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06.01.07 / Krokodile im Mangrovenwald / Borneo ist vor allem für Tierfreunde ein Paradies

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 01-07 vom 06. Januar 2007

Krokodile im Mangrovenwald
Borneo ist vor allem für Tierfreunde ein Paradies
von Mey Dudin

Morgens früh um sechs Uhr beginnt für die Nasenaffen in Borneo der Tag. Kurz nach Sonnenaufgang kommunizieren die exotischen Bewohner des Dschungels am großen Kinabatangan-Fluß mit tiefen nasalen Tönen. Es ist die Zeit, zu der die Affen mit ihren langen, roten Nasen und dicken Bäuchen besonders gut zu sehen sind. Denn am Morgen verlassen sie die sicheren Höhen der Baumkronen und klettern hinunter zum Fluß, um zu trinken. Aber nur kurz, denn eines der rund 20000 Krokodile, die in dem längsten Fluß der malaysischen Borneo-Provinz Sabah leben, könnte in der Nähe sein.

Unterhalb des majestätischen 4095 Meter hohen Mount Kinabalu liegt die Feucht- und Sumpflandschaft um den mehr als 500 Kilometer langen Kinabatangan-Fluß. Die Region beherbergt fast die gesamte Tierwelt Malaysias - und ist einer der besten Orte in Sabah, um diese zu beobachten. Schon die Bootreise zu einem der Dschungellager in der Region ist eine Safari durch eine mysteriöse Welt. Vom Fluß aus führen zahlreiche kleine Kanäle durch dichten Sumpf- und Mangrovenwald. Die verschlungenen Wasserwege enden plötzlich an stillen Seen, die sich in den Lichtungen gebildet haben. So mitten in der Wildnis ist es nur eine Frage der Zeit, bis Warane, Langschwanzmakaken, Bartschweine oder Otter im Dschungellager auftauchen. Nach Sonnenuntergang erkunden auch Wildkatzen wie etwa Nebelparder gerne das Camp.

Auf Safaris zu Fuß oder im Boot begegnet man Krokodilen, Eis- und Nashornvögeln, Skorpionen, Taranteln, Fröschen und Eulen. Seltener tauchen die Borneo-Zwergelefanten im Blickfeld auf, die bei einer Größe von höchstens drei Metern die kleinsten Elefanten der Welt sind. "August ist die beste Zeit, diese vom Aussterben bedrohten Tiere zu sehen", sagt Wildhüter und Reiseführer Lan, der das Dschungellager des Touranbieters "Uncle Tan's" leitet. "Dann kommen sie in großen Gruppen zum Fluß."

Freuen kann sich auch, wer einen Orang-Utan in freier Wildbahn entdeckt. Laut Lan leben um den Fluß herum 4000 bis 6000 dieser Menschenaffen, die sich jedoch meist von Menschen fern hielten. Kommt es aber zu einer Begegnung, sollte man die meist sanftmütigen Tiere nicht unterschätzen. "Einer unserer Gäste wollte ein Weibchen mit Kind fotografieren. Er kam zu nah heran und bekam eine ordentliche Ohrfeige", sagt Lan. Damit kam der Tourist noch glimpflich davon. "Ein ausgewachsener Orang-Utan ist viermal so stark wie ein erwachsener Mensch und kann problemlos Knochen brechen."

Beinahe täglich sind Orang-Utans im Rehabilitationszentrum in Sepilok am Rande des Dschungels zu sehen. Dort werden ehemals gefangene oder verwahrloste Jungtiere wieder auf ein Leben in der Wildnis vorbereitet. Zweimal täglich hangeln sich die bereits in Freiheit lebenden Tiere an Seilen zu der Essensplattform an der Besuchertribüne, um ihre Ration Milch oder Bananen abzuholen. Während der Fruchtsaison kommen allerdings kaum Tiere zur Plattform. "Das zeigt, daß unser Programm funktioniert", informiert das Rehabilitationszentrum.

Der Dschungel und die Orang-Utans sind die wichtigsten Merkmale Borneos, doch mußte ein großer Teil der ursprünglichen Natur inzwischen Ölpalmenplantagen weichen, die weite Teile der Landschaft ausmachen. Dort wird Palmöl gewonnen, das in alle Welt exportiert wird und in Lippenstiften, Margarine oder Waschmittel zu finden ist.

In den Städten Sabahs fallen indes vor allem die kunstvoll verzierten Moscheen ins Auge. Malaysia ist ein islamisches Land. Arabische Schriftzüge sind überall zu sehen und viele Frauen tragen Schleier. Gleichzeitig leben in der Provinz viele Christen und Urvölker, die Naturreligionen anhängen. Es gibt mehr als 30 ethnische Gruppen.

So vielfältig wie die Menschen ist auch das Essen in Borneo. Die Basis der würzigen Gerichte bildet Reis. Auch Huhn und Fisch sind wichtige Bestandteile des häufig scharfen Essens. Insbesondere die indische Küche mit ihren Curry-Gerichten hat sich in der Region durchgesetzt, aber auch die typisch chinesische Nudelsuppe ist überall zu finden.

Fast an der Grenze zu Indonesiens Provinz Kalimantan im Süden wartet Sabah abermals mit spektakulärer Natur auf - diesmal unter Wasser: Die Insel Sipadan in der Celebessee ist eines der schönsten Tauchgebiete der Erde. Schon Meeresforscher Jacques Cousteau schwärmte von der unberührten Unterwasserwelt um die Kalksteininsel herum. Geformt wie ein Pilz ragt sie aus dem 600 Meter tiefen Meer empor, wo es Meeresschildkröten, Haie und tropische Fische zu bestaunen gibt. Taucher und Schnorchler bekommen bunte Korallenlandschaften mit Clownfischen, Muränen und bunten Papageienfischen zu sehen.

Am Ende eines aufregenden Tages am und im Meer können Borneo-Besucher auf den kleinen Palmeninseln in der Nähe Sipadans entspannen. Während es auf Sipadan selbst keine Ressorts mehr gibt, bieten die idyllischen von Korallen umgebenen Landflecken Mabul oder Kapalai Unterkünfte für jeden Geldbeutel. Auf der Veranda der Bungalows sind bei einem traumhaften orangefarbenen Sonnenuntergang Alltag und Arbeit im Nu vergessen.

 

Geteilte Insel

Die Insel Borneo gehört zu drei Ländern: Brunei, Malaysia und Indonesien. Die beiden malaysischen Provinzen Sabah und Sarawak teilen sich den Nordteil der Insel mit dem Sultanat Brunei. Die Landeswährung ist der Malaysische Ringgit. Die beste Reisezeit in Sabah ist von April bis September. Wer den Mount Kinabalu besteigen will, kann das am besten während der trockenen Zeit von Februar bis April.

Es gibt einen internationalen Flughafen in Kota Kinabalu mit Flügen aus Singapur, Hong Kong, Tokyo oder Seoul. Täglich gehen auch Flüge aus Kuala Lumpur nach Kota Kinabalu, Sandakan oder Tawau. Die meisten Europäer bekommen bei der Einreise ein kostenloses 60-Tage-Visum. Informationen zu Sabah gibt es im Internet unter www.sabahtourism.com . Ddp


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