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23.09.06 / "Hoppla, jetzt komm ich ..." / Vor 115 Jahren wurde in Hamburg der Schauspieler Hans Albers geboren - Neue CD über sein Leben erschienen

© Preußische Allgemeine Zeitung / 23. September 2006

"Hoppla, jetzt komm ich ..."
Vor 115 Jahren wurde in Hamburg der Schauspieler Hans Albers geboren - Neue CD über sein Leben erschienen
von Silke Osman

Sah A. als Liliom gastieren, ein großer eleganter Kerl mit vulgärem Charme, nicht ohne Gewalttätigkeit", notierte Bertold Brecht 1948 in seinem Arbeitsjournal. Mit "A." war kein anderer als Hans Albers gemeint, der Hamburger, der als "blonder Hans", als Frauen-schwarm der 1930er und 1940er in die Filmgeschichte einging.

Geboren am 22. September 1891 als Sohn des Schlachtermeisters Wilhelm-Philipp Albers und dessen Ehefrau Johanna, sollte Hans einen vernünftigen Beruf erlernen, obwohl der Vater selbst ein Freund des Theaters war.

Nach dem nicht sehr erfolgreichen Schulbesuch schickte man ihn in eine kaufmännische Lehre bei einer Farb- und Chemikalienhandlung, die er jedoch nicht beendete. Ohne Wissen der Eltern nahm er schließlich Schauspielunterricht, gefördert vom Frankfurter Theaterdirektor Arthur Hellmer, der seine Begabung erkannt hatte. Erste Engagements am Sommertheater in Bad Schandau, am Neuen Theater in Frankfurt / Main, in Güstrow und am Schiller-Theater in Hamburg-Altona folgten. Sogar auf der Bühne des renommierten Hamburger Thalia-Theaters sah man ihn, und erstmals wurde die Kritik auf ihn aufmerksam.

Im Ersten Weltkrieg wurde Hans Albers an der Westfront schwer verwundet. Nach seiner Genesung ging er nach Berlin, wo er unter anderem als Erzkomiker im Theater an der Stresemannstraße, im Berliner Theater und an der Volksbühne erste Erfolge hatte. In Bertolt Brechts "Dreigroschenoper" feierte er Triumphe als Mäckie Messer. Später sollte er diese Rolle auch im Film verkörpern (1949).

Um sich etwas dazu zu verdienen, nahm Albers Engagements beim Stummfilm an. 1918 erhielt er seine erste Rolle in "Rauschgold". Über 100 weitere Streifen folgten, bis er 1929 für den Ton-Film "Die Nacht gehört uns" in einer Hauptrolle verpflichtet wurde. Er war einer der wenigen Schauspieler, die den Übergang vom Stumm- zum Tonfilm schadlos überstanden. Nun folgte Streifen auf Streifen; hier nur eine Auswahl: "Der blaue Engel" (1930), "Bomben auf Monte Carlo" (1931), "Der Sieger" (1932), "Der Mann, der Sherlock Holmes war" (1937), "Sergeant Berry" (1938), "Wasser für Canitoga" (1939), "Trenck der Pandur" (1940), "Münchhausen", (1943), "Große Freiheit Nr. 7" (1944). Obwohl Hans Albers in vielen Filmen gefährliche Szenen drehte, ließ er sich nie doubeln. Er war sportlich durchtrainiert und hielt nichts davon, andere die Risiken seiner Arbeit tragen zu lassen. Eine Haltung, die in gewissem Sinne typisch für sein Leben war. Neben seiner Aktivität als Filmschauspieler und Sänger spielte er auch weiterhin Theater in ganz Deutschland.

Der Mensch Albers wird offenbar durch eine kleine Anekdote: Mit dem Film "F. P. 1 antwortet nicht" wurde 1932 ein neues Kino in Hamburg eröffnet. Albers zeigte sich auf der Bühne dem begeisterten Publikum. "Irgend etwas mußte ich sagen", erinnerte er sich später. "Hinten in der Mittelloge erkenne ich ganz klein Mutters Gesicht. Sie war natürlich zu meiner Premiere gekommen. ,Sie haben sich so freundlich bei mir bedankt', sagte ich zum Publikum. ,Aber eigentlich steht das mir gar nicht zu', fuhr ich fort. ,Wenn ich Ihnen Spaß gemacht habe, sollten Sie sich bei der Frau bedanken, die mich auf die Welt gebracht hat. Drehen Sie sich einmal um, denn dort hinten in der Mittelloge sitzt sie.' Die Scheinwerfer richteten sich nach hinten. Meine Mutter wurde purpurrot. Dann nickte sie stolz wie eine Königin nach allen Seiten. Das war der schönste Erfolg meines Lebens!"

Mit den Nationalsozialisten und ihrem Regime hatte Albers nicht viel im Sinn, obwohl er in dieser Zeit seine größten Erfolge feierte. Nur seine beispiellose Popularität schützte ihn vor Verhaftung, da er keinen Hehl aus seiner Abneigung machte. Seine Lebensgefährtin Hansi Burg jedoch mußte aus Deutschland über die Schweiz nach London fliehen, weil sie Halbjüdin war. Nach dem Krieg kehrte sie zu ihrem Hans zurück ...

Nach 1945 konnte Albers zunächst an seinen Ruhm anknüpfen. "Hoppla, jetzt komm ich" - dieser Spruch aus einem Filmschlager war sein Markenzeichen geblieben. Er drehte noch einige Filme wie "Nachts auf den Straßen" (1951), "Auf der Reeperbahn nachts um halb eins" (1953) oder "Vor Sonnenuntergang" (nach Gerhart Hauptmann; 1956). In diesem Film zeigte er, daß er weitaus mehr war als der Volksschauspieler, als der er gefeiert wurde. 1958 war er "Der Mann im Strom" nach dem Roman von Siegfried Lenz. Albers nahm schließlich aber auch Aufträge an, die nicht unbedingt zu seinem Image als strahlender Held paßten. Er demontierte sich selbst, erkannte Matthias Wegner in seiner Albers-Biographie (Ellert & Richter Verlag, Hamburg 2005).

Auf der Höhe seines Ruhms hatte Albers die Ruhe gesucht und in Garatshausen am Westufer des Starnberger Sees schon vor dem Zweiten Weltkrieg für sich und Hansi Burg ein Haus gekauft. Viel Zeit verbrachte er dort mit der Zucht von 60 verschiedenen Rosensorten. Segelpartien auf dem Starnberger See und lange Spaziergänge mit Hansi Burg gehörten zu seiner bevorzugten Freizeitbeschäftigung.

Als er ahnte, daß er sterben würde, bat er, in Hamburg zu Grabe getragen zu werden. "Immer durfte ich nur heiter siegen und heiser singen. Ich durfte nicht altern, nicht sterben und nun ist es doch so weit", soll er zu seiner Lebensgefährtin gesagt haben. Am 24. Juli 1960 starb Hans Albers in einem Sanatorium im bayerischen Kempfenhausen. Seine letzte Ruhestätte fand er auf dem Ohlsdorfer Friedhof in Hamburg. In seiner Vaterstadt wurde vier Jahre nach seinem Tod der Wilhelmsplatz in St. Pauli in Hans-Albers-Platz umbenannt.

Noch heute schwärmen Filmliebhaber vom "blonden Hans", noch heute werden seine Filme hin und wieder im Fernsehen gezeigt, seine in typischer Albers-Tonlage gesungenen Lieder sind vielen Menschen noch im Ohr. Mit seiner Biographie hat Matthias Wegner Albers' Leben und Karriere nachgezeichnet, nicht immer bedingungslos begeistert, sondern mit kritischer Bewunderung. Jetzt ist sie als Hörbuch erschienen, und kein Geringerer als der Schauspieler Ulrich Tukur liest den Text - einfühlsam und zurückhaltend. Ein Vergnügen nicht nur für ausgewiesene Albers-Fans.

Ulrich Tukur liest Hans Albers. Die Biographie von Matthias Wegner, Bear Family Records 2006, 3 CDs, Länge etwa 220 Minuten, 29,90 Euro, PMD-Bestellnummer 5737.


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