbücher.

Auf der Strecke bleibt die deutsche Umgangssprache mit einer zusätzlichen Verunsicherung. Man sollte die, die das verzapft haben, zur Rechenschaft ziehen und ihnen das Handwerk legen!

Jetzt aber zu Ihnen: Rechtschreibreform hin, Rechtschreibreform her. Offenbar ist es trotz aller Bemühungen in der Schule - etwa Klasse 4 oder 5 - in Jahrzehnten nicht gelungen, klarzumachen, wann das mit "s" und wann das mit "ss" (oder "ß") geschrieben wird. Siehe Absatz 3, Zeile 3!

Oder ist diese Feinheit, aus der man auf den Bildungsgrad des Schreibers schließen kann, auch der "Reform" zum Opfer gefallen? 

Dr. H. W. Wittmeier, Rösrath

Anmerkung der Redaktion: Unser Leser Dr. Wittmeyer hat recht: "das" muß "das" bleiben. Es handelt sich um ein Korrekturversehen, das wir bedauern.

 

Überall Misstrauen
Betr.: "In Deutschland geht der Trend zum ,Bakschisch'" (Nr. 32)

Heute kann man sich nur noch in der Familie und im Freundeskreis aufeinander verlassen, geht von gleichen Werten aus und beweist sich als anständiger Mensch, um diese nicht mehr so übliche Bezeichnung zu verwenden.

Drumherum ist Mißtrauen und Vorsicht angesagt. Warum ist das so? Ich weiß es nicht, und ich bin auch kein anderer geworden. Bestechung ist nur ein heute übliches Verhalten. Wer unsere beschmierten Wände und zerkratzten Scheiben sieht, muß Heranwachsende vermuten, die besser nicht geboren worden wären. Warum sind Anstand, warum Rechtschaffenheit und Ehrlichkeit auf dem Rückzug. Warum fällt Vertrauen so schwer? 

Rudolf Meischel, Baden-Baden

 

Schuldig vor der Weltgeschichte - Bomben auf Dresden
Betr.: "Erneuter Rückschlag für Opfer von Dresden 1945" (Nr. 27)

Es ist schmerzlich und geradezu peinlich lesen zu müssen, daß 13 Historiker 61 Jahre nach Kriegsende theoretisch feststellen wollen oder sollen, wieviel Menschen bei den Angriffen der anglo-amerikanischen Luftwaffe auf Dresden am 13. und 14. Februar 1945 beim "Thunderclab" - Donnerschlag-Plan - getötet worden sind. Daß der Stadtrat von Dresden noch für eine Computersimulation des Feuersturms 200 Euro bewilligen soll, schlägt, so meine ich, dem sprichwörtlichen Faß den Boden aus, zumal dann, wenn zu lesen ist, daß erreichbare Quellen in eineinhalbjähriger Tätigkeit der Wissenschaftler nicht ausgewertet wurden. Alle Daten über die Zahl der Flugzeuge bei den Angriffen auf Dresden, die Anzahl der Spreng- und Brandbomben sowie Tages- und Uhrzeit sind meines Wissens bekannt.

Bekannt ist auch das Dokument der Dresdener Ordnungspolizei vom 22. März 1945, in dem es heißt, daß sich die Verluste auf 35000 identifizierte Opfer und 202040 geborgene Opfer handelt; insgesamt 237040.

Bekannt ist aber auch, daß der heutige Oberstleutnant der Bundeswehr a. D. Matthes, 1945 Chef des Stabes einer Einheit der deutschen Wehrmacht, der die Angriffe am Rande des Zerstörungsgebietes erlebt hat und mit einem Sonderstab in Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung am 14. Februar vorrangig mit der Bergung der Opfer beauftragt war, festgestellt hat, daß neben den 35000 identifizierten Opfern mit Namensangabe noch 50000 Opfer teil-identifiziert festgestellt wurden aufgrund von Eheringen mit eingravierten Initialen oder anderer Erkennungszeichen. An weiteren 168000 Opfern war nichts mehr zu identifizieren; insgesamt somit 253000 Opfer. Literatur: Maximilian Czesany: "Alliierter Bombenterror - Der Luftkrieg gegen die Zivilbevölkerung Europas, 1940-1945".

Bezüglich der Tieffliegerangriffe gegen Flüchtlinge auf den Elbwiesen sollte den Augenzeugen die Glaubwürdigkeit nicht abgesprochen werden.

Ist es eine "Deutsche Krankheit", daß Tatsachenberichte ignoriert oder bis zur Unkenntlichkeit zerredet werden? Die Autorität des Rechts muß gewahrt werden, sonst versinkt alles im Chaos! Sonst könnten 2050 selbsternannte Spezialisten oder eine Kommission von Wissenschaftlern behaupten, im Februar 1945 seien gar keine Terrorangriffe auf Dresden durchgeführt worden, bei denen Dresden in Schutt und Asche gelegt wurde. Dresden war keine Industriestadt, die die Angriffe hätte rechtfertigen können.

Dresden war zur Zeit der Terrorangriffe überbevölkert mit Flüchtlingen aus den deutschen Ostgebieten und verwundeten Soldaten der Ostfront. Das wußten die Alliierten.

Bei den Angriffen ging es bewußt darum, möglichst viele Deutsche zu töten! Wer dann noch behauptet, die Angriffe seien kein Kriegsverbrechen gewesen, tut mir aufrichtig leid! Die Planer der Bombardements mögen militärisch für sich einen Erfolg verbuchen und sich freuen über ihren "blutigen Erfolg" und sich schuldlos fühlen. Doch schuldig bleiben sie vor der Weltgeschichte! Mord verjährt nicht!

Hans Vollmer, Detmold

 

Literaturhinweis
Betr.: "Das Vergessen ist eine allgegenwärtige Macht" (Nr. 28)

Ich las Ihren Hinweis auf das Buch "Im letzten Garten - Besuch bei toten Dichtern". Das veranlaßt mich, auf das Buch "Die Grabstätten der deutschsprachigen Dichter und Denker" von Josef Walter König hinzuweisen. Mein Grund: Er hat auch das Grab von Johanna Wolff bedacht. Daß das Peter Andreas ebenfalls getan hat, bezweifele ich! 

Hannelore Patzelt-Hennig, Achim

 

Geständnis hat sich für Grass gelohnt
Betr.: " Der Balken im eigenen Auge" (Nr. 33)

Die Startauflage des neuen Grass-Buches vom "Häuten der Zwiebel" war in zwei Tagen fast ausverkauft. Es hat sich demnach gelohnt, daß Grass viel zu spät bekannte, daß er der Truppe angehört hat, deren meist jungen gefallenen Soldaten er in Bitburg nicht ihre Ruhe gönnte. Eine verlogene Ikone, deren Feigheit noch zu verstehen wäre, wenn er aus Sorge um sein berufliches Wohlergehen seine Zeit bei der Waffen-SS verschwiegen hätte. Sehr viele haben nach dem Ende des Krieges ihre Mitgliedschaften, Funktionen und Zugehörigkeiten ausgelassen. Aber sie haben doch in der Regel nicht auf die eingedroschen, deren Teil sie selbst gewesen waren, und wenn, dann waren sie Lumpen, und die wird es immer geben.

Ich denke, daß die Ikone zwar einige Kratzer abbekommen hat, aber Ikone bleiben wird. Eine politische Moral ist bei uns weitgehend unbekannt. Und es wird doch auch schon fleißig entschuldigt und verstanden. 

Klaus Engelmann, Pluwig

 

Waffen-SS hatte durchaus ihre Verteidiger
Betr.: "Der Balken im eigenen Auge" (Nr. 33)

Die Behauptung, Hardy Krüger sei nie bei der Waffen-SS gewesen, ist falsch, er diente in der

W-SS-Div. "Nibelungen". Zu den ehemaligen W-SS-Soldaten in der westdeutschen Politik zählt auch Hans Wissebach, CDU-Abgeordneter im Bundestag. Er kam blind nach zwölf Jahren aus russischer Kriegsgefangenschaft zurück und setzte sich als erster Sprecher der "Hilfsgemeinschaft auf Gegenseitigkeit der ehemaligen Angehörigen der Waffen-SS e. V." (Hiag) für die Interessen seiner Kameraden ein. Außer Kurt Schumacher gaben Ehrenerklärungen für diese Elitetruppe ab: Adenauer, F. J. Strauss, Helmut Schmidt, und Nato-General Dr. Hans Speidel. Vertreter aller Parteien erschienen auf Versammlungen der Hiag, einem mächtigen Wählerpotential. In der Bundeswehr wurden fünf Waffen-SS-Soldaten Generäle. In der US-Militärakademie West Point hängen Gemälde der Waffen-SS-Generäle Sepp Dietrich und Felix Steiner.

Ingeborg Pohl, Kleinmachnow

 

Auch eine Diktatur
Betr.: "Der Balken im eigenen Auge" (Nr. 33)

In der bisherigen Medien-Diskussion über Grass ist ein Aspekt vollkommen übergangen worden. Ich bin Jahrgang 1921 und habe für den Schriftsteller Verständnis. Als mein Sohn 1953 in der DDR aus dem Kindergarten mit der Parole "Stalin ist unser bester Freund" kam, mußte ich schweigen, um seine Lebenslaufbahn nicht zu gefährden. Das ist in jeder Diktatur so.

Nach dem verlorenen Krieg mußte auch Grass seine "Jugendsünde" verschweigen, um seine Karriere nicht zu gefährden. Er stand unter der Diktatur der "political correctness". Erst mit zunehmender Altersweisheit erlaubte er sich, etwa über das Schicksal der "Wilhelm Gustloff" und jetzt über seine Jugend zu schreiben. So hat Grass eigentlich etwas höchst Verdienstvolles gewagt: Er entlarvte das heuchlerische Schweigen-müssen unserer Gesellschaft. Das war er seinem Nobelpreis schuldig.

Wilhelm Fuehrer, Köln

 

Schade um Polen
Betr.: "Tauziehen um die ,Gustloff'-Glocke" (Nr. 34)

Was so feinnervig und für die Zukunft der Polen und Deutschen so wichtig für die Aussöhnung der beiden Völker begonnen hat, nämlich der kulturelle Austausch, die wirtschaftliche Zusammenarbeit und ein beginnender Tourismus, das alles setzen die beiden Brüder durch ihre verantwortungslose Hetze auf's Spiel. Haben sie noch nie von der "Charta der Vertriebenen" gehört, die bereits 1950, also vor 56 Jahren, jedweder Rache und Vergeltung abgeschworen hat? Als Repräsentanten einer alten, europäischen Kulturnation, wie sie Polen unwidersprochen ist, bieten die Brüder Kaczynski ein jammervolles Bild. Das polnische Volk hat sie nicht verdient! Auf vielen Reisen nach Polen (Ostpreußen und Pommern) haben wir viele Menschen kennen- und schätzengelernt. Über weitere Reisen nach Polen müssen wir nun wohl nachdenken und die Entwicklung abwarten. Sehr schade! Margrit und

Winfried Schiewer, Allendorf

 

Franz-Josef Jung ist der Aufgabe nicht gewachsen
Betr.: "Kalt geduscht?" (Nr. 30)

Wieder hat Hans Heckel mit seinem Wochenrückblick den Nagel auf den Kopf getroffen. Großartig, wie er das Phänomen "Staatengemeinschaft", das als Phantom durch die politische Landschaft geistert, für alle Leser verständlich macht. Ebenso aufschlußreich ist seine Würdigung des derzeitigen Verteidigungsministers. Hierzu seien einige Anmerkungen erlaubt.

Franz Josef Jung ist ein Protegé des hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch, jenes Mannes, der rigoros durchgreift, wenn jemand nicht nach seiner Pfeife tanzt. Als Beispiel sei der Rausschmiß des Martin Hohmann aus der CDU genannt, mit dessen Ansicht Herr Koch sich nicht identifizieren konnte. Der Ministerpräsident hat mit F. J. Jung zudem einen Mann seines Vertrauens in die Ministerriege gehievt, um so noch stärker Einfluß auf die Bundesregierung nehmen zu können.

Nun hat der Verteidigungsminister von seinem Vorgänger zwar den Auftrag übernommen, Deutschland am Hindukusch zu verteidigen. Das genügt F. J. Jung aber offenbar nicht. Er möchte allen Ländern Mores lehren, die nicht in Ruhe und Frieden leben wollen. So drängelte er sich unter anderem in den Kongo und möchte selbst im Libanon kräftig mitmischen.

Dabei leistet ihm sein Parteifreund Elmar Brok tatkräftig Schützenhilfe. Man hat bei alledem den Eindruck, daß beide Politiker erst wissen, was sie denken, wenn sie hören, was sie sagen. Wie sonst ist es zu verstehen, daß sie sich hinter die imaginäre "Staatengemeinschaft" zurückziehen, wenn sie die Sinnlosigkeit ihrer Vorhaben erkennen oder sie hierauf hingewiesen werden müssen. Mit ihren unüberlegten und dilettantischen Äußerungen machen sie zudem deutlich, daß sie ihren Aufgaben nicht gewachsen sind und deshalb für strategische Entscheidungen ungeeignet sind. Das ist gewiß kein gutes Renommee für die Bundesregierung.

Walter Grubert, Hannover

 

Churchill außerhalb jeder Kritik
Betr.: Leserbrief "Königsberg - 1944 über Nacht ausgelöscht" (Nr. 32)

Die Bombardierung Königsbergs 1944 war nur einer von vielen sinnlosen Terrorangriffen der englisch-amerikanischen Luftflotten. Sie waren weder kampf- noch kriegsentscheidend und standen in keinem Verhältnis zu den Angriffen der deutschen Luftwaffe auf England. Verantwortlich hierfür war Luftmarschall "Bomber"-Harris im Auftrag von Premier Churchill. Es waren Kriegsverbrechen, heute würden sie dafür vor einem Tribunal stehen.

Nun gibt es Stimmen, die der jetzigen britischen Bevölkerung eine kritischere Betrachtung der damaligen Kriegsführung zubilligen wollen. In einer Umfrage der BBC vor einiger Zeit haben eine Million Briten Churchill zum größten Briten aller Zeiten gewählt. Danach ist zu befürchten, daß eine Bereitschaft zur Kritik an der damaligen Kriegsführung noch Jahrzehnte wachsen muß. Eher anzunehmen ist aber: "Right or wrong - my country." 

Alfred Kümpel, Fritzlar

 

Welche Alternative haben die Polen denn?
Betr.: "Eine, sehr brutale Politik'" (Nr. 28)

Ich bin ein tschechisch-österreichischer gelegentlicher Leser Ihrer Zeitung, der über Polen gut informiert ist, dies nicht nur aus geschäftlichen Gründen, sondern auch wegen meiner polnischen Lebenspartnerin.

Entschuldigen Sie mir bitte "scharfe Worte", denn ich muß sagen, Ihr Artikel ist einseitig - und die zitierte "Gazeta Wyborcza", die Tageszeitschrift der ehemaligen Kommunisten, die nur ihre Rhetorik kosmetisch verändert haben - ist nicht glaubwürdig. Die "Gazeta" lügt, wenn sie behauptet, die Politik der heutigen polnischen Regierung sei gegen die EU oder gegen Deutschland orientiert.

Die Polen lehnen zwar streng ein EU-Superstaat-Konzept ab, aber hier sollte man ihnen eher danken als sie zu kritisieren, denn die EU wird heute von der Linken mehr und mehr beherrscht, und das führt nicht zu guten Zielen. Die EU-Behörden hatten sogar die alten tschechoslowakischen Kommunisten aus der Sowjetzeit des Landes angenommen.

Herr Lepper ist nicht mein Vorbild, nunmehr er ist als Repräsentant der gewöhnlichen Leute aus dem Dorfe, also der mit der Landwirtschaft verbundenen Mitbürger, zu verstehen. Er repräsentiert eine bestimmte Bevölkerungsschicht, die kann man nicht aus der Politik des Staates ausblenden. Was Herrn Giertych betrifft: Er ist ein hochgebildeter Rechtsanwalt, dessen Reden kultiviert und sachlich sind - im Vergleich zu Donald Tusk ("Bürgerplattform", die sich als Liberale deklarieren). Herr Tusk konnte nur kritisieren und sonst nichts. Ich hatte den Eindruck, daß er eine Marionette eines unsichtbaren Hintergrunds der bisher linksorientierten Medien ist.

Eine objektive Sicht auf Polen ist heute schwierig, denn die neue politische Szene ist in Entwicklung, die auch mehrere Turbulenzen aufweisen kann. Nunmehr: Können Sie als Redakteure eine konkrete Alternative für die jetzige Regierung nennen? Auf die Linke und ihre neue Mimikry hat das polnische Volk in den letzten Parlamentwahlen aus logischen Gründen eindeutig verzichtet: Folgen ihrer Amtszeit sind mehr als drei Millionen Arbeitslose und das Monatsgehalt in einem niederschlesischen Dorf (außer Breslau) machte 200 Zloty (50 Euro) pro Kopf aus. Soll es dem polnischen Volk also bangen nach der Kwasniewski-Zeit, die außer Arbeitslosigkeit und Armut noch eine riesige Welle der Korruption hervorgebracht hat?

Auch die Demokraten in Deutschland hatten vor ein paar Jahren das durch die Schröder-Fischer-Gruppe forcierte EU-Superstaatskonzept abgelehnt und sie hatten recht. Deutschland muß deutsch sein, wie auch Polen polnisch sein muß. Keine Homosexualgesetze, sondern Gesetze, die Tradition und die universale Moral, die von den gemeinsamen christlichen Wurzeln Europas entstanden ist, gehören zu einem harmonischen Europa. 

Vladimir Kebrle, Usti nad Orlici, Tschechei

 

Ende des Leugnens
Betr.: "Nicht objektiv" (Nr. 33)

Polen sieht sich als Opfer und will um nichts in der Welt aus dieser angeeigneten Rolle gerissen werden, was zur Folge hat, daß historische Wahrheiten nicht nur verschwiegen, sondern mit äußerster Aggressivität abgewehrt werden. Nun ist aber nicht zu leugnen. daß auch die nationalistische Politik Polens ihren Anteil am Ausbruch des Zweiten Weltkrieges hatte und daß bei den Vertreibungen schlimmste Verbrechen begangen worden sind. Die Täter sind heute sehr alt oder lange tot. Sie repräsentieren das heutige Polen nicht mehr, das sich selbst verunreinigt, wenn es nicht zu seiner ganzen Vergangenheit steht.

Schauen wir uns das Schweigen der Bundesregierung an, drängt sich der Eindruck auf, daß sie der polnischen Regierung in nichts nachsteht, eher ihr noch hinterherhinkt, denn die Polen haben ihre eigenen Opfer nie vergessen, was sie ehrt. 

Alfred Anderson, Lörrach

 

Falsche historische Zuordnung
Betr.: "Mein Gott, das treibt mir Tränen aus" (Nr. 31)

Zwei Bemerkungen zu diesem Beitrag. 1732 war die Zustimmung evangelischer Fürsten für die Pragmatische Sanktion nicht mehr erforderlich. Kaiser Karl VI. hatte diese Regelung per Gesetz bereits 1713 vollzogen.

Der unselige Grundsatz "cuius regio, eius religio" (lateinisch für: wessen Land, dessen Religion), war eine Bestimmung (ius reformandi) des Augsburger Religionsfriedens von 1555, also schon vor dem Westfälischen Frieden.

Hannes O.-Lätzen, Augsburg


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