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23.09.06 / Wiskiauten "auf der Spur"

© Preußische Allgemeine Zeitung / 23. September 2006

Wiskiauten "auf der Spur"

Cranz - Seit über 140 Jahren kennen die Archäologen den ungefähren Standort des legendären Wikinger-Handelsplatzes Wiskiauten. Gefunden haben sie ihn noch nicht. Doch nun seien sie "auf der richtigen Spur", meint der deutsche Grabungsleiter Timo Ibsen.

Nahe dem samländischen Seebad Cranz haben die Archäologen die Reste einer Siedlung gesucht, in der Prussen und Winkinger über einen Zeitraum von rund 200 Jahren zusammengelebt haben. Darauf, daß es ein derartiges Zusammenleben gegeben hat, weisen die 1865 entdeckten und für die Region völlig atypischen 500 Hügelgräber hin. Prussen verbrannten ihre Toten und setzten sie in Flachgräbern bei. Tonscherben, Silber-Fibeln, Schwerter, Lanzenspitzen und Schmuck von Grabbeilagen sowie Kleidungsreste bestätigen zudem die These von den Wikingergräbern. Wiskiauten paßt aber auch in das System von Handelsplätzen der Wikinger direkt an der Ostsee mit Orten wie Truso, Haithabu, Ralswiek und Vineta.

Nun haben die Wissenschaftler, deren Grabungsprojekt vom Europäischen Sozialfonds (ESF) gefördert wird, an der Südwestecke des Kurischen Haffs Siedlungsspuren entdeckt. Wikinger waren Seefahrer, ihre wichtigen Handelsplätze waren daher nicht im Landesinneren, sondern hatten direkten Zugang zur Ostsee. Daß die Fundstelle nicht unmittelbar an der Ostsee liegt, sondern im hintersten Winkel des Haffs, muß dennoch nicht irritieren. Die Zufahrt zum Kurischen Haff liegt zwar heute im Norden bei Memel. Dies war aber vor 1000 Jahren noch nicht so, erklären die Forscher. Damals sei die Öffnung im Süden gewesen, was die Bedeutung Wiskiautens als Handelsplatz der Wikinger noch hervorhebt.

Die Reste eines Brunnens und mehrerer Häuser, die jetzt in etwa einem Meter Tiefe freigelegt wurden, stammen aus dem 12. Jahrhundert. Um etwa 200 Jahre zu jung für die Wikingerzeit, aber für die Forscher der richtige Hinweis. Mit neuester Technik wollen sie ihr Ziel doch noch erreichen. Durch das hier eingesetzte Geomagnetik-Verfahren etwa wird das Magnetfeld der untersuchten Fläche festgestellt. Abweichungen vom natürlichen Magnetfeld der Erde entstehen durch Bodenverfestigungen, unter anderem auch durch menschlichen Eingriff. Durch das Verfahren werden auch unterirdisch gelegene ehemalige Wege und Hausgrundebenen sichtbar.

Die Funde, darunter auch eine byzantinische Münze, die den Fernhandel der Wikinger belegt, sollen im Kunsthistorischen Museum von Königsberg ausgestellt werden. (Bernhard Knapstein)


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