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13.01.07 / Heißen wie bei den Preußen / Alte deutsche Vornamen sind wieder im Kommen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 02-07 vom 13. Januar 2007

Heißen wie bei den Preußen
Alte deutsche Vornamen sind wieder im Kommen
von Bernhard Knapstein

Preußen ist bei deutschen Eltern wieder aller Ehren wert. Zumindest, wenn man die Wahl der Vornamen der 2006 geborenen Kinder heranzieht: Friedrich, Louis, Ferdinand und Luise - das sind beliebte Kindernamen. Doch auch sonst tauchen doch tatsächlich unsere Groß- und Urgroßmütter und -väter wieder auf: Emma, Elisabeth, Viktoria, Franz, Justus, Ludwig, Siegfried, Waldemar, Karl, Veronika, Henriette und Magdalena heißen viele der im Vorjahr registrierten Kinder, oder ihre Vornamen sind von ähnlicher "Reife". Die Namen rangieren in der oberen Hälfte von 400 vergebenen Plätzen der Statistiker. Das gilt freilich nicht für alle Namen. Die meisten Nibelungen etwa, darunter Brunhilde, Fredegunde, Kriemhild und Giselher, bleiben weiterhin unter der Wahrnehmungsgrenze.

Dennoch, junge Eltern haben 2006 offensichtlich mehr Mut zu Vornamen, die hierzulande vor 100 Jahren gebräuchlich waren. So demonstriert zum Beispiel unser Nationaltorhüter Jens Lehmann Sinn für Tradiertes, indem er seine Tochter Lieselotte nannte. Und überhaupt, wer im letzten Jahr zur Fußball-WM das Fähnchen heraushängen ließ, der hat auch keine Angst vor Adolf mehr. Jedenfalls vergaben Eltern diesen seit 1953 aus naheliegenden Gründen fast überhaupt nicht mehr gewählten Namen wieder häufiger als zweiten Vornamen. Die Vergabe eines zweiten Vornamen ist generell wieder salonfähig geworden - jedes dritte Kind hat mehrere Vornamen.

Der Kelkheimer Zukunftsforscher Eike Wenzel erklärt sich den Aufschwung traditioneller Vornamen mit der unverdient unter Kanzler Schröder eingekehrten neuen Bürgerlichkeit. "Es hat mit der Renaissance der Werte und der Rückkehr zur Normalität zu tun", so Wenzel gegenüber dem österreichischen "Kurier".

Das Phänomen geht von Akademikern aus, die das Ungewöhnliche und Individuelle schätzen, ohne das Traditionelle abzulehnen, so die Vermutung der Leipziger Namensforscherin Gabriele Rodriguez. Auch die Welle der anglo-amerikanischen Namen - Tim, Kevin, Mandy und Nancy sind vor allem in Mitteldeutschland noch immer beliebt - hat wohl zu der neuen Gegenentwicklung geführt.

Einen wichtigen Anteil an dem Aufschwung alter Namen haben vor allem auch die oft kinderreichen rußlanddeutschen Familien, deren Bodenständigkeit sich in der Namenswahl widerspiegelt. Waldemar, Herbert, Emma und Helene tauchen hier häufiger auf. Doch manche Kinder werden auch heute noch mit Namen ungewollt gestraft: Cheyenne hat es bei den Mädchen auf Platz 140 und Sydney auf Platz 164 gebracht. Doch auch bei den Jungs gibt es viele, die auf die Namen Ben (Platz 22), Marvin (33), Kevin (34), Nick (49), Tyler (88), Connor (119) oder Lennox (148) hören sollen. Natürlich ist die Namenswahl Geschmackssache und zudem oft auch auf persönliche Erfahrungen mit Trägern der gewählten beziehungsweise der nicht gewählten Namen zurückzuführen. Doch nicht alles ist erlaubt. So darf man seinen Sohn nicht mit dem ersten Vornamen Pumuckl nennen. Der Name Pepsi-Cola ist - das ist amtlich - ganz verboten. Die Standesämter lehnen Namenseinträge ab, wenn das Wohl des Kindes durch den Namen beeinträchtigt wird. Nur gut gemeint hat es ein Berliner Familienvater, der dem Standesbeamten einen lebenden Träger mit einem besonderen Vornamen vorweisen konnte. Sein Sohn hört nun auf den Namen "Björn-Noah et omnes sancti" (und alle Heiligen).

Vornamen mit "L" sind, waren und bleiben der Renner schlechthin. Davon zeugen allein unter den jeweils zehn beliebtesten Vornamen bei Jungen und Mädchen die vielen Träger der Namen Lukas, Leon, Luca, Luis, Leonie, Lea, Lena, Laura, Lara und Lilli.

Doch auch die anderen der bei Buben und Mädchen zehn häufigsten Vornamen, Tim, Paul, Jonas, Finn, Niklas, Anna, Hanna und Sara, zeigen eine Modeerscheinung: Vor allem kurze Namen mit nicht mehr als zwei Silben sind beliebt. Lediglich Emily, der achtbeliebteste Mädchenname, wagt sich bis zur dritten Silbe vor.

Biblische Namen wie Lea, Sara, Maria, Eva, Magdalena, Elisabeth, Rebekka, Judith und Salome oder bei den Buben Lukas, Paul, Jonas, Elias, Noah, Simon, David, Johannes und Jakob sind im Schnitt um rund zehn Plätze aufgerutscht.

Und zuletzt: Fast unbemerkt mit aufgerutscht - und daran erkennt man den Anteil türkischstämmiger Geburten - sind die Vornamen Ali (188) und Mustafa (187).

Foto: Die Söhne von Kronprinz Wilhelm (1882-1951): Friedrich, Hubertus, Louis Ferdinand und Wilhelm


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