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30.12.06 / Im edlen Doppelklang / Mercedes und Steinway - Daimler Nobelkarosse, in Amerika montiert und vertrieben vom Pianobauer

© Preußische Allgemeine Zeitung / 30. Dezember 2006

Im edlen Doppelklang
Mercedes und Steinway - Daimler Nobelkarosse, in Amerika montiert und vertrieben vom Pianobauer

Wer heute einen Steinway-Flügel sein eigen nennt, darf sich rühmen, den "Mercedes unter den Pianos" zu bespielen. Vor 100 Jahren galt das, zumindest in den USA, auch umgekehrt: Wer damals für 7500 Dollar einen "American Mercedes" erwarb, steuerte stolz den "Steinway unter den Automobilen". Die gemeinsame Geschichte der beiden Firmen ist zugleich ein Spiegel jener Zeit, die geprägt war von der industriellen Revolution mit ihren technologischen, politischen und sozialen Brüchen.

In Braunschweig hatte der Schreiner und Orgelbauer Heinrich Engelhard Steinweg eine Musikinstrumente-Produktion aufgebaut. 1835 schenkte er seiner Braut ein erstes Tafelklavier, ein Jahr später baute er seinen ersten Flügel.

1851 aber wanderte er wegen der unruhigen politischen Lage nach New York aus, machte sich selbständig, nannte sich Henry E. Steinway.

Auf der New Yorker Industrieausstellung 1855 brachte der Erste Preis für ein Pianoforte den Durchbruch; elf Jahre später besaß die Firma bereits eine eigene Konzerthalle, die Steinway Hall.

Sein Sohn William Steinway lernte 1876 Wilhelm Maybach kennen, später, 1888, auch Gottlieb Daimler. Daraus resultierte sein Interesse an einer Motorisierung Amerikas. Erst ging es um den Import der Daimler-Autos in USA, schon bald aber, wegen der extrem hohen Transportkosten, um Lizenznachbau beziehungsweise -montage. 1895 begann die Produktion. Die Adresse: 939 Steinway Avenue, Long Island City, N.Y. Das Projekt endete schon bald mit dem Tod William Steinways. 1905 ein neuer Anlauf: Auf der "National Automobile Show" stellte Steinway & Suns den "American Mercedes" vor, das aktuelle Spitzenmodell aus Untertürkheim (45 PS, 6,8 Liter Hubraum, 80 km/h Spitze), zusammengebaut bei Steinway in Long Island City aus Original-Mercedes-Teilen, daher 3000 Dollar billiger als ein Original-Import, aber von ebenbürtig hoher Qualität und somit, wie es in der Werbebroschüre von 1906 heißt, gut für mindestens 100000 Meilen. Glück hatten Daimler und Steinway jedoch auch mit diesem "American Mercedes" nicht: Anfang 1907 vernichtete ein Feuer acht fertige und 40 in Montage befindliche Auto - das war das Ende. M.S.

 Steinway-Daimler: Der American Mercedes 1906 Zeichnung: Archiv

 

Karl Benz

Am 25. November 1844 wird Karl Friedrich Benz in Karlsruhe geboren. Hochbegabt nimmt er mit 15 Jahren ein Studium am Polytechnikum auf; mit 19 ist er bereits Maschinenbauingenieur, absolviert aber auch noch eine dreijährige Lehre - sinnigerweise bei jener Karlsruher Maschinenfabrik, deren technischer Leiter wenig später ein gewisser Gottlieb Daimler wird. 1871 macht Benz sich in Mannheim selbständig, steht 1877 am Rand des Ruins, kann aber - vor allem dank der Hilfe seiner Ehefrau Bertha - die Krise überwinden. Nach 1886 erlebt er den steilen Aufstieg seiner "Rheinischen Gasmotoren-Fabrik". Benz stirbt am 4. April 1929.

 

Gottlieb Daimler

Am 17. März 1834 kommt Gottlieb Daimler im württembergischen Schorndorf zur Welt. Die Lehre bei einem Büchsenmacher schließt er mit einer verzierten Pistole als Gesellenstück ab, wendet sich dann aber vom Handwerk ab und dem Maschinenbau zu. Stipendien führen ihn ins Elsaß und nach England. Prägend ist seine Tätigkeit als Leiter einer Maschinenfabrik, die - im Sinne eines christlichen Sozialismus - vom "Bruderhaus Reutlingen" betrieben wird. Hier begegnet er dem zwölf Jahre jüngeren Wilhelm Maybach, der zeitlebens sein engster Wegbegleiter bleibt. Erfolgreich als Ingenieur und als Geschäftsmann, stirbt Daimler am 6. März 1900.

 

Wilh. Maybach

Am 9. Februar 1846 wird August Wilhelm Maybach in Heilbronn geboren. Als Kind verliert er beide Eltern, lebt im Bruderhaus Reutlingen, das Waisenkindern Unterkunft, Erziehung und Berufsausbildung gewährt. Er wird Assistent Daimlers und begleitet diesen erst nach Köln, dann nach Cannstatt und Untertürkheim. Gemeinsam bauen sie das erste Motorrad und das erste vierrädrige Auto. Der geniale Konstrukteur gerät nach Daimlers Tod bei dessen Nachfolgern zunehmend in Mißkredit und scheidet am 31. März 1907 aus der Leitung der "Daimler Motoren Gesellschaft" aus. Am 29. Dezember 1929 stirbt er in Stuttgart.

 

Nicolaus A. Otto

Am 14. Juni 1832 kommt Nicolaus August Otto in Holzhausen / Taunus zur Welt. Nach kaufmännischer Lehre verkauft er als Handlungsreisender Tee, Kaffee und andere Kolonialwaren. Nebenher beschäftigt er sich mit technischen Experimenten, gründet 1864 mit Eugen Langen die "Gasmotorenfabrik Deutz". In Paris präsentiert er 1867 auf der Weltausstellung erfolgreich einen Viertaktmotor, der 1876 auch patentiert wird und dem heute noch meistverbreiteten Automotor den Namen gibt. Fünf Jahre nach Erfindung des Autos - mit "seinem" Motor - stirbt er am 26. Januar 1891 in Köln.


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