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14.10.06 / ..., Mutter sein dagegen sehr / Gründe deutscher Frauen, sich für oder gegen Nachwuchs zu entscheiden

© Preußische Allgemeine Zeitung / 14. Oktober 2006

..., Mutter sein dagegen sehr
Gründe deutscher Frauen, sich für oder gegen Nachwuchs zu entscheiden

Während Eva Herman die Frauen zurück zu Kindern und Küche ruft und Familie als wahre Bestimmung der Frau propagiert, blickt Karin Deckenbach, ehemalige Redakteurin der "Frankfurter Rundschau", recht distanziert auf das von Eva Herman entworfene Bild. "Die Mutterglück-Falle - Warum wir unser Familienbild ändern müssen" heißt das aktuelle Buch der Diplompolitologin, in dem sie anhand zahlreicher Beispiele das Idealbild von Familie mit der Realität vergleicht. Die Mutter einer Tochter beschreibt hierin die Probleme, die deutschen Frauen das Mutterwerden unnötig schwer machen. Vor allem die fehlenden Betreuungsplätze sieht sie als Übel an, aber auch das Frauenbild in der deutschen Gesellschaft sei reformbedürftig. Einerseits würden Frauen, die für Kinder den Beruf voll aufgeben würden, belächelt, andererseits würden Mütter, die ihre Kinder sofort in fremde Hände geben, als zumindest weniger gute Mütter, wenn nicht sogar Rabenmütter gelten.

"Es ist keine Freiheit, zwischen Beruf und Familie wählen zu müssen. Und es ist stressig, Karriere, Kinder, Küche zu vereinbaren - übrigens auch für Männer." Wie stressig und frustrierend letzteres ist, macht die 1963 geborene Autorin an einigen Fallbeispielen deutlich. Schon beim Lesen treibt es einem bei dem Versuch der Mütter, Beruf, Kinder, Ehemann, Haushalt, Freunde und Familie miteinander zu vereinbaren, den Schweiß auf die Stirn. Fehlende Betreuungsplätze bei schlechten Öffnungszeiten, unzuverlässige Tagesmütter, spät-pubertäre Au-Pair-Mädchen, kranke Kinder, Chefs mit Extra-Wünschen und sich vernachlässigt fühlende Gatten bestimmen das Leben der berufstätigen Frauen mit Nachwuchs. Daheim bei den Kindern zu bleiben, sei jedoch für die berufliche Fortentwicklung der Frau tödlich: "Nach drei Jahren ist die Mutter schon in den Brunnen gefallen."

Die Behauptung, je höher die Erwerbstätigkeit der Frauen, desto niedriger die Geburtenrate, ist laut der Autorin nachweisbar falsch. Deutschland habe mit die geringste Frauenerwerbsquote in Europa, gleichzeitig aber mit eine der niedrigsten Geburtenraten. In Skandinavien und Frankreich sei beides erheblich höher, weil die Frauen hier bessere Wahlmöglichkeit hätten und eben viele Frauen auch Kinder und Beruf haben wollten und müßten. Müssen deswegen, weil keiner seinen Lebensstandard verschlechtern wolle.

Außerdem würden die Probleme bei der Partnerfindung auch von der Familiengründung abhalten. Vor allem Akademikerinnen bekämen nicht nur aus Karrieregründen, sondern auch aufgrund von Partnermangel noch weniger Kinder als der Durchschnitt. Zwar sei es ganz natürlich, wenn ein Professor einen weniger gebildeten Partner, beispielsweise seine Sekretärin, ehelichte. Eine Professorin, die mit ihrem Hausmeister eine Beziehung anfängt, würde hingegen gleich nach dem Motto "Die hat es aber nötig" belächelt werden.

Aber nicht nur Gesellschaft, Politik und Wirtschaft bekommen bei Karin Deckenbach die Leviten gelesen, auch die Männer erhalten eine Lektion. So hätten viele Männer den Ehrgeiz, ihren Vater in Sachen Beruf zu übertrumpfen, doch welcher Mann wolle schon bei Aktivitäten im Haushalt besser sein als sein Herr Papa? Aber ohne die Unterstützung ihrer Partner sei für Frauen die Doppelbelastung kaum zu schultern.

Egal was man von den Meinungen der Autorin halten mag und auch wenn ihre Ausführungen manchmal ein wenig zugespitzt sind, so liefert sie doch gute Erklärungen dafür, warum sich in Deutschland immer weniger Frauen für Kinder entscheiden. (Bel)

Karin Deckenbach: "Die Mutterglück-Falle - Warum wir unser Familienbild ändern müssen", dtv, München 2006, broschiert, 239 Seiten, 14,50 Euro, Best.-Nr. 5819


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