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30.09.06 / Alles Murks / Wahlkampf der Jungen Union

© Preußische Allgemeine Zeitung / 30. September 2006

Alles Murks
Wahlkampf der Jungen Union

Die letzte Bundestagswahl ist noch nicht lange her, und schon ist die Sehnsucht spürbar, möglichst bald wieder zu wählen. Oder überhaupt nicht mehr zu wählen. Auch Nicht-Politikwissenschaftler stellen fest, diese Bundeskanzlerin hat nach der Wahl im Herbst des vergangenen Jahres so ziemlich das Gegenteil von dem gemacht, was sie zuvor versprochen hatte. Selbst überzeugte Unions-Wähler wenden sich mit Grauen ab. Einst wurde ihnen mehr Freiheit versprochen. Paul Kirchhof galt als Garant dieser Richtung. Wie Moses wollte er seine Schar ins gelobte Land führen, in den "Garten der Freiheit". Gelandet sind nun alle im Garten des Kollektivismus, des Egalitarismus, der staatlichen Gängelung und des Schröpfens.

Dabei galt Angela Merkel vor gar nicht allzu langer Zeit als Hoffnungsträgerin. Idealistische junge Menschen machten für sie Wahlkampf, wie jetzt in der Publikation "In der Mitte der Kampagne - Grassroots und Mobilisierung im Bundestagswahlkampf 2005" nachzulesen ist. Die Verfasser dieses Sammelbandes haben an der ersten bundesweiten Grassroots-Kampagne mitgewirkt und als "teAM Zukunft" für einen Sieg der Union gestritten. Der Wert des Buches liegt darin, daß die Leser hier einen authentischen Einblick bekommen, wie ein neuartiges Wahlkampfinstrument, das aus den Vereinigten Staaten kommt, in der Praxis funktioniert. In der CDU-Parteizentrale wird man dieses Buch sicher aufmerksam und kritisch studieren. Daß es auch noch "Angela Merkel, der ersten deutschen Bundeskanzlerin" gewidmet ist, wird ein dezenter Geschmack als des Guten zu viel empfinden.

Peter Radunski, alter Haudegen und Wahlkampfstratege der Union, hat das Vorwort beigesteuert. Der Profi attestiert dem "teAM Zukunft", daß es in der Bundestagswahl 2005 ein neues Beispiel für Anhängermobilisierung gegeben habe. Radunski schreibt: "Nur wer weiß wofür, engagiert sich."

Das ist genau der Punkt. Müssen sich die ganzen jungen Idealisten, die sich im Umfeld der Union engagiert haben, nicht betrogen vorkommen?

Radunski ist der Meinung, Werte und nicht Programme bewegten Nationen. Wie sollen Kampagnen zukünftig aussehen? Zunächst einmal müßten würdigere Kandidaten zur Verfügung stehen, für die sich das Werben lohnt, könnte man spitz formulieren. Die Große Koalition wird die Politikverdrossenheit noch vermehren, so viel läßt sich bereits jetzt vorhersagen. Doch auf Dauer führt Polit-Abstinenz ja zu nichts. Viele Menschen sind unterhalb der Schwelle eines Partei-Eintritts zu mobilisieren. Und diese gilt es zu gewinnen. Die Autoren raten dazu, bestehende Wahlkampfstrukturen besser in die Kampagne zu integrieren. Die Mobilisierungsarbeit in einem Wahlkampf müsse vor allem von der Jungen Union und auch von den Senioren ausgehen. Doch ohne die richtigen Inhalte ist alles Murks.

Die Union hat diese richtigen Inhalte gehabt - und vergessen. Jetzt klammert sie sich wie einst Schröder an die Macht. Hat sich das "teAM Zukunft" die Zukunft so vorgestellt? (Ansgar Lange)

Florian Melchert, Fabian Magerl, Mario Voigt (Hrsg.): "In der Mitte der Kampagne. Grassroots und Mobilisierung im Bundestagswahlkampf 2005". polic books Berlin / München 2006, 249 Seiten, 24,80 Euro, Best.-Nr. 5785


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