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23.12.06 / Streit um politisch nicht korrekte Weihnachtsbäume / Ultraorthodoxer Rabbi forderte Zeremonie zum Chanukkafest auf US-Flughafen - Tannen wurden abgebaut

© Preußische Allgemeine Zeitung / 23. Dezember 2006

Streit um politisch nicht korrekte Weihnachtsbäume
Ultraorthodoxer Rabbi forderte Zeremonie zum Chanukkafest auf US-Flughafen - Tannen wurden abgebaut
von Bernhard Knapstein

Neun Weihnachtsbäume sind in den USA zum Höhepunkt einer heftigen Diskussion um die Grenzen der "political correctness" geworden. Ihr Standort: der Flughafen von Seattle-Tacoma im US-Bundesstaat Washington. Eine Krippe war nicht aufgestellt worden.

Der Weihnachtsbaum selbst hat zwar keinen ursprünglich christlichen Hintergrund, dennoch sah sich der ultraorthodoxe Rabbi Elazar Bogomilsky genötigt, das Aufstellen eines gigantischen siebenarmigen Leuchters, einer sogenannten Menora zu fordern - unter Klageandrohung versteht sich. Das jüdische Chanukkafest (Lichterfest) hat am 16. Dezember begonnen.

Die Betreiber des Flughafens verzichteten daraufhin lieber auf die Weihnachtsdekoration und bauten die Bäume wieder ab. Der Flughafenbetreiber befürchtete, auch Muslime oder andersreligiöse Gruppen könnten gegen das geschmückte Tannengrün klagen. "Wir haben in der Hochsaison keine Zeit, kulturelle Anthropologen zu spielen", erklärte Flughafensprecherin Terri-Ann Betancourt sichtlich entnervt.

Die Beseitigung der Bäume führte allerdings nach Bekanntwerden der Hintergründe zu einer Welle von Haß-Anrufen und E-Mails ähnlichen Inhalts bei Rabbi Bogomilsky und diversen anderen Vertretern des jüdischen Glaubens.

Genüßlich griffen die Medien den "Weihnachtskrieg" auf und zelebrierten ihn tagelang staatenweit. Zurück nach Seattle: Bogomilskys Anwalt änderte seine Strategie und verlautete nun beschwichtigend, man habe eigentlich nur mit einbezogen werden und eventuell am Flughafen eine Zeremonie abhalten wollen. Letzteres wollten aber noch nicht einmal die christlichen Mitbürger.

Doch endlich hatte man auch bei der Flughafenverwaltung in der Sache die "richtigen" Argumente zur Hand: "Der Weihnachtsbaum ist für uns nur ein Urlaubssymbol", erklärte Betancourt. "In Zukunft werden wir vielleicht Schneemänner aufbauen."

Nachdem sich aber die jüdische Gemeinde für den Wiederaufbau der Bäume engagiert und zudem erklärte hatte, auf eine Klage verzichten zu wollen, wurden die Bäume erneut aufgebaut.

Dennoch: Das Kind war in den Brunnen gefallen und die Diskussion um die Bedeutung des Weihnachtsbaums und die Grenzen politischer Korrektheit mit voller Wucht entbrannt. Dabei ist die Seattler Weihnachtsbaum-Affäre nur die Spitze des Eisbergs. In den USA hat sich ein ganzes Heer von Anwälten auf die Verteidigung von Weihnachten und Bäumen beziehungsweise auf die Durchsetzung des bundesweiten Verbots religiöser Symbole in öffentlichen Gebäuden vorbereitet. Der Oberste Gerichtshof der USA hat bisher kein Präzedenzurteil gesprochen, weshalb der Streit weiterhin lustvoll gepflegt wird.

Doch die "political-correctness"-geschulten Amerikaner sind in dem skurrilen Streit lösungswillig. So hat einer der Involvierten vorgeschlagen, auf dem Flughafen acht gleichgroße und mittig einen größeren Baum nebeneinander zu stellen, diese am Fuße sichtbar zu verbinden und jeden Baum mit einer großen Kerze zu versehen. So bekäme man nicht nur neun Weihnachtsbäume, sondern auch eine jüdische Chanukkia (Neunarmiger Leuchter). Ein muslimischer Halbmond war dem Vorschlag indessen nicht zu entnehmen.

Der antiweihnachtliche PC-Virus hat sich aber längst weltweit ausgebreitet.

In Großbritannien, wo nach einer Umfrage 80 Prozent der britischen Arbeitgeber die traditionelle Firmen-Weihnachtsfeier ausfallen lassen, wo in vielen Großstädten selbst in privaten Einkaufszentren die Weihnachtsdeko behördlich verboten worden ist, wo BBC heuer neben jener der Queen nur die Weihnachtsansprache einer vollverschleierten Muslimin übertragen wird - genau in diesem Großbritannien verteidigte Premier Tony Blair seine Weihnachtsfreude und sprach von "irrgeleiteten PC-Brigaden". Selbst führende Muslime warnen vor den Folgen einer krampfhaften Unterdrückung von Weihnachten.

In Madagaskar hat man das Verbot Christbäume aufzustellen in diesem Jahr wenigstens nur mit dem Schutz der Forstbestände begründet.

Und selbst in Italien, in dessen Zentrum sich immerhin der Vatikan befindet, werden in einigen Kindergärten "aus Rücksicht auf Andersgläubige" keine christliche Weihnachtslieder mehr gesungen.

Es grenzt schon an ein weihnachtliches Wunder, daß ausgerechnet im kreuzliberalen Deutschland noch keine - die Augen Andersgläubiger schmerzenden - Kirchtürme zurückgebaut werden müssen.


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