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21.10.06 / Die ostpreußische Familie / Leser helfen Lesern

© Preußische Allgemeine Zeitung / 21. Oktober 2006

Die ostpreußische Familie
Leser helfen Lesern
von Ruth Geede

Lewe Landslied

und Familienfreunde,

die meisten Briefe, die ich in den letzten Wochen erhielt, waren entweder an mich persönlich gerichtet oder mußten von mir beantwortet werden, denn die darin enthaltenen Fragen sollten nach den Wünschen der Schreiber nicht an die Öffentlichkeit. Und dazu kamen oft seitenlange Erinnerungen, zu denen ich Stellung nehmen sollte - und so mancher wird sich gewundert haben, daß ich dies noch nicht getan habe. Nun muß ich die Beantwortung selber vornehmen - eben, weil die Schreiben sehr persönlich sind -, und da gab es einige Schwierigkeiten, denn ich hatte eine sehr schmerzhafte Entzündung an der rechten Hand, und die ärztliche Verordnung lautete: Ruhigstellung. Zwar konnte ich einige Dinge im wahrsten Sinne "mit links" erledigen, brauchte auch einige Lesetermine nicht sausen zu lassen, da ich treue Helfer hatte, aber es blieb notgedrungen doch viel Post liegen. So komme ich erst jetzt dazu, wenigstens die Briefe mit den leichteren Wünschen zu beantworten, für die anderen bitte ich noch um etwas Geduld.

Zu den "abgelagerten" Schreiben gehört auch das von unserm treuen Ostpreußen Klaus Josef Schwittay. Er übersandte mir die Kopie eines heiteren, plattdeutschen Büchleins von Gustav Sieg, das ich nicht kannte, dafür einen ganz herzlichen Dank. Den sagte Herr Schwittay auch unserer Familie, denn er hat nun die gewünschten Ostpreußenblatt-Ausgaben von 1950 an komplett. Nun sucht er Exemplare des Vorläufers unseres Ostpreußenblattes, die am 1. Februar 1949 erstmalig als Mitteilungsblatt der Landsmannschaft Ostpreußen erschienene Zeitung "Wir Ostpreußen". Herausgabe zuerst monatlich, dann 14täglich. Im März 1950 wurde sie vom Ostpreußenblatt abgelöst. Herr Schwittay besitzt die Folgen 7 und 11, möchte aber gerne alle noch fehlenden Ausgaben von "Wir Ostpreußen" haben und bittet deshalb unsere Leserschaft, ihm auf der Suche nach diesen zu helfen. (Klaus Josef Schwittay, Fliederstraße 39 in 58566 Kierspe, Telefon 0 23 59 / 60 01.)

Bei der Frage, die mein Königsberger Landsmann Burghard D. Lubbe stellt, geht es um den Großvater, vielmehr um die Großeltern aus Ponarth. Gustav Lubbe war Reichsbahninspektor am Hauptbahnhof und wohnte mit seiner Frau Anna geborene Naguschewski in einer Ponarther Straße (Barbarastraße?). Der Enkel erinnert sich, daß sie mit der Straßenbahn bis zur Endhaltestelle fuhren und dann noch ein Stück laufen mußten. Die Großeltern besaßen einen Schrebergarten, in den 20er Jahren war Gustav Lubbe Vorsitzender des Schrebergarten e. V. "Immergrün". Vielleicht erinnert sich jemand noch an dieses grüne Paradies vor den Toren der Stadt? Enkel Burghard, * 1935, wuchs in der Schrötterstraße auf, dann zog die Familie zum Steindammer Wall. Der musikalische Junge wurde "Sängerknabe" im Kinderchor des Reichssenders Königsberg, erhielt dazu von dessen Leiter Max Naused Geigenunterricht. Viele Erinnerungen knüpfen sich an diese schöne Kinderzeit, bis dann das jähe Ende kam. Im Januar 1945 wurde die Wohnung seiner Eltern am Steindammer Wall zu einer Art "Sammelstelle" für Verwandte und Bekannte. Seine Mutter fuhr mehrmals zu den Großeltern nach Ponarth, um sie zu bewegen, mit ihnen Königsberg zu verlassen, aber sie weigerten sich hartnäk-

kig. Welches Schicksal erlebten sie, wann, wo und wie sind sie gestorben? Es wird schwer sein, noch Zeitzeugen zu finden, obgleich der Großvater ja einen großen Bekanntenkreis gehabt haben muß. Den Großvater mütterlicherseits hat Burghard Lubbe nie gekannt, er verstarb schon vor seiner Geburt. Aber er erinnert sich noch gut an seine Lieblingsoma in Piaten, das zu seinem Kinderparadies wurde. Von dem zum Kirchspiel Puschdorf, Kreis Insterburg, gehörenden Ort ist nichts mehr zu sehen, aber Herr Lubbe entdeckte dann doch das letzte Relikt vom großmütterlichen Hof: ein Brunnenloch. Noch nie sei in unserer Zeitung der Name "Piaten" aufgetaucht, meint er, gerne hätte er Kontakt zu ehemaligen Bewohnern. Ach ja, und noch eine Suchbitte hängt Herr Lubbe seinen Ausführungen an: nach der Familie Sprengel, die am Steindammer Wall ein Kolonialwarengeschäft besaß. Mit Sohn Gerd spielte er zusammen mit ihren Zinnsoldaten, seine Schwester hieß Ruth. So, jetzt warten wir auf Antworten, hoffentlich nicht umsonst. (Burghard D. Lubbe, Dr.-Otto-Meyer-Straße 40 in 86169 Augsburg, Telefon 08 21 / 8 35 76.)

Jetzt geht es um einen sehr spezifischen Suchwunsch, der nur einen sehr begrenzten Kreis unserer Leser ansprechen wird, weil er eine wissenschaftliche Arbeit betrifft. Es ist aber wohl die einzige Möglichkeit, von den gewünschten Angaben wenigstens Teile zu erhalten oder Hinweise zu betreffenden Quellen zu finden. Herr Prof. Dr. Siegfried Wollgast aus Dresden beabsichtigt, einem von ihm erarbeiteten Manuskript "Zur Frühen Neuzeit, zu Patriotismus, Toleranz und Utopie" ein ausführliches Personenregister beizugeben. Es soll neben den Namen der im Manuskript vorkommenden Autoren, Herausgeber, Akteure und so weiter auch deren Lebensdaten erfassen. Es handelt sich um folgende Personen aus dem 16./17. Jahrhundert, die in Altpreußen gewirkt haben: Auer, Arzt in Ostpreußen 1718 - Czudnochowski, Justizrat in Angerburg, um 1760 - Damerau, Valentin, 1596-1610 Pfarrer in Landsberg - Domaradzki, Samuel, 17. Jahrhundert - Katski (auch Kontski, Contzki), Stephan - Katski, Samuel Johannes, = 1737 - Kochanowski, Stephan (1663) - Kyntler, Sozianer (1611) - Luclawice-Taschicky, Johannes Achatius (1709) sowie drei Emigranten, die in Ostpreußen gewirkt haben: Sierakowski, Alexander (1639, 1655), von Sierakowski, Christoph (1776) und von Sierakowski, Georg. (17./18. Jahrhundert). Es handelt sich durchweg um Sozianer (Unitarier, Photinianer). Erfragt wird jeweils nur das Geburtsjahr, gegebenenfalls auch das Sterbejahr. (Prof. em. Dr. phil. habil. Siegfried Wollgast, Holbeinstraße 141 in 01309 Dresden, Telefon 03 51 / 4 59 12 64.)

Zu meinem Beitrag in Folge 26 über den Wehlauer Pferdemarkt bekam ich einige Zuschriften, die sich vor allem mit der Erzählung von Katharina Botsky "Laura oder der Markt zu Wehlau" befaßten. Es wurde wiederholt nach dem "Buch" gefragt, weil es nirgendwo aufzufinden war. Nun handelt es sich aber um keine Buchveröffentlichung, sondern lediglich um eine Erzählung, die aber in vielen Anthologien und Kalendern zu finden ist. Als ein Beispiel sei hier der Jahrgang 171 (2007) des Kalenderbuchs "Der redliche Ostpreuße" genannt (s. Nr. 41). Das von Rautenberg im Verlagshaus Würzburg herausgegebene Produkt hat beim PMD die Bestellnummer 5729 und kann dort für 9,95 Euro bezogen werden. Dies zur Information. Aber auf eine Zuschrift muß ich doch besonders eingehen, weil sie eine ganz persönliche Erinnerung an den Wehlauer Pferdemarkt ist - von einer echten Wehlauerin. Frau Ursula Cramer geborene Hecht, schreibt: "Mit großem Interesse habe ich Ihren Bericht gelesen, auch mir ist ein ähnlicher Fall bekannt. Da bekam ein Soldat Urlaub, um auf dem Markt nach einem gestohlenen Pferd zu suchen. Er fand es auch bei den Zigeunern. Es wurde bei uns eingestellt, deshalb weiß ich es so genau. Meine Eltern waren keine gebürtigen Wehlauer, daher weiß ich nicht, wie es früher auf dem Markt zuging, es würde mich aber sehr interessieren. Der größte Auftrieb, den ich - Jahrgang 21 - erlebte, war im Jahr 1939. Schon vor dem offiziellen Marktbeginn am ersten Montag im Juli wurde gehandelt. Unsere Kochfrau aus Peterswalde mußte schon am Mittwoch vorher kommen. Das war ein Betrieb in unserm Laden, zu dem auch ein Restaurant gehörte! Meine Mutter schickte mich mit 1000 Mark zur Bank. Das war damals sehr viel Geld. Ein Brötchen kostete zwei Pfennig. Ich war sehr stolz, daß sie mir so viel Geld anvertraute!" - Ja, das sind Kindheitserinnerungen, wie sie oft bei unsern älteren Lesern aus der Vergangenheit aufsteigen, wenn sie die "Ostpreußische Familie" lesen. Vielleicht erhält ja nun Frau Cramer Zuschriften von alten Wehlauern oder Marktbesuchern, die ihr mehr erzählen können, darüber würde sie sich freuen. (Ursula Cramer, Treeneblick 25 in 24988 Oeversee, Telefon 0 46 30 / 15 95.)

Spielkameraden, ich suche Euch! Mit diesem Aufruf meldet sich ein alter Insterburger aus der Forchestraße 3. Gesucht werden Herbert Brekau und Harry Schwede, die im Hofgebäude des Hauses wohnten (Klaus Hardt, Rudower Straße 6 in 12557 Berlin, E-Mail: kwhardt@yahoo.de.)

Eure

Ruth Geede

Foto: Anna und Gustav Lubbe: Aufnahme aus dem Jahre 1942/43 (Foto: privat)


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