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06.01.07 / Eine Feste als Wirtschaftsfaktor / Ein ehemaliger Südtiroler Grenz- und Finanzort sucht eine neue Bestimmung

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 01-07 vom 06. Januar 2007

Eine Feste als Wirtschaftsfaktor
Ein ehemaliger Südtiroler Grenz- und Finanzort sucht eine neue Bestimmung
von Norbert Matern

Josef Thaler, Präsident des Tourismusverbandes Eisacktal, kann nicht genug von den Schönheiten seiner Südtiroler Heimat schwärmen. Nur wenn es um die Franzensfeste geht, wird sein Blick kummervoll. Millionen Touristen fahren jährlich an ihr vorbei, mit dem Herzen schon in Südtirol oder weiter in "bella Italia". Viele sind froh, daß sie am Brenner nicht mehr anhalten müssen, um Zoll und Grenze zu überwinden oder Lira zu tauschen.

Was die Freude der einen ist, ist die Sorge der anderen. Franzensfeste hat seine Bedeutung als Finanzplatz verloren. Die Folge: Statt der einstigen 1600 Arbeitsplätze gibt es nur noch knapp mehr als 200. Von den einst 1400 Einwohnern sind bereits rund 500 fortgezogen. Zöllner und Finanzbeamte arbeiten jetzt woanders, Pensionen wurden geschlossen. Das enge Tal bietet wenig Platz für die Ansiedlung von Gewerbegebieten.

Der Ort mußte sich also anders orientieren, um zu überleben. Da besann man sich der Feste, die bis 2005 als militärisches Sperrgebiet nicht betreten werden durfte. Sie wird nun vom Bürgerverein "oppidum" als touristische Attraktion beworben. Führer für Besichtigungen wurden ausgebildet, um die 65000 Quadratmeter zu durchwandern. Das 1833 bis 1838 von Kaiser Franz I. erbaute stärkste Festungswerk Europas ist von Mai bis Ende September zu besichtigen.

Die riesige Wehranlage wurde auf drei Ebenen errichtet. Ein in Fels gehauener Tunnel mit 457 Stufen verbindet den unteren Teil mit dem oberen. Bei der Einweihung fanden dort 4200 Soldaten und 400 Schützen Platz. Vorhanden ist auch eine neugotische Kapelle.

Gekämpft wurde an der Franzensfeste zum Glück nie. Mit dem Dreibund zwischen Deutschland, Österreich und Italien 1882 verlor sie ihre militärische Bedeutung. Während des Zweiten Weltkrieges hortete dort die SS das Gold der italienischen Banken. Von den insgesamt 157,5 Tonnen wurden 24 von den Amerikanern entdeckt und an die Eigentümer zurückgegeben.

Wo bereits 3000 Jahre vor Christus der Bernsteinweg vorbeiführte, gibt es ab 2007 den Eisacker Talradweg vom Brenner nach Bozen als Teil des Radweges von München nach Verona.

Aber den Südtirolern ist noch mehr eingefallen, um die Franzensfeste an der Brennerbahnlinie und Autobahn zu beleben. Vorbereitet wird für das Jahr 2009 die Gesamttiroler Landesaustellung, auf der Nord- wie Südtirol und das Trentino ihre Vergangenheit und Gegenwart präsentieren wollen.

Foto: 1833 erbaut: Die Franzensfeste soll touristisch erschlossen werden.


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