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16.12.06 / Äußerst charmant / Lojewski über Wahrheit

© Preußische Allgemeine Zeitung / 16. Dezember 2006

Äußerst charmant
Lojewski über Wahrheit

Wolf von Lojewski ist wohl spätestens durch seine Tätigkeit beim "heute journal" in so gut wie jedem deutschen Wohnzimmer ein bekanntes Gesicht gewesen. Und auch wenn der Journalist inzwischen nicht mehr die Nachrichtensendung leitet, so ist er mit Reisedokumentationen noch immer

regelmäßig auf dem Bildschirm präsent. Aber auch in Buchhandlungen prangt jetzt zum zweiten Mal seit seinem Weggang aus dem täglichen Fernsehgeschäft 2003 das Antlitz des 69jährigen. "Der schöne Schein der Wahrheit - Politiker, Journalisten und der Umgang mit den Medien" heißt das aktuelle Buch, in dem er unter anderem bekennt: "Wir Journalisten sind auf dem Weg zu strahlenden Horizonten den Politikern selten eine Hilfe." Doch das sei gut so, auch wenn die Medien selbst ab und an übertrieben, unsauber arbeiteten, Dinge zum Thema machten, die gar keine seien und "Niveau" nicht jedermanns Credo sei. Trotzdem liebe Lojewski seinen Beruf. "Wir leben in einer rasend modernen, von Unsicherheit und Ängsten geprägten und dennoch überaus spannenden Zeit. Und die interessanteste Art, diese Welt zu erleben, ist für mich zweifellos der Journalistenberuf."

Der mehrfach für seine Reportagen Ausgezeichnete plaudert aus seinem Berufsleben. Seine Erkenntnisse sind nicht bahnbrechend, geschweige denn neu, doch der Autor verfügt über einen gewissen Charme, dem man nur schwer widerstehen kann.

"Lassen Sie uns über das Werkzeug der Journalisten reden: die Sprache. Sie ist nicht nur Mittel, die Welt zu begreifen und uns verständlich zu machen, sie sagt auch viel über uns selbst aus ... Und da Deutsch, wie ich finde, eine sehr schöne Sprache ist, die für alle Stimmungen und Begriffe eine reiche Palette an Klängen und Farben bereithält, müßten die, die die Sprache sprechen, doch eigentlich zarte und kultivierte Seelen sein. Aber sagen sie so etwas nicht ausgerechnet im Kreise der Sensiblen unter den Nachfahren der Germanen. Man wird - ganz wider die sonst so tolerante Art - recht scharf und kämpferisch gegen solche Spekulationen protestieren, bis nach entsprechender historischer Belehrung der Schwärmer sein Haupt endlich senkt." Und Sprache ist tatsächlich Lojewskis markantes Merkmal, denn obwohl man nur seine Worte liest, hört man seine Stimme, wie sie leicht mokiert, leicht amüsiert über die Boulevardpresse und ihre Probleme berichtet, Katastrophenmeldungen vom Mega-Schrecklichen auf das normale Maß reduziert und von Pannen im Mediengeschäft erzählt. "Die wenigsten von uns sind geschulte und talentierte Wahrheitsgräber ... Die meisten von uns nehmen die Schätze auf, die andere gesammelt haben ..."

Am Ende ein Geständnis: "Wahrscheinlich bin ich aus den falschen Motiven heraus Journalist geworden. Weder Ethik, Wahrheit noch Gerechtigkeitssinn waren die ersten Antriebskräfte. Es war der Wunsch, etwas zu erleben. Ich habe verschwommene Erinnerungen an eine Kindheit in ländlicher Einsamkeit im Osten (Ostpreußen). Vor lauter Schönheit und Stille war mir langweilig ... Ein halbes Jahrhundert später hat mich mein Beruf dorthin zurückgebracht, wo alles begann. Unter Büschen in einem masurischen Dorf fand ich ein Kellergewölbe aus roten Ziegelsteinen. Das war das Geburtshaus meines Vaters ... Es war noch immer einsam und still, aber nun fühlte ich mich in dieser Landschaft zu Hause." Rebecca Bellano

Wolf von Lojewski: "Der schöne Schein der Wahrheit - Politiker, Journalisten und der Umgang mit den Medien", Lübbe, Bergisch Gladbach 2006, geb., 253 Seiten, 19,95 Euro, Best.-Nr. 5977


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