19.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
28.10.06 / Denglisch - to go!

© Preußische Allgemeine Zeitung / 28. Oktober 2006

Denglisch - to go!
von Harald Fourier

Es gibt nur noch wenige Berliner Widerstandsnester, die sich ihrer "Latte-Macchiatoisierung" hartnäckig widersetzen. Längst haben Kaffee-Trendgetränke mit Milch(schaum) wie Cappuccino und Caffé Latte den herkömmlichen Filterkaffee abgelöst.

Nun gut: Italienische Kaffeekultur ist eine Bereicherung. Ich weine dem Filterkaffee keine Träne nach. Es war Zeit für etwas Neues.

Aber von wegen "italienische Kaffeekultur" - unter den Neuankömmlingen auf dem deutschen Markt (der nach wie vor von Tchibo beherrscht wird) ist der Hecht im Kaffeeteich nicht eine italienische Firma wie "Segafredo", sondern "Starbucks" - bis 2007 will die US-Firma in Deutschland 100 Filialen eröffnet haben.

Ein ähnliches Konzept wie "Starbucks" verfolgt die deutsche Kaffeekette "Balzac". Die haben guten Kaffee und einen noch besseren Milchschaum. In Berlins Schönhauser Allee gibt es zwei Geschäfte direkt nebeneinander: eine "Balzac"-Filiale und einen eigenständigen Laden.

Ich gehe immer zu dem letzteren. Warum? Weil bei der Filiale der Hamburger "Balzac"-Kette die deutsche Sprache mit Füssen getreten wird. Es heißt nicht etwa "klein", "mittel" und "groß", sondern "short", "tall", "grande".

Ein Verkaufsgespräch sieht wie folgt aus. Kunde: "Einen großen Cappuccino zum Mitnehmen, bitte." Darauf die Verkäuferin zu ihrer ein Meter entfernt stehenden Kollegin, brüllend: "To go, one Cappuccino, grande!" Neukunden stehen so verunsichert daneben wie der junge Mann in dem Fernsehspot, in dem die Kassiererin ihre Kollegin rufend "Rita, wat kosten die Kondome?" fragt. Nur langsam gewöhnt sich das überwiegend deutsche Publikum an das "globalisierte" Neusprech bei "Balzac".

Ist das jetzt Deutschtümelei, wenn einem das albern vorkommt, daß deutsche Angestellte sich untereinander halbenglisch miteinander unterhalten? Eher ist es doch so: "Balzac" unterwirft sich unnötigerweise einer Karikatur der englischen Sprache.

US-Konkurrent "Starbucks" hat vor einigen Jahren sein Logo (eine barbusige Meerjungfrau) ändern müssen. Weil sich die Emanzenfraktion in Amerika deshalb beschwert hat, schließlich sei das sexistisch ...

Vielleicht beschweren sich auch einmal die "Balzac"-Kunden in der Hamburger Zentrale. Lieber jetzt, als wenn es zu spät ist und es an jeder x-beliebigen Imbißbude heißt: "One Currywurst, medium, for to go." (Wird fortgesetzt, leider)


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabo bestellen Registrieren