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16.09.06 / Der Libanoneinsatz ist keine Premiere / Von der Kaiserlichen über die Reichs-, die Kriegs- und die Bundes- zur Deutschen Marine war ein langer Weg

© Preußische Allgemeine Zeitung / 16. September 2006

Der Libanoneinsatz ist keine Premiere
Von der Kaiserlichen über die Reichs-, die Kriegs- und die Bundes- zur Deutschen Marine war ein langer Weg

Nach der Gründung des Deutschen Reiches lag es nahe, analog zum Norddeutschen Bund der gemeinsamen Handelsflotte eine gemeinsame Kriegsflotte zur Seite zu stellen. Die größeren Bundesstaaten einschließlich Preußen waren traditionelle Landmächte, und so waren die Ziele dieser Kaiserlichen Marine anfänglich defensiver Natur. Küstenschutz und Schutz der Handelsflotte waren ihre primären Aufgaben. Allerdings war die Kaiserliche Marine auch schon zu Zeiten Kaiser Wilhelms I. stark genug, um mit ihr Kanonenbootpolitik zu betreiben.

Eine Zäsur bedeutete der Regierungsantritt des flottenbegeisterten dritten Deutschen Kaisers. Unter ihm wurde die Kriegsflotte massiv ausgebaut. Deutschland wurde Seemacht. Die praktische Umsetzung der ehrgeizigen Pläne Wilhelms II. übernahm Alfred von Tirpitz. Der Staatssekretär des Reichsmarineamtes setzte auf Abschreckung. Sein Versuch, insbesondere Großbritannien durch eine "Risikoflotte" von einem Krieg abzuschrecken, scheiterte jedoch mit dessen Kriegserklärung 1914.

Wie auf praktisch allen Gebieten war das den Ersten Weltkrieg beendende Versailler Diktat auch hinsichtlich der deutschen Seestreitkräfte hart. An einen Krieg mit Großbritannien war nicht einmal zu denken. Die Reichsmarine war schon froh, wenn sie das Reich vor einem Angriff zur See durch Frankreich und Polen verteidigen konnte.

Nach der "Machtergreifung" der Nationalsozialisten begann auch auf diesem Felde eine Nachrüstung. Das deutsch-britische Flottenabkommen von 1935 befreite Deutschland dabei von den Fesseln von Versailles. Vier Jahre später war die deutsche Marine jedoch noch lange nicht der britischen gewachsen. Auch der Versuch von Karl Dönitz, die Unterlegenheit auf See durch massiven U-Boot-Einsatz wettzumachen, brachte nicht die ersehnte Wende. Bleibende Verdienste erwarb sich die Kriegsmarine unter seiner Leitung bei der Evakuierung Millionen ostdeutscher Flüchtlinge über die Ostsee.

Im Rahmen der Remilitarisierung Deutschlands im Zuge des Kalten Krieges erhielten die beiden deutschen Teilstaaten auch Seestreitkräfte. Im Gegensatz zu den vorangegangenen Marinen war wie die Volks- auch die Bundesmarine von Beginn an als Bündnismarine konzipiert. Im Kalten Krieg war es ihre Aufgabe, sich in der Ostsee an der Kontrolle des Ausgangs zur Nordsee und am Schutz der deutsch-dänischen Küste sowie in der Nordsee an der Verteidigung der Zugänge zu den deutschen, dänischen und niederländischen Häfen maßgeblich zu beteiligen. Wie bei Heer und Luftwaffe hat inzwischen auch bei der Marine die Transformation, sprich Umwandlung, von einer Verteidigungs- zu einer Interventions-Teilstreitkraft mit (potentiellen) Einsatzgebieten rund um den Globus eingesetzt.

Der jetzige Libanoneinsatz der Deutschen Marine ist übrigens nicht die erste Beteiligung deutscher Seestreitkräfte an einer internationalen Seeblockade zur Durchsetzung eines Waffenembargos. Während des Spanischen Bürgerkriegs haben deutsche Kriegsschiffe in Zusammenarbeit mit britischen, italienischen und französischen das schon einmal getan. Damals allerdings richtete sich das Embargo gegen beide Kriegsparteien, war also unparteiisch, während es jetzt darum geht, nur einer Seite, nämlich der Hisbollah, den militärischen Nachschub abzudrehen, also Partei zu ergreifen. (M. R.)


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