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11.11.06 / Muße für Land und Leute / Flußkreuzfahrt von Budapest nach Wien - Auf den Spuren von Kaisern und Königen, Mehlspeisen und Mozart

© Preußische Allgemeine Zeitung / 11. November 2006

Muße für Land und Leute
Flußkreuzfahrt von Budapest nach Wien - Auf den Spuren von Kaisern und Königen, Mehlspeisen und Mozart
von Angelika Fischer

Wer kennt ihn nicht, den Johann-Strauß-Walzer von der schönen, blauen Donau?

Um es gleich vorwegzunehmen: Schön hat die Donau sich uns in der Tat präsentiert zwischen Budapest und Wien, mit naturbelassenen Ufern und überschwemmten Auen, kräftigem Regen und Hochwasser, das den gesamten Schiffsverkehr einen Tag lang zum Erliegen brachte ... Aber blau hat sie sich uns nicht gezeigt! Mal schilfgrün, mal lehmig gelb, dann wieder silbern glitzernd, wenn nach einem Schauer für kurze Zeit die Sonne zwischen dunklen Wolken hervorbrach. "Doch, doch, bei bestimmten Lichtverhältnissen ist die Donau richtig schön blau", versichert uns Harry Ripson, Kapitän auf der MS "River Cloud" seit ihrer Indienststellung vor zehn Jahren. Wenn einer es weiß, dann er!

Die Annehmlichkeiten eines komfortablen Fünf-Sterne-Schiffes, wie es die "River Cloud" und ihr fünf Jahre jüngeres Schwesterschiff "River Cloud II" sind, weiß man insbesondere dann zu schätzen, wenn das Wetter es nicht erlaubt, oben an Deck in der Sonne zu liegen.

Im Gegensatz zu einer Hochseekreuzfahrt, wo für Landgänge zumeist nur wenige Stunden Zeit bleiben, bietet eine Flußkreuzfahrt wesentlich mehr Muße, um Land und Leute, Sehenswürdigkeiten und Geschichte kennenzulernen. Anderthalb Tage Budapest: Also hinein in den Bus und hinauf zum Königspalast, der heute mehrere Museen beherbergt, zur Matthiaskirche, in der traditionell die ungarischen Könige gekrönt wurden, so auch 1867 der österreichische Kaiser Franz Joseph I. und Gemahlin Elisabeth ... Jedem Sissi-Film-Fan ist die vor Ort gedrehte Zeremonie als Geburtsstunde der k.u.k. Doppelmonarchie in allen Einzelheiten bestens vertraut!

Vor der Matthiaskirche thront die imposante Reiterstatue des heiligen Stephan, womit in Ungarn keineswegs der gesteinigte Märtyrer Sankt Stephanus, sondern Stephan I. gemeint ist, erster ungarischer König und um das Jahr 1000 Gründer des magyarischen Reiches. Er bekehrte sich zum Christentum und erklärte es für sein Land zur Staatsreligion, was ihm 1083 von Papst Gregor VII. die Heiligsprechung bescherte.

Während die freiheitsliebenden und nationalstolzen Ungarn zur Habsburger Krone stets ein gespaltenes Verhältnis hegten, sie teiweise als Fremdherrschaft empfanden, wenn auch einhergehend mit wirtschaftlichem Aufschwung und städtebaulichem Fortschritt, lebt in Wien der Zeitgeist der seligen Monarchie ungebrochen und nostalgisch verklärt weiter - zumindest auf dem touristischen Sektor.

Besonders das Mozartjahr 2006 steht ganz und gar im Zeichen des 18. Jahrhunderts beziehungsweise des vor 250 Jahren geborenen Musikgenies. Geburtsort war Salzburg, das damals allerdings noch gar nicht zu Österreich gehörte. Dessen ungeachtet wird Mozart heute gefeiert als der weltweit berühmteste Sohn des Landes und kann sich nicht mehr dagegen wehren, daß sein Konterfei in Form von Talern, Kugeln, T-Shirts, Bierseideln, Weingläsern, Schlüsselanhängern und etlichem Kitsch mehr unters Volk gebracht wird.

Aber es gab auch ernsthafte und sehenswerte Annäherungen an das Genie: eine umfassende, zweigeteilte Ausstellung in der Wiener Albertina, die sich im historischen Teil dem Komponisten und seiner Zeit widmete mit Dokumentationen über Leben und Werk im gesellschaftlichen Kontext.

Wer die Ausstellung versäumt hat, dem sei ein dauerhaft erlebbarer Kunstgenuß empfohlen, der atemberaubend ist, und das im wahrsten Sinne des Wortes: die Karlskirche. Das barocke Meisterwerk ist benannt nach Kaiser Karl VI., der 30 Jahre nach der zweiten Türkenbelagerung während einer verheerenden Pestepidemie versprach, nach deren Abzug eine Kirche errichten zu lassen. In dem 1713 in Auftrag gegebenen Bau nach den Plänen des Schönbrunn-Architekten Johann Bernhard Fischer von Erlach ist die Restaurierung der Kuppel und ihrer weltberühmten Fresken nahezu abgeschlossen.

River Cloud: Sea Cloud Cruises GmbH, Ballindamm 17, 20095 Hamburg, www.seacloud.com, Budapest (deutschsprachig): www.budapestinfo.hu/de/, Wien: www.stadt-wien.at, Mozartjahr: www.wienmozart2006.at, Karlskirche: www.karlskirche.at, Apfelstrudelshow: www.cafe-wien.at

Foto: Komfortables Fünf-Sterne-Schiff: Die "River Cloud" verspricht eine angenehme Reise über Flüsse. (Sea cloud cruiser)


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