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14.10.06 / Preußens Frauenheld / Prinz Louis Ferdinand

© Preußische Allgemeine Zeitung / 14. Oktober 2006

Preußens Frauenheld
Prinz Louis Ferdinand

Herzensbrecher oder Frauenversteher? Was war Prinz Louis Ferdinand (1772-1806) - "der Abgott schöner Frauen, blauäugig, blond, verwegen"? Geboren wurde er am 18. November 1772 als Sohn von Markgräfin Anna Elisabeth Luise von Brandenburg-Schwedt und Ferdinand von Preußen, dem jüngsten Bruder Friedrichs des Großen. Schon als Knabe fällt er durch seine natürliche Liebenswürdigkeit, seine Tollheiten und seinen unwiderlichen Charme auf. Außerdem hat er ein viel zu weiches Herz für die damalige Zeit. Er versorgt die Wachen vom Schloß mit warmem Essen und an arme Soldatenfrauen verschenkt er sein Taschengeld. Später wird ihn diese Großzügigkeit, von seinen Eltern als "Unsitte" getadelt, immer wieder in Geldnöte stürzen.

In seiner Kindheit wird Louis Ferdinand von drei Frauen der engsten Familie geprägt: von seiner immer etwas kühl distanzierten Mutter, seiner Schwester Luise, sie wird seine liebste und engste Vertraute, und von seiner Tante Prinzessin Anna Amalia, einer Schwester Friedrichs des Großen. Der aufgeweckte Junge ist ihr Lieblingsneffe, und sie fördert ganz entscheidend seine musikalische Begabung. 1786 zieht die Familie von Friedrichsfelde bei Berlin in das Berliner Schloß Bellevue um. Als Friedrich der Große stirbt, geht die strenge, spartanische Zeit zu Ende. Der 16jährige Louis Ferdinand stürzt sich voller Leidenschaft in das ausgelassene Hofleben und merkt sehr schnell, wie gut er bei den Frauen ankommt. Er läßt sich von den Schönen verwöhnen und prägt schon mal einen Satz wie: "Ich muß jetzt ein bißchen Prinz sein. Die Leute wollen es so haben." Er hat zahlreiche Liebschaften mit französischen Emigrantinnen, einer polnischen Fürstin, einer niederländischen Adeligen, braven Berliner Bürgermädchen und Prinzessinnen aus der weitverzweigten Verwandtschaft. 1799, der Prinz scheint reifer und erwachsener geworden zu sein, lernt er in dem von Magdeburg nicht weit entfernten Schricke die junge Bürgerliche Henriette (Jette) Fromme kennen und verliebt sich in sie. Auch für sie ist es die große Liebe. 1802 wird der Prinz Domprobst in Magdeburg, bezieht ein Jahreseinkommen und kauft das Rittergut Schricke. Eine Ehe mit der bürgerlichen Henriette ist zwar nicht möglich, aber sie leben in einem "eheähnlichen" Verhältnis. Louis ist glücklich und sie bekommen zwei Kinder, die er abgöttisch liebt.

Aber mit der Zeit genügt dem Prinzen das stille Familienglück nicht mehr und er besucht immer öfter und allein den Salon seiner Freundin und Seelentrösterin Rahel Levin. Er nennt sie seine "moralische Hebamme".

Ein anderer Besucher formuliert es so: "Nur bei ihr, die er nicht sinnlich liebte, deren Freundschaft ihn indessen viel süßer als alles übrige war, brauchte er sich nicht zu betäuben, zu betrinken, zu heucheln, konnte er sich geben, wie er sein wollte." Im Salon von Rahel Levin lernt er Pauline Wiesel, seine zweite große Liebe, kennen. Hin und her gerissen zwischen zwei Frauen schreibt er, "wie heiß und heftig meine Liebe zu Pauline ist, mit welcher Innigkeit und Zärtlichkeit ich dabei zugleich an der himmlisch guten, lieben Henriette hänge". Ein Stoff, aus dem griechische Tragödien sind.

In einem leichten erzählerischen Stil beschreibt Renate Fabel in ihrem Buch "Prinz Louis Ferdinand und die Frauen" seine Frauengeschichten, seine Leidenschaft zur Musik, die schöngeistige Unterhaltung in den Berliner und Hamburger Salons.

Außerdem erfährt der Leser etwas über seine militärische Laufbahn, über die politische Situation Preußens und über sein tragisches Ende. Eine kurzweilige Lektüre. (Barbara Mußfeldt)

Renate Fabel: "Prinz Louis Ferdinand und die Frauen", dtv Verlag, München 2006, brosch., 260 Seiten, 15 Euro, Best.-Nr. 5817


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