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18.11.06 / Der Wochenrückblick mit Hans Heckel

© Preußische Allgemeine Zeitung / 18. November 2006

Weggepustet / Die Amis machen den Euro kaputt, Struck haut Merkel eine runter, und der neueste Knallfrosch der Koalition geht hoch
Der Wochenrückblick mit Hans Heckel

Wir hatten ja von Anfang an geahnt, daß der "Euro" irgendwann jämmerlich auseinanderfällt. Nur wie die Erosion genau vonstatten gehen würde, das konnten selbst seine düstersten Kritiker nicht prophezeien. Allerlei Szenarien wurden gewälzt - so wie Patrioten noch vor 20 Jahren über den Tag der Wiedervereinigung fabulierten und umständliche Vertragsszenarien wälzten mit dem Finger auf der Landkarte über Moskau, Washington und so weiter.

Am Ende ging die Einheit ab wie in einem vaterländischen Kindertraum: Mauerfall, die Nation umarmt sich, staatliche Vereinigung - das war's schon. Eigentlich viel zu simpel, um wahr zu sein in einer Welt, in der doch angeblich alles immer komplizierter wird.

Der Euro-Zerfall läuft nun noch banaler. Nicht Währungskrisen und endlose Regierungskonferenzen läuten sein langsames Siechtum ein. Die ungeliebten Scheine zerbröseln in unseren Fingern. Einfach so. Zeitungen drucken Bilder von Banknoten, die aussehen wie das Inflationsgeld, das wir nach 80 Jahren auf dem Dachboden entdeckt haben, von Motten zerfressen.

Aber die Motten waren es nicht, ebenso wenig die Europäische Zentralbank oder schuldengeile Finanzminister. Nach ersten Gerüchten handelt es sich um einen Anschlag aus den USA. Nachdem die Yankees unseren Euro nicht auf den Finanzmärkten zernagen konnten, haben sie eine sogenannte "Partydroge" auf den europäischen Markt gespült, welche sich die Konsumenten durch einen eingerollten Geldschein in die Nase ziehen. Dort, im Schein, beginne sie ihr ätzendes Vernichtungswerk, ließen Kriminaler zunächst verlauten. Vermutlich aus Rücksicht auf den großen Verbündeten wurde diese Meldung später hastig dementiert. Aber wer soll das schon glauben!

Gelassen reagieren all diejenigen, die sowieso bloß Kleingeld in der Tasche haben. Münzen bleiben ungeschoren und Fünfer sind offenbar zu klein zum Drogenhochziehen. Ergo läßt die Euro-Krise den chronisch bankrotten Verteidigungsminister völlig kalt. Für die Landesverteidigung rückt Deutschland schon lange keine großen Scheine mehr heraus.

Die Hardthöhe treibt eine ganz andere Sorge: Wenn das "Crystal Speed" getaufte Rauschmittel schon die eigentlich robusten Banknoten zerlegt, was richtet es dann in den Innereien der - meist jungen - Konsumenten an? Der Gangsterbegriff "Hirn wegpusten" bekommt eine beklemmende, neue Bedeutung. Die Massen, in denen die zerfransten Noten aufgetaucht sind, geben Auskunft darüber, wie beliebt "Crystal Speed" in Deutschland sein muß.

Die Streitkräfte reagieren bereits auf die Herausforderung und stellen sich professionell darauf ein, demnächst auf ein Heer von Grützköppen zurückgreifen zu müssen: Der für Rüstungsplanung zuständige Abteilungsleiter Armin Schmidt-Franke hat die Waffenindustrie gebeten, Waffen für "weniger qualifizierte" Soldaten zu entwickeln, einen Deppen-Prügel sozusagen. Schmidt-Franke begründet dies offiziell mit den geburtenschwachen Jahrgängen. Bei so wenigen müsse man eben jeden nehmen, den man kriegen kann. Sprich: Also auch die, denen kleine Fuffziger-Bröckchen aus der Tasche krümeln und die sich daher mit den komplizierten herkömmlichen Waffen eher selbst wehtäten als dem Feind.

Die Bundeswehr ist längst in einem Zustand, daß sich die Regierung eigentlich mal kümmern müßte. Das würde sie auch gerne, wie wir den erfrischenden Bekundungen der Koalitionsführer zur "Wichtigkeit des deutschen Einsatzes" in aller Welt wöchentlich entnehmen können. Doch Merkel und Co. müssen ihr Pulver gegen den Koalitions-"Partner" zusammenhalten, eh sie der Bundeswehr welches abgeben können.

Ausgerechnet SPD-Fraktionschef Struck ermunterte diese Woche die (Unions-)Ministerpräsidenten dazu, seine Erzfeindin Merkel "öfter mal zu loben". Nettigkeiten dieses Kalibers sind erst in Mode gekommen, seitdem Arsen im Körper des Vergifteten nachweisbar ist. Vor 200 Jahren hätte Struck die Kanzlerin einfach zum Essen eingeladen und bei der Gelegenheit unter die Erde gebracht, statt ihr auf derart perfide Weise eine runterzuhauen.

Die Arbeit der Regierung erinnert an die Werkelei von Hobbybastlern, die ihre Silvesterraketen daheim zusammenschustern. Statt unter der Bewunderung von Freunden und Verwandten strahlend in den Himmel zu steigen, gehen die Dinger oft schon in der Bude hoch, und nicht selten die Bastler gleich mit.

Schwarz-Rot versucht sich an Krachern verschiedener Größe, entsprechend variiert der angerichtete Schaden am Staatsgebäude und an seinen Bewohnern. Die Gesundheitsreform war so ein richtig mächtiger Chinaböller. Die Risse kriegen wir in Jahren nicht weg. Das "Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz", kurz AGG, ist mehr so ein kleiner Knallfrosch. Nicht wirklich gefährlich, dafür umso lustiger.

Als das AGG noch "Antidiskriminierungsgesetz" hieß, ward es von der Union im Gewande des Weißen Ritters der Vertragsfreiheit wütend bekämpft. Unter dem neuen Namen und nach ein paar kosmetischen Eingriffen trat das Gesetz am 1. August nun unter schwarzer Anteilnahme in Kraft.

Wir hatten uns seinerzeit viel Vergnügen von dem Paragraphenwerk erhofft. Und siehe da: Die langsam sichtbar werdende Wirklichkeit übertrifft noch einmal alle kabarettistischen Erwartungen. Da kommen nicht mal die Sicherheitsbestimmungen in sächsischen Knästen mit.

Advokaten freuen sich über das emsige Treiben abgekochter Prozeßhanseln, die "Bewerbungen schreiben" zu ihrer neuen Erwerbsquelle gemacht haben. Das Ziel: abgelehnt werden und dann behaupten, man sei wegen seines Alters, Geschlechts oder Ehestands, seiner Rasse, Religion, Hautfarbe oder sexuellen Neigung, einer Behinderung oder sonstwas abgewiesen worden, und dann mit Klage wegen Diskriminierung drohen. Das Schöne: Nicht der potentielle Kläger muß die angebliche Diskriminierung belegen, sondern die bedrohte Firma muß beweisen, daß eine solche nicht vorgelegen habe. Jetzt können sich 60jährige für eine Anfängerstelle bewerben und anschließend klagen, sie seien wegen ihres Alters diskriminiert worden. Aber keine Panik: Profesionelle Scheinbewerber sind verhandlungsbereit, wie erste Erfahrungen zeigen. Sie bleiben kulant und bieten dem Unternehmen an, sich gütlich zu einigen - für ein paar Tausender beispielsweise.

Wenn in Betrieben oder Ämtern die nächsten Monate mal etwas liegen bleibt, machen Sie sich keine Gedanken: Der zuständige Sachbearbeiter ist vermutlich gerade auf einem Fortbildungslehrgang. Derzeit werden nämlich im ganzen Land "Antidiskriminierungsbeauftragte" in Legionsstärke ausgebildet, die, je nach Größe ihres Ladens, einen Gutteil ihrer Arbeitskraft künftig darauf verwenden werden, über die Einhaltung der AGG-Bestimmungen zu wachen. Für kleinere Betriebe empfiehlt es sich, eine Diskriminierungsversicherung abzuschließen. Einige große Versicherungen bieten bereits entsprechende Policen an für Arbeitgeber, die sorglos weiter "diskriminieren" möchten.

Kleinlaut werden die deutschen Regierungsparteien bald herumdrucksen und sich nach alter Übung hinter Brüssel verstecken. Urquell des AGG ist in der Tat eine EU-Richtlinie. Gern erwecken die Parteien den Eindruck, als käme dieser EU-Kram wie ein Gottesurteil über uns, unabwendbar. Schwarz und Rot machen in solchen Momenten vergessen, daß es ihre eigenen Leute sind, die in Brüssel die hübschen Verordnungen erdichten. Ihre Taktik erinnert ein wenig an den abgestandenen Scherz, jemandem von hinten an die rechte Schulter zu tippen, während man links hinter ihm steht.

Unsere Befürchtung von Ende 2005, Schwarz-Rot werde zwar einigermaßen kompetent, aber langweiliger regieren als Rot-Grün, ist mit dem AGG noch weiter zerstoben. Dieses Gesetz ist reinster Gutmenschensirup von erlesenster Klebrigkeit - wie von Claudia Roth eigenhändig angerührt.


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