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13.01.07 / Gewalt zur Kommunikation / Lexikon definiert Terrorismus und zeigt seine Varianten auf

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 02-07 vom 13. Januar 2007

Gewalt zur Kommunikation
Lexikon definiert Terrorismus und zeigt seine Varianten auf

Auch wenn in letzter Zeit keine größeren Selbstmordanschläge den Westen erschüttert haben und die Täter sich derzeit darauf konzentrieren, in ihren Heimatländern für Unruhe zu sorgen, so dürfte es sich doch nur um eine Ruhe vor dem Sturm handeln, bevor die Terroristen ihr Augenmerk wieder dem Westen zu wenden. Für jene, für die "Aus dem Auge - aus dem Sinn" nicht gilt, ist "Das Terrorismuslexikon - Täter, Opfer, Hintergründe" zu empfehlen. Wilhelm Dietl, Kai Hirschmann und Rolf Tophoven informieren hier umfassend über eine gewaltsame Konfrontation, die bisher auch im Westen Leben gekostet hat. Doch von Krieg könne man nicht reden. Die "klassische sicherheitspolitische Konstellation ,Staat gegen Staat'" spiele heute nur noch eine geringe Rolle. So stellten im Irak zwar noch die USA den größten Truppenanteil, gleich danach kämen aber Söldner, die bei privaten Sicherheitsagenturen für die westlichen Geldgeber arbeiteten. Diese aus vielen Nationen stammenden Angestellten versuchten, die Attentate von religiös motivierten Terroristen zu verhindern, die wiederum nirgendwo gemeinschaftlich staatlich zu verorten seien. Bei Terroristen handle es sich also keineswegs um Freiheitskämpfer. "Der Guerillakampf ist eine militärische Strategie, die auf räumliche Einkreisung und Beseitigung des Gegners abzielt. Hierbei geht es darum, mehr und mehr Städte und Regionen zu erobern, bis schließlich der Gegner kein Machtgebiet mehr beherrscht. Im Gegensatz dazu stellt Terrorismus eine Kommunikationsstrategie dar, die Gewalt verwendet, um eine psychologische Öffentlichkeitswirkung zu erzielen." Während die einen also den Raum besetzten, hätten es die anderen auf das Denken abgesehen.

Detailliert geht das Autoren-Trio daran, die Veränderungen im Terrorismus von den Zeiten der Französischen Revolution bis heute zu kennzeichnen. Vom ethno-nationalen, über den ideologisch-weltanschaulichen, den sozial-revolutionären hin zum ideologisch-religiösen, heute islamisch motivierten Terrorismus erläutern die Terrorismusexperten Dietl, Hirschmann und Tophoven die verschiedenen Abstufungen. Schon in den 70er Jahren hätten die ersten Terroristen erkannt, wie man sich die Medien zunutze machen könne. Heute habe sich die Frequenz der Medien stark erhöht, jeder Sender sei froh über Nachrichten, mit denen er seine Sendungen konkurrenzfähig füllen könne und so erhielten Führerfiguren wie Osama bin Laden eine Art Popstar-Status.

Da in dem umfangreichen Werk keineswegs nur islamischer Terroristen betrachtet werden, sondern auch IRA, ETA, RAF, Hamas und viele andere in ihrem Tun, Aufbau und Personal vorgestellt werden, ist "Das Terrorismuslexikon - Täter, Opfer, Hintergründe" sehr aufschlußreich. R. Bellano

Wilhelm Dietl, Kai Hirschmann, Rolf Tophoven: "Das Terrorismuslexikon - Täter, Opfer, Hintergründe", Eichborn, Frankfurt / M. 2006, geb., 455 Seiten, 24,90 Euro, Best.-Nr. 6007


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