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18.11.06 / Per Rad durch die deutsche Geschichte / Zwischen Wein, Natur und Kunst - Das Taubertal feiert zwei Jubiläen

© Preußische Allgemeine Zeitung / 18. November 2006

Per Rad durch die deutsche Geschichte
Zwischen Wein, Natur und Kunst - Das Taubertal feiert zwei Jubiläen
von Helga Schnehagen

Ein Gang durch das Taubertal ist ein Gang durch die deutsche Geschichte ....", notierte im sonnigen Weinherbst des Jahres 1865 der Volkskundler und "Wanderprofessor" Wilhelm Heinrich Riehl. Nicht weniger als 17 Landesgrenzen waren auf der Hundert-Kilometer-Strecke zu passieren. Selbst einzelne Dörfer teilten sich die zahlreichen geistlichen und weltlicher Herren. Entsprechend bunt ist die Kulturlandschaft.

Dank eines über 1200 Kilometer umfassenden Radwegenetzes im und um das Taubertal kann man in dem lebendigen Geschichtsbuch seit einem Vierteljahrhundert einen Gang zulegen. Letztes Jahr feierte der "Klassiker" von Rothenburg ob der Tauber bis Wertheim am Main sein 25jähriges Bestehen.

Dieses Jahr schreiben die 537 Radel-Kilometer des "Main-Tauber-Fränkischen-Radachters" 15jährige Freizeit-Geschichte. Ein bedeutender Teil folgt der Romantischen Straße, angefüllt mit mittelalterlichem Fachwerk, Schlössern, Burgen und lohnenden Kirchen.

Dennoch ist die Versuchung groß, alle Kulturschätze links liegen zu lassen und sich dem schlichten Natur- und Weingenuß hinzugeben. Zu lieblich ist die Feld-, Wald- und Wiesenlandschaft, in der Buntsandsteinfelsen tauberaufwärts rötlich schimmernde Akzente setzen. Zu verlockend ist der Rebensaft, der zu qualitätvollem Tauberschwarz, Riesling, Silvaner, Müller-Thurgau, Kerner & Co. heranreift und im bayerischen und tauberfränkischen Talstück vom mainfränkischen Bocksbeutelprivileg profitiert.

In Rothenburg, Deutschlands Mittelalter-Höhepunkte schlechthin, sind die Visitenkarten zweisprachig bedruckt: Deutsch und Japanisch. Egal, woher die Touristen kommen, alle erliegen dem Kopfsteinpflaster-Charme der alten Reichsstadt hinter der 3060 Meter langen Stadtmauer mit Wehrgang, sechs Toren und 20 Türmen. Daran ändert auch die puppige Aufgeräumtheit des Fachwerkidylls nichts, das von Juli bis August mehrere historische Spektakel beleben. Musik, Lieder, Tänze und Kostüme erinnern an die Zeit des Dreißigjährigen Krieges, in der die Trinkfestigkeit des Bürgermeisters noch eine ganze Stadt vor dem Untergang retten konnte. Anlaß ist die 125-Jahr-Feier der Freilichtaufführung "Der Meistertrunk" vor dem historischen Rathaus.

Authentischer ist die Begegnung mit den Bewohnern von einst allerdings in den Altären, die Tilman Riemenschneider (um 1455-1531) hinterlassen hat. Schaute der große Bildschnitzer bei seiner Arbeit doch dem Volk unverblümt ins Gesicht. Was Japaner wohl empfinden, wenn sie in Rothenburgs Jakobs-, Creglingens Herrgotts- und Detwangs Peter-und-Pauls-Kirche auf die melancholischen Lockenköpfe der Apostel schauen, auf den Gekreuzigten und Maria, und die Hinweise mit den japanischen Schriftzeichen?

Alle mittelalterliche Schwermut verblaßt in Weikersheim. Der Stammsitz der Grafen von Hohenlohe empfängt den Radler mit der heiteren Atmosphäre eines lebensfrohen Residenzstädtchens. Das Renaissance-Schloß mit dem barocken Prachtgarten zählt zu den schönsten Anlagen der Republik. Genügend Zeit für die Besichtigung ist einzuplanen.

Schade wäre es auch, Weikersheim ohne den Besuch des Gewölbekellers vom Hotel Laurentius am Marktplatz zu verlassen. Einmal von Jürgen Koch - nomen est omen - mit geschmortem Bäckle und Filet vom Boeff de Hohenlohe in Tauberschwarz mit Brezelknödelsoufflé und Schnittbohnen verwöhnt weiß man, daß im Land deftiger fränkischer Hausmannskost auch die Haute Cuisine Einzug gehalten hat.

Dafür bürgen längst weitere Namen, wie etwa der von Hubert Retzbach aus dem Hotel Victoria in Bad Mergentheim. Preiswerter ist das Gefühl von Luxus in Mergentheims Kurpark. Kenner treffen sich im marmorschicken Bistro-Café "Amadeus", lauschen dem rauschenden Klang der Wasserorgel und pflegen anschließend die strapazierten Waden im nahen Wellenbad. www.taubertal.de 


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