19.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
09.12.06 / Der Wochenrückblick mit Hans Heckel

© Preußische Allgemeine Zeitung / 09. Dezember 2006

Menschliche Prozesse / Warum "es" der Mossad war, was einem die eigene Ausgrenzung so alles bringt und warum Kohle einfach zu männlich ist
Der Wochenrückblick mit Hans Heckel

Wladimir Putin muß sich fühlen wie einer, dem jemand mit voller Wucht einen Tennisball in die Geburtstagstorte pfeffert, kaum daß er glücklich die Kerzen ausgeblasen hat. Gern hätte er zum Jahresende samtene Weihnachtsbotschaften um den Planeten gesandt, auf daß das Bild eines gefestigten und zuverlässigen Rußland im Kerzenschein um so heimeliger scheinen möge auf die Gesichter der "Freunde und Partner in aller Welt".

Alles zum Teufel: Statt an Friedensbotschaft und Weihnachtskrippe denken die Leute an Kalten Krieg und Hexenküche, wenn es um Rußland geht. In der Küche sehen sie Putin am brodelnden Kessel voller Gift, das seine bösen kleinen Dämonen den Widersachern später ins Sushi mixen.

Der britischen Presse rutschen zum richtigen Zeitpunkt "namentlich nicht genannte" britische Geheimdienstler aus dem Ärmel, die die Schuld Moskaus schon für ausgemacht halten. Der Zuträger der "Times" ist überzeugt, daß der Russengeheimdienst FSB einen "ausgeklügelten Anschlagsplan" gegen Litwinjenko ausgetüftelt habe.

Wenn das so ist, müssen die russischen Schlapphüte seit dem Ende der Sowjetunion ziemlich unter die Räder gekommen sein. Einst waren sie Meister darin, mißliebige Elemente diskret und ohne Hinterlassung von Spuren zu entsorgen. Sollten mit der Tat andere Kontrahenten gewarnt werden, so wußten die sowieso bescheid, wer's war. Aber nachzuweisen war dem KGB nichts, darauf kam es an.

Gegen diese Raffinesse erscheint der Litwinjenko-Mord so ausgeklügelt wie ein nächtlicher "Überraschungs-"Angriff mit Blasmusik und Leuchtraketen. Öffentlicher geht's nicht: Alle wußten, daß manche in Moskau einen ganzen Hühnerhof mit dem Exilanten zu rupfen hatten. Die Tatwaffe "Polonium 210" blieb im Körper des Opfers zurück, ihre Herkunft ist recht präzise nachzuweisen - und gestorben ist der arme Kerl im Rampenlicht der Öffentlichkeit, derweil der oberste Chef der Russen-Bonds, Präsident Putin eben, tagelang am Spieß der weltweiten Empörung brutzelte. Wenn die Informationen zutreffen, die der "Times" angeblich aus dem Halbdunkel der Agentenwelt zugetuschelt wurden, dann kann man nur sagen: Reife Leistung, meine Herren FSB-Schergen!

Aber, halt stopp! Sind wir da nicht voreilig? Jeder Schlaue denkt ja, daß Rußland nicht so blöde sein kann, einen Mord auf solche Weise zu begehen, daß der Verdacht sofort auf Moskau fällt. Was ist, wenn der FSB das einkalkuliert hat und meinte: Machen wir's so öffentlich wie möglich. Niemand wird glauben, daß wir so bescheuert sind und schwupp sind wir den Verdacht los. Merken Sie es? Jetzt wird's erst richtig spannend für uns ausgefuchste Verschwörungstheoretiker, denn von nun an kann es jeder und keiner gewesen sein. Also einigen wir uns doch besser gleich auf ... na sagen wir: auf den israelischen Mossad, der geht immer.

Da müsse man aber vorsichtig sein, meinen Sie? Die könnten einem vorhalten, man sei ein Antisemit, ein RASSIST? Ach! Warum denn? Multikulturell gereift haben wir heute einen viel weiteren Blick auf solche Phänomene. Der "Spiegel" fragte den Direktor der Berliner "Rütli-Schule", Helmut Hochschild, nach antideutschem Rassismus von Ausländern in Deutschland. Ja, den gebe es, und Araber und Türken könnten sich auch nicht riechen, weshalb jetzt die Türken in der Berliner Sonnenallee von den Arabern verdrängt würden, wie sich einst die Deutschen dort vor den Türken zurückgezogen hatten. "Daß die, die selbst ausgegrenzt werden, weiter ausgrenzen, scheint leider ein normaler menschlicher Prozeß zu sein."

Na dann! Rassismus? Völkerhaß? Was regen wir uns auf? Früher hatten wir uns unter einem "normalen menschlichen Prozeß" Dinge wie Verdauung oder Alterung vorgestellt, die nunmal ablaufen in uns Menschen. Nun erfahren wir, daß neben dem Harndrang auch der Drang dazu gehört, dem mit der falschen Sprache oder Herkunft oder so hin und wieder mal was auf die Kirsche zu geben, bis er endlich mitsamt seiner Mischpoke aus unserer Straße verschwindet.

Damit einem trotz der Klopperei pädagogisches Verständnis zuteil wird, sollte man sich allerdings zuvor um seine "Ausgrenzung" bemühen, sonst kommt die Antirassismusbeauftragte! Wo man die Ausgrenzung beantragen kann? Gute Frage. Deutsche, die zugeben, daß sie sich nicht mehr so ganz daheim fühlen, seitdem sie in ihrer Straße kein Wort mehr verstehen, sind schließlich keinesfalls "ausgegrenzt" - sie leiden unter "irrationalen Überfremdungsängsten", die "von interessierter Seite bewußt geschürt werden".

Nein, die Ausgrenzung bekommt man bei Politik und Medien nur unter Vorlage eines Migrationshintergrundes durch. Wem der fehlt, der sollte seine "normalen menschlichen Prozesse" auch künftig lieber auf der Toilette zu Ende bringen.

Der türkische Ministerpräsident Erdogan hat gelernt, was man mit so einer anerkannten Ausgrenzung anfangen kann: Durchs Telefon hat er Angela Merkel angeherrscht, "welchen Schaden ein einziger falscher Schritt anrichten" könne. Es geht um die mit aller eurokratischen List ins Stocken gebrachten Beitrittsgespräche. Die Erdogan-Durchsage klingt im Grunde wie "Hände hoch und keine falsche Bewegung!" Das darf man nur als Ausgegrenzter sagen.

Die Nostalgiker der Romantik Anfang des 19. Jahrhunderts hätten ihre Freude an der Entwicklung unseres Landes am Beginn des 21. Jahrhunderts. Sie schwärmten damals für das heroische Mittelalter. In jener Epoche gab es nicht bloß ein Recht für alle. Da hatte jeder seinen eigenen Status und damit verbundene Privilegien. Das hing meist von einer speziellen Herkunft ab. Dumm waren nur die dran, die gar nichts Besonderes waren, Volk eben. Die hatten den "Zehnten" zu entrichten und die Klappe zu halten.

Dabei gliederte sich die Privilegiengesellschaft in immer weiter verzweigte Grüppchen mit den unterschiedlichsten Sonderrechten auf. Das Verteilen der Sonderrechte diente nicht nur den Begünstigten, sondern auch den Herrschern, die sich auf diese Weise Treue erkauften. Dabei ist es sinnvoll, möglichst kleine Geschenke, am besten nur symbolische, über möglichst große Gruppen auszukippen.

Rot-Grün hatte da beispielsweise die Frauen im Blick. Deshalb wurde beschlossen, daß alle künftigen Bundeshaushalte nach Geschlechtergerechtigkeit zu überprüfen seien, man taufte das "gendering" nach dem Englischen Wort "gender", gleich Geschlecht.

Berichten zufolge bereitet die Genderei dem amtierenden Bundesfinanzminister Peer Steinbrück allerdings Kopfzerbrechen: So sei, wie der "Focus" berichtet, die Subvention des Kohlebergbaus als Staatsausgabe ausgemacht worden, die einseitig Männerberufe bevorzuge. Kumpelinen sind selten unter Tage, wenn's überhaupt welche gibt. Nun sucht Steinbrück also nach einem Bezuschussungsobjekt, mit dem er die Kohlesubventionen gegengendern könnte. Wir sehen: Der Subventionsabbau geht in eben solchem Tempo voran wie der Abbau von Lohnnebenkosten und Bürokratie.

Dabei sind wir es eigentlich leid, daß uns der Fiskus immer brutaler abzieht, um uns anschließend mit einem zerzausten Rest unseres eigenen Fells notdürftig warmzusubventionieren.

"Der Staat soll sich auf seine Kernaufgaben beschränken", fordern daher Politiker, um anschließend genau das Gegenteil voranzutreiben. Ja, ärgerlich, nicht wahr? Aber sie sind nicht alle so: Bayerns Innenminister Günter Beckstein weiß noch, was der Staat vor allem anderen zu garantieren hat: Sicherheit. Wer die gefährlichen "Killerspiele" vertreibt, wo am Computer menschenähnliche Wesen verletzt werden, soll laut Beckstein künftig mit einem Jahr Gefängnis rechnen müssen. Donnerwetter! A propos: Wieviel bekommt man eigentlich für echte Körperverletzung?


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabo bestellen Registrieren