© Preußische Allgemeine Zeitung / 23. September 2006

List oder rohe Gewalt?

Jetzt reicht's aber! Gleich schmeiß ich die Dose an die Wand, vielleicht öffnet sie sich dann wie durch ein Wunder. Dieser verflixte Dosenöffner, von wegen Wunder der Technik! Wer hat den bloß erfunden? Sicher einer dieser Schlaumeier, die selbst nicht in der Küche stehen und mit den Tücken des Alltags zu kämpfen haben.

Mit den Packungen aus Papier ist's auch nicht besser. "Hier aufreißen", steht da geschrieben. Meist auch noch in roter Druckfarbe, damit man es auch ja nicht übersehe. Und wenn man dann an dem berühmten "Nibbel an der Lasche" zieht, dann ... na ja, auch nix, denn der Nibbel reißt ab, die Packung aber nicht auf. Da greift man schließlich zum scharfen Messer (Vorsicht, in der Hitze des Gefechts kann schnell ein Mißgeschick passieren!), um der Packung zu Leibe zu rücken.

Ganz Zuversichtliche versuchen ihr Glück noch einmal mit der vorgeschriebenen Öffnungstechnik. Das muß doch auch ohne den Nibbel gehen! Also mit roher Gewalt. Geht auch, doch ist die Packung nun nicht an der vorgeschriebenen Stelle geöffnet, so daß sich der Inhalt unbarmherzig in der Küche verteilt.

List oder rohe Gewalt? Je nach Temperament rückt Hausfrau oder -mann den tückischen Objekten des Alltags zu Leibe. Konservendosen, Tiefkühlpackungen, Marmeladengläser - sie sind durch einen ganz speziellen Trick gesichert, damit man an die in ihnen steckenden Köstlichkeiten kommt, aber nicht so schnell, bitte sehr ... "Hier aufreißen", "Am roten Band einfach ziehen", "Deckel anheben und drehen" - gut gemeint, aber das einzige was reißt, ist der Geduldsfaden.

Sollte es tatsächlich stimmen, was ein bissiger Zeitgenosse einmal behauptet hat: Ohne Dosenöffner würde unsere technische Gesellschaft verhungern? Na dann nimmt man am besten doch gleich nur frische Ware, oder? (SiS)