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20.01.07 / Die Zeit-Bombe tickt / Nicht die alten Menschen sind das Problem, sondern der Umgang mit ihnen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 03-07 vom 20. Januar 2007

Die Zeit-Bombe tickt
Nicht die alten Menschen sind das Problem, sondern der Umgang mit ihnen
von Klaus D. Voss

Drei Fernsehabende lang werden die Dinge auf den Kopf gestellt. Das ZDF präsentiert den "Aufstand der Alten" - natürlich mit allem, was zu einem TV-Reißer gehört: Vom Terror-Kommando "Zornige Alte" bis zum rheumageplagten Attentäter. Man müsse das "Problembewußtsein schärfen", behaupten die Programm-Macher und garnieren ihre Senioren-Science-Fiction noch mit einer Themenwoche.

Offen gesagt, das Problem sind nicht die alten Menschen, sondern der Umgang mit ihnen. "Kein anderes Land hat so viel Angst vor dem demographischen Wandel", behauptet der amerikanische Forscher James Vaupel, der das Max-Planck-Institut für demographische Forschung in Rostock leitet. Gegen alle Erfahrung: Die Deutschen hätten zwei Weltkriege überstanden, die Hitlerzeit und den Kommunismus und lebten heute im Wohlstand, zitiert ihn die "Frankfurter Allgemeine Zeitung".

Diese Blickrichtung stimmt, denn unsere Gesellschaft hat hohe Anpassungsfähigkeit und Leistungskraft bewiesen: die "Fräulein-Jahre" nach dem Ersten Weltkrieg, die verheerenden Folgen des Zweiten Weltkriegs samt den Resultaten von Flucht, Vertreibung und Enteignung haben zwar tiefe Spuren hinterlassen, aber der deutschen Gesellschaft nicht die Kraft geraubt. Selbst die Hinterlassenschaft der kommunistischen Bewirtschaftung in den neuen Ländern kann getragen werden.

Jetzt aber soll die Deutschen der Mut verlassen, weil im Jahr 2030 die Jugendlichen nur noch 25 Prozent der Gesellschaft ausmachen, die Generation "50 plus" aber mehr als die Hälfte der Bundesbürger stellt? Angst und bange kann einem höchstens werden, wenn man auf die mickrigen Reformleistungen der Großen Koalition vertrauen muß. Die Zeit-Bombe tickt: Die sogenannte Gesundheitsreform nach neuestem Entwurf ist alles andere als die dringend notwendige Anpassung der Leistungskataloge und der Finanzierung medizinischer Leistungen an die Anforderungen der Zukunft.

Bei der Altersversorgung ist wenigstens mit der "Rente mit 67" eine neue Bemessungsgrenze eingerichtet. Allerdings bleibt den meisten Menschen unklar, wie die Rentenleistungen in Zukunft aufgebracht werden sollen.

Auch hier wagt sich die Politik nicht an die notwendigen Einschnitte: Die Rente muß wieder der erwirtschafteten Lebensleistung des einzelnen entsprechen und darf kein Sammelkonto für soziale (Wahl-)Geschenke des Staates bleiben. Solange den Politikern der Mut fehlt, die Rentenkassen für die Zukunft fit zu machen, müssen die Pflichtversicherten sich auf eine ungewisse Zukunft einstellen und die Ruheständler mit - netto gerechnet - sinkenden Renten auskommen.

Unbeachtet bleibt, daß die Senioren aus ihrem erwirtschafteten Vermögen mit einem stabilen Konsum die Arbeitsplätze vieler junger Menschen absichern.

Die Große Koalition ist noch viele Antworten auf die demographische Entwicklung schuldig: auch Bundesarbeitsminister Franz Müntefering, der immerhin das Thema "Rente mit 67" durchgesetzt hat. Unbearbeitet sind noch Dutzende von gesetzlichen Regelungen, darunter das Diskriminierungsverbot älterer Menschen im Berufsleben. Warum denn sollen starre Altersgrenzen wie bei Ärzten, Piloten und Schornsteinfegern weiter gelten?

Wenn die Politik nicht auf den Gesellschaftswandel reagiert, dann werden es die Senioren tun:

"40 plus" heißt die Prognose der Wahlforscher für das Jahr 2020 - dann werden die älteren Bundesbürger die entscheidende politische Kraft sein und eben 40 Prozent und mehr der Wählerstimmen halten.


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