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11.11.06 / Der Wochenrückblick mit Hans Heckel

© Preußische Allgemeine Zeitung / 11. November 2006

Neid alter Despoten ist gewiß / Warum Palmwedel Gefühle verletzten, wir Bürger von den Parteien gebraucht werden und bald ganz Deutschland Eddelak ist
Der Wochenrückblick mit Hans Heckel

Millionen vordergründig harmloser Urlaubsfotos und Reisekatalogbilder erscheinen uns, die wir endlich wach geworden sind, in einem neuen, fatalen Licht: Haben Sie denn nicht genau hingesehen? Ist sie Ihnen nicht aufgefallen, die abgründige Botschaft?

Wer Palmen noch immer als hübsches, unschuldiges Motiv hinstellt, der hat aus der Geschichte nichts gelernt und zeigt ein erschreckendes Maß an Ignoranz gegenüber den Opfern von Erwin Rommel, zu denen wegen der Nähe des Generals zum sogenannten Widerstand beinahe auch Hitler selbst gehört hätte.

Fachleute hatten sich sofort an die Arbeit gemacht und die Palme des Afrikakorps mit der an dem mysteriösen Geländewagen verglichen. Das war dann die Stunde der großen Abwiegler: Die neue Plame sei gebogen, die aus dem Zweiten Weltkrieg sei gerade gewesen. Zudem hingen unter dem Baum aus den Skandalfotos Nüsse, die Rommel-Palme aber sei fruchtlos gewesen.

Stellt uns das zufrieden? Selbstverständlich nicht, dafür macht uns das öffentliche Verprügeln und Bloßstellen einer Truppe viel zu viel Spaß, weil deren oberste Repräsentanten immer so herrlich einknicken, sobald es mal ein wenig von vorne zieht.

Palme hin, Palme her - es gibt gewiß noch ganz andere Sachen zum Enthüllen. Womöglich tragen die Bundeswehrler ja sogar Waffen, genauso wie die Wehrmachtsleute damals! Eine Bundestagsuntersuchungskommission wird das alles brutalst möglich aufklären und dann die Verantwortlichen zur Rechenschaft ziehen.

Und da ist schnell der Punkt erreicht, an dem wir von den paar namenlosen Nullachtfuffzehn-Rekruten nicht mehr satt werden. Gierige Blicke spähen die politische Szene aus, wo ein ordentliches Opfer zu finden wäre, das wir mit Knochen und Palmen garniert hinunterschlingen könnten. Kanzlerin Merkel ahnt die Gefahr und hält sich, nachdem sie ihre Pflichtdistanzierung abgeleistet hatte, halblaut im Hintergrund.

Der Verteidigungsminister kann so etwas nicht, er steht zu nah dran am Ganzen. Also fuchtelt Franz Josef Jung aufgeregt mit den Armen, um unseren Appetit auf andere zu lenken: Der Struck wars, erklärte der dem "Stern". Jung will damit nicht bloß seine Haut retten, er möchte auch der Kanzlerin gefallen, an deren Fäden schließlich seine Zukunft hängt.

Und Merkel dürfte es ausnehmend gut gefallen, wie Jung seinen Vorgänger mit Totenschädeln und Rommelpalmen bewirft. Der Struck ist ihr bei den täglichen Geschäften schon seit längerem sehr im Wege. Dem Qäulgeist an der Spitze der SPD-Fraktion in die Parade zu fahren, das hat sich Angela Merkel schon seit Monaten gewünscht. Das ist ihr der Ruf und die Motivation der Bundeswehr schon wert.

Schließlich werden die Wahlkämpfe der kommenden Jahre sowieso recht schwierig. Die Umfragen sehen die beiden "Volksparteien" zusammengenommen kaum stärker als in manch früheren Befragungen eine allein. Außerdem haben die Bürger die Freude am ehrenamtlichen Plakateschleppen verloren, die Mitgliederbasis schmilzt dahin.

Da wird viel herumgeunkt, etwa, daß die einfachen Parteileute und Delegierten auf den Parteitagen ohnehin nichts mehr zu sagen hätten. Stimmt zwar, doch dies den Führungen zum Vorwurf zu machen, kündet von kaltem Undank. Die Parteitagsimpressarios haben sich wirklich Mühe gegeben, einen hochwertigen Ersatz zu schaffen für die Delegiertentagungen alter Schule. Statt tagelang in der langweiligen Politik herumzustochern, werden heute fetzige Luftballonparties mit Rockmusik und "Äindschie! Äindschie!"-Gegröhle oder vergleichbaren SPD-Slogans geboten. Ist das etwa nichts?

Die mit der Werbung beauftraten Kommunikationsexperten der Parteien sind ratlos. Je eleganter und moderner, soll heißen: je denglischer sie auch an die Sache herangehen, desto bescheidener werden die Ergebnisse. Den Alten ist das alles zu laut und zu flach, und die Jungen kommen erst gar nicht - oder wenn, dann nur kurz mal vorbei.

Im holsteinischen Eddelak, einem kleinen Ort in Dithmarschen, hat nun der komplette SPD-Ortsverein seinen Parteiaustritt angekündigt. 19 Genossen an der Zahl, nicht viel. Aber daß eine Volkspartei gleich komplett aus einem Ortsbild verschwindet, ist denn doch schon wieder bedenklich.

Aber unsere Politiker sind kreativ genug, um auch für dieses Problem eine Lösung zu finden. Wenn sich nicht mehr genügend Bürger finden, die sich nicht nur umsonst für die Kurts und Äindschies abrackern, sondern dafür auch noch Mitgliedsbeiträge zahlen, dann soll das Volk das büßen. Gerade verständigen sich die Schatzmeister der großen Parteien still und leise darauf, die Obergrenze der staatlichen Parteienfinazierung nach oben zu setzen. Wenn nicht mehr genügend Deutsche als zahlende Mitglieder in die Bresche springen für die Parteiapparate, dann müssen eben alle Steuerzahler ran. Und dann ist es eben vorbei mit der "Freiwilligkeit", selber schuld!

Allerdings hängt man diese Mahnung nicht allzu öffentlich aus. Die Mehrheit der Bürger weiß ja gar nicht, daß das gesamte Steuerzahlervolk heimlich "Fördermitglied" der Parteien ist, für deren Machterhaltungsanstrengungen es alljährlich Zwangsbeiträge in dreistelliger Millionenhöhe abgezogen bekommt.

Das sollte uns nicht ärgern, eher schon beruhigen. Immerhin zeigt dies doch, daß das Volk wenigstens noch für irgendwas gebraucht wird und sie uns nicht so ohne weiteres abwickeln können. Immer öfter hat man ja den Eindruck, als hätte uns die "große Politik" an irgendeiner Ecke vergessen wie ein leeres Freßpaket.

Wir haben eine Weile gebraucht, um unser Alleinsein zu bemerken. Wir haben weiter gemault und gemurrt und gewählt und abgewählt, bis und dämmerte, daß wir genausogut auch Kringel in die Luft hätten malen können. Doch nun haben es die Deutschen wohl gerafft und verzichten auf das Ausleben des einst so gefürchteten "Volkszorns". Wenn dann doch mal irgendwo demonstriert wird, erkennt jeder Zuschauer schnell, daß ihm ein computeranminierter Trickfilm in Endlosschleife gezeigt wird. Eine Billigproduktion obendrein, immer dieselben Bilder: Ein überschaubarer Pulk von Leutchen mit neckischen Einheitsmützchen auf dem Kopf und Trillerpfeifen im Mund. Außer verzweifelten Nachrichtenredakteuren, die ihre Spalten oder Sendeminuten ja mit irgendwas füllen müssen, interessiert sich für den Kram keiner mehr.

Für Politiker eigentlich das Schlaraffenland - freie Bahn! Drei Viertel der Deutschen lehnen die "Gesundheitsreform" in Bausch und Bogen ab, passieren tut trotzdem nichts. Kein Aufstand, keine Massendemos, bloß ein paar Berufslobbys setzen sich zaghaft in Bewegung. Die guten alten Despoten, die bis ins 19. Jahrhundert ihre Not mit den Untertanen hatten, müssen vor Neid kochen in ihrer Gruft. Sie hatten es mit Bauernkriegern und Barrikadenkämpfern zu tun, mit Aufwieglern und "Freidenkern", die im Volk für wiederkehrende Wellen der Unruhe sorgten und die politische Elite in Bedrängnis brachten, sich dem Pöbel zu erklären.

Heute sind wir, das Volk, viel zu sehr damit beschäftigt, uns selbst einen Reim auf alles zu machen, statt anderen dumme Fragen zu stellen. Warum hat man uns nicht einmal per Call-Center oder Grußpostkarte darüber aufgeklärt, daß wir allesamt zahlende Parteimitglieder (ohne Stimmrecht) sind? Wirft eine Nazi-Palme mehr Schatten als eine demokratische? Und was würde "Borat" dazu sagen?

Der geschmacklose Kasachen-Verschnitt hat nicht bloß für Lacher gesorgt. Ein Zentrum für "Antiziganismus-Forschung" hat ihn bekanntlich verklagt. Einer der Klagegegenstände ist die Verwendung des Wortes "Zigeuner", die diskriminierend sei. Aus welchem Wortstamm leitet sich eigentlich der Begriff "Antiziganismus" her?


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