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23.09.06 / Der Wochenrückblick mit Hans Heckel

© Preußische Allgemeine Zeitung / 23. September 2006

Verbockt / Was die Ungarn noch lernen müssen, was wir schon alles wissen und warum wir jetzt nach Postlow marschieren
Der Wochenrückblick mit Hans Heckel

Da haben wir uns ja vielleicht was aufgesackt. Was sich da in Ungarn abspielt - unglaublich! Wer will jetzt noch bestreiten, daß es unverantwortlich war, diese sogenannten "Reformstaaten" 2004 so mir nichts dir nichts auf den heiligen Rasen der EU treten zu lassen?

Das Ausmaß an politischer Unreife unterbietet alle Mindestanforderungen - sowohl beim ungarischen Volk als auch bei seiner Regierung. Ministerpräsident Ferenc Gyurcsany hat keine Ahnung, wie sich Politiker in einer reifen Demokratie auszudrücken haben. Er gab vor seiner Fraktion also zu, daß seine Regierung jahrelang gelogen, alles verbockt ("und zwar nicht ein bißchen, sondern richtig!") und ansonsten nichts von Belang getan hat. Dieser Striptease ist widerlich und dem Vertrauen der Bürger in ihre staatlichen Institutionen äußerst abträglich. Gyurcsany sollte schleunigst ein Praktikum in Berlin absolvieren, um die monströsen Lücken in seiner Politiker-Qualifikation zu schließen.

Wenn eine deutsche Regierung alles verbockt hat, dann drücken ihre klugen Führer das professionell aus. Das klingt dann so: "Ja, wir haben Fehler gemacht, aber jetzt sind wir auf einem guten Wege." Schröders virtuoses "Wir haben verstanden" veredelte den Bauchklatscher seiner besonders chaotischen ersten Amtsmonate gar zum Wahlkampfschlager.

Hat eine Bundesregierung wie die ungarische nur hilflos herumgestümpert und nichts zu Wege gebracht, heißt es: "Wir haben wichtige Vorarbeit geleistet." Bei "Vorarbeit" fragt nämlich niemand nach sichtbaren Ergebnissen. Sollten die Berliner vollends den Überblick verlieren, lassen sie verlauten, sie seien sich "der Komplexität der Probleme ganz und gar bewußt" und verschafften sich mittels einer "eigens eingesetzten Expertenkommission ein Bild der schwierigen Lage".

Und wenn Berlin nicht mehr umhin kommt zuzugeben, daß tatsächlich alles "verbockt" wurde, hört sich das aus Profimund so an: "Wir sind nach reiflicher Überlegung zu dem Schluß gekommen, daß hier und da Nachbesserungen sinnvoll sein könnten." Oder auch nicht, denn sobald herauskommt, daß die Regierenden in Wahrheit nicht das Geringste unternommen haben, erklärt ihr Sprecher nachdenklichen Gesichts: "Die Regierung geht mit großer Behutsamkeit an die Probleme heran und warnt ausdrücklich vor übereilten Schritten." Herr Gyurcsany, kommen Sie nach Berlin. Nach vier Wochen Intensivkurs können Sie auch so tolle Sätze sagen und verschonen ihr Volk vor weiteren Zumutungen.

Ach ja, das ungarische Volk. Da ist auch noch einiges zu tun. Wie kann man angesichts von Politikerlügen nur so aus der Haut fahren? Wer wissen will, was fortgeschrittene demokratische Gemeinwesen von ihren Volksvertretern erwarten, kann das in den Umfragewerten deutscher Politiker nachlesen. Als SPD-Vizekanzler Müntefering unlängst öffentlich als "ungerecht" beklagte, daß man seine Partei allen Ernstes an ihren Wahlversprechen messe, war uns das nicht mehr als ein Lächeln wert.

Allerdings wollen wir nicht ungerecht sein: Nicht alles ist duster unter der Budaer Burg. Immerhin ist es offenbar einigen Leuten, die der Regierung nicht gewogen sind, gelungen, den im Mai aufzeichneten Redemittschnitt monatelang geheimzuhalten und den Skandal dann punktgenau wenige Wochen vor den Kommunalwahlen hochgehen zu lassen. Der spontane Volkszorn explodierte dann (wie) auf Bestellung. Immerhin, das hat was! Um es auf bundesberlinisch auszudrücken: "Wir sehen ermutigende Zeichen eines beginnenden demokratischen Reifeprozesses."

Das reicht aber noch nicht. Der erste Schritt muß sein, daß sich die Ungarn von ihrem mittelalterlichen Zwang zur Wahrheit befreien, auch im kleinen Kreise von Fraktionssitzungen oder ähnlichem. Wir wissen doch, wie gefährlich Wahrheit ist. Papst Benedikt hat mit seinem reaktionären Wahrheitszwang soeben die komplette muslimische Welt gegen sich und uns aufgebracht. Hatten wir uns nicht darauf geeinigt, daß christliche oder anderweitig abendländische Repräsentanten über gewisse Dinge einfach den Rand halten? Kaiser Manuel II. beschrieb die Jünger Mohammeds als aggressiv und gewalttätig. Als der Papst das zitierte, blieb zahllosen Moslems nichts übrig, als mit Gewalt und Aggression zu reagieren. "Hab ich's nicht gleich gesagt?" raunt uns der unverbesserliche Byzantiner aus dem Jenseits zu.

Ja, ja - wir leben aber nicht mehr im Mittelalter und wollen da auch nicht mehr hin. Wir leben im Dialog, daher wissen wir, daß nur eine kleine Minderheit in der muslimischen Welt andere Religionen geringschätzt und teilweise sogar eine gewisse Gewaltneigung an den Tag legt, während die überwältigende Mehrheit ... hm ... jaaa ... na wie dem auch sei: Der Dialog muß fortgesetzt werden! Wer redet, der schießt nicht, haben uns kluge Männer gelehrt. Was wir tun sollen, wenn das, was die andere Seite redet, bloß ihre Schlachtrufe sind? Nun, dann müssen wir uns eben eine freundlichere Version des Wortes "Schlachtruf" ausdenken, mit der die Überlebenden unter uns dann erneut in den Dialog eintreten können.

Wer nicht mitmacht, ist ein Kreuzfahrer und aller Verachtung wert. Kreuzfahrer waren Leute, die im 11. und 12. Jahrhundet den Nahen Osten, welchen die Nachfahren Mohammeds erst ein halbes Jahrtausend zuvor aus seiner jahrhundertelangen christlich-byzantinischen Oberhoheit glücklich befreit hatten, unters Kreuz zurückholen wollten. Was für ein Blödsinn, das hängt uns heute noch nach!

Vernünftige Menschen gab es allerdings auch im Mittelalter schon. Sachsenherzog Heinrich der Löwe hatte sich über das (vermutlich lausige) Kartenmaterial gebeugt und festgestellt, daß die Reise anstrengend würde und die muslimischen Reiche viel zu groß waren, als daß er da mitmarschieren wollte. Irgendetwas mußte er aber tun, um nicht abseits zu stehen im Kampf für das Gute. Kreuzzug war damals "politisch korrekt", das heißt: Wer nicht mitmachte, machte sich verdächtig, auf der falschen Seite zu stehen.

Das mußte Heinrich, der vom Kaiserthron träumte und jede PR brauchen konnte, unbedingt vermeiden und kam auf eine geniale Idee. Während der amtierende Kaiser mit den Seinen den mörderischen Weg ins ferne Morgenland nahm, sattelte Heinrich sein Roß zum "Wendenkreuzzug" ins heutige Mecklenburg-Vorpommern schräg gegenüber. Das Terrain war einigermaßen vertraut und die Feinde dort waren auch viel kleiner an Zahl als die muselmanischen Riesenheere.

Geschichte lebt von Kontinuität. Die islamistische Szene ist weltweit eine einzige Brutstätte von Gewalt, Diktatur und Fanatismus, die es auf unsere elementaren Werte abgesehen hat. Eigentlich müßten wir denen mutig unsere Meinung sagen. Aber die Jungs können eben verdammt gefährlich werden, weshalb wir uns lieber nicht mit ihnen anlegen. Denken Sie nur an Theo van Gogh! Wollen wir auch so enden?

Natürlich nicht - dennoch wollen wir als leuchtende Streiter für Freiheit, Menschenrechte und Demokratie bewundert werden. Also mußten andere, möglichst mickrige Freiheitsfeinde her, die wir dann tapfer niederringen. Die Lösung: Ein Wendenkreuzzug gegen Postlow, jenes Dorf, in dem die NPD 38,2 Prozent der Stimmen errungen hat. Vorauskommandos der Medien sondieren derzeit das Feld. Hinter den 38 Prozent stehen bloß 55 Wähler, die Bewohner machen dem Vernehmen nach einen relativ harmlosen Eindruck, alles nicht weiter wild. Insgesamt haben in MV knapp 60000 Leute die "Nationalen" gewählt, denen wir jetzt mutig unser "Gesicht zeigen" werden.

Wenn uns später einer fragt, was wir denn gegen die globale Bedrohung der Freiheit getan haben, können wir stolz zurückgeben: Wir waren in Postlow und haben den Feinden der Demokratie die Meinung gegeigt!


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