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06.01.07 / Der Wochenrückblick mit Hans Heckel

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 01-07 vom 06. Januar 2007

Gabi beißt sich fest / Ein Provinzgnom bringt den Münchner Hofstaat zum Tanzen, Frankenstein heißt jetzt Helga und Nordkorea geht's ans Leder
Der Wochenrückblick mit Hans Heckel

Edmund Stoiber schwitzt. Nun hat ihm die aufsässige Fürther Landrätin Gabriele Pauli damit gedroht, ihm daheim in Wolfratshausen aufzulauern: "Wenn der Ministerpräsident sich nicht mit mir treffen will, dann besuche ich ihn vielleicht spontan auf dem Rückweg aus meinem Urlaub." Kruzifixnochamal! Wer ist die eigentlich? Was glaubt die wohl? Landrätin, nichts weiter. Wie kann es sein, daß solch ein Provinzgnom den kompletten Münchner Hofstaat zum Tanzen bringt?

Franken-Gabi beißt sich fest wie ein hysterischer Dackel. Der Ministerpräsident ruft die Seinen herbei, um ihn vor dem giftigen Kläffer zu beschützen. In solchen Situationen gibt niemand ein sonderlich heroisches Bild ab, Stoiber auch nicht.

Die Spitzen der CSU beteuern derweil täglich gleich nach dem Morgengebet, daß sie in Treue fest hinter Edmund Stoiber stehen. Gut, da stand Brutus auch, aber München ist nicht Rom, und noch wollen oder können die Granden der Christsozialen ihrem Chef nicht öffentlich gegen die Krone stupsen.

Andererseits haben natürlich längst etliche von ihnen eigene Eisen im Feuer, die sie in der Glut der allgemeinen Aufregung eifrig schmieden. Etwa der Chef der Landtagsfraktion, Joachim Herrmann: Dem fiele ein stürzender Stoiber der Länge auf die eigenen Karrierepläne. Dem Vernehmen nach hat er einen präzisen Zeitplan: 2008 gewinnt noch einmal Stoiber die Wahl und dankt dann 2010 zu Herrmanns Gunsten ab, der darauf 2012 bereits als "Amtierender" in den bayerischen Wahlkampf ziehen kann.

Daraus würde natürlich nichts, wenn jetzt schon ein anderer an Stoibers Stelle rückte, der selbstverständlich länger bliebe. Listig brachte ein CSU-Landtagsabgeordneter den Bundeslandwirtschaftsminister Seehofer ins Spiel. Bayerns JU-Chef Manfred Weber wiederum nutzt die Stunde und fordert das, was Nachwuchspolitiker immer fordern: Eine "Verjüngung" der Regierung. Wir sind zuversichtlich, daß Herr Weber bereits ganz konkrete Personalvorschläge im Ärmel hat.

Bei dem Getöse aus Bayern vergißt man fast die große Berliner Politik. Wenigstens hat CSU-Generalsekretär Söder in dem Getümmel kurz Zeit gefunden, um die Bundesgesundheitsministerin Schmidt ein bißchen zu quälen. Es geht immer noch um die Gesundheitsreform. Ich weiß, ich weiß - kann's auch nicht mehr hören!

Wenden wir uns daher lieber dem turbulenten Weltgeschehen zu. Daß in Somalia mal wieder Krieg ist, erschüttert die Deutschen kaum mehr als ein Erdbeben der Stärke Eins auf den Seychellen. Beunruhigt sind wir hingegen schon ein wenig wegen der neuesten EU-Beitritte. Rumänien vor allem ist den Deutschen regelrecht unheimlich. Das Balkanvolk aber leidet sehr unter dem schattigen Ruf seines Landes und versucht offenbar wirklich, aus der Müllecke seiner Ceaucescu-verkorksten Geschichte zu entkommen. Die rumänische Revolution war die blutigste des Jahres 1989 und auf den Diktator folgte ein anderer Kommunist, der dann in Demokratie machte - ebenfalls nur bedingt vorzeigbar. Überhaupt Blut: Die armen Rumänen werden sich auf gemeine Karikaturen einstellen müssen, auf denen ihr Dracula seine Zähne fauchend in den Hals des deutschen Nettozahler rammt.

Wir haben ja sowieso den Verdacht, daß es mit der ganzen Europaherrlichkeit sofort vorbei wäre, wenn Deutschland nicht mehr zahlt. Helga Trüpel findet diese "Nettozahlermentalität" allerdings ganz schrecklich und will, daß wir uns davon "verabschieden". Frau Trüpel ist Abgeordnete im EU-Parlament, deshalb kennen wir sie alle nicht, und sie ist Grüne, aber die Fraktion spielt in dem Laden ohnehin keine Rolle. Um Mißverständnissen vorzubeugen: "Überwinden" will Trüpel nicht unsere Rolle als größter Nettozahler, sondern lediglich die daraus entstandene "Mentalität", soll wohl heißen: Die unangenehme Angewohnheit, die ausgehenden Summen nachzuzählen und am Ende noch in aller Frechheit zu fragen, ob der mediterrane Großagrarier die Steuergroschen der deutschen Aldi-Verkäuferin wirklich zum Überleben braucht. So etwas ist kleinkrämerisch.

Helga Trüpel will die Begeisterung neu entfachen. Zu diesem Zweck will sie der EU "eine Seele geben". Derzeit sehen die Menschen in der Union eher so ein zusammengeschustertes Monstrum aus drögen Regularien und leblosen Schaltstellen. Der Versuch, ein solches Gebilde von Menschenhand zu "beseelen" muß ihnen erscheinen wie die tragisch gescheiterten Experimente des Dr. Frankenstein.

Doch Frau Trüpel ist allerbester Dinge und weiß auch schon, was zu tun ist: Mehr Geld ausgeben, und zwar für Kultur. In den Jahren 2000 bis 2007 habe die EU nur sieben Cent pro Unionsbürger für die schönen Künste aufgewendet (und gemerkt haben wir von den Resultaten nullkommanichts). Die Grüne will diese Summe nun verzehnfachen (zehnmal null, das macht ...). Ihrer Rechnung zufolge hieße das, statt 60 Millionen Euro pro Jahr an EU-Kulturförderung nun 600 Millionen.

Daraus sollen Künstler gesponsert und jedem europäischen Studenten ein Erasmus-Stipendium zugestanden werden. Aber damit ist noch lange nicht Schluß: Helga Trüpel schlägt vor, jeden zweiten europäischen Diplomaten durch einen "Kulturvermittler" zu ersetzen, der dann "einen ernsthaften kulturpolitischen und zivilgesellschaftlichen Dialog mit den gesellschaftlichen Kräften in anderen Teilen der Welt" führt, wie sie in der "taz" schreibt, um uns dann eine Idee zu präsentieren, die einem in ihrem schlichten Glanz den Atem verschlägt: "Warum tauschen wir nicht die bestehenden Strukturen (zur auswärtigen Kulturvermittlung, H.H.) durch nur eine aus? Unsere europäischen Kulturakteure könnten in gemeinsamen Goethe-British-Council-Institut-Français-Cervantes-Instituten für einen Kontakt mit den Bürgerinnen und Bürgern eintreten." Feuer bannt man bekanntlich mit Feuer und Fettsucht mit Schweinebauch. Wenn also die Menschen auf Distanz zur EU gehen, weil sie ihnen zu aufgeblasen, zu gigantisch und bürokratisch erscheint, machen wir sie eben noch gewaltiger, noch umständlicher und alles wird wieder gut. Wie lange muß man in Brüssel verbracht haben, bis derlei Logik im eigenen Hirn einen Nistplatz gefunden hat?

Wozu überhaupt noch Diplomaten? Klassische Außenpolitik? "Ihr werdet staunen", mag uns Helga Trüpel bald zurufen, "wie wir diesen Nordkoreaner mit seinem Atomprogramm zivilgesellschaftlich-kulturpolitisch dialogend vor uns her jagen!" Die Embargos hat das Regime dort überstanden, überlebt es auch eine Wanderausstellung mit den Fettklumpen von Joseph Beuys? Wir werden ja sehen! Aber was, wenn die Leute wieder nachrechnen und ihre Benachteiligung gegenüber anderen Nationen beklagen wie die Deutschen? Papperlapapp! In dem neuen Institut, das wir der Einfachheit halber Goe-Bri-Cou-Inst-Fra-Cer-Institut abkürzen, wird wegen der überschäumenden Vielfalt der Töpfe und Akteure niemand mehr nachvollziehen können, wieviel Geld des einen Landes zur Finanzierung der Kulturpolitik des anderen ausgegeben wurde. Daher wird es kein Problem sein, jede Kritik als "populistische Vereinfachung aus der ewiggestrigen, nationalistischen Anti-Europa-Ecke" zu enttarnen.

Nordkorea muß sich also aus was gefaßt machen. Das Land hat zwar ein Atomprogramm unterm Tisch, oben drauf kommt aber schon seit Jahren nicht mehr viel. Ein Brandenburger Kaninchenzüchter hilft nun und schickt zwölf Zuchtexpemplare des Superkarnickels "Deutscher Riese grau" nach Ostasien. "Die Tiere sind besonders pflegeleicht und fressen alles, was so kommt", sagt er. Deutsche halt. Der geliebte Führer Kim Yong-Il wird beim Verzehr des Sieben-Kilo-Riesen gewiß heftig an sein hungerndes Volk denken und eine Träne in die Soße tropfen lassen.


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