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03.02.07 / Strafbefehl gegen Steineschubser / Beschädigung eines Gedenksteins ruft Albert Leo Schlageter in Erinnerung

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 05-07 vom 03. Februar 2007

Strafbefehl gegen Steineschubser
Beschädigung eines Gedenksteins ruft Albert Leo Schlageter in Erinnerung
von Bernhard Knapstein

Drei Strafbefehle über je 2000 Euro - damit endete eine öffentlich geführte Auseinandersetzung über die Bedeutung des Gedenksteins für Albert Leo Schlageter in Landsberg am Lech. Die drei Bestraften waren der wirre Antifa-Künstler Wolfram Kastner und das Mythos-Bücher verfassende Ehepaar Veronika Straaß und Claus-Peter Lieckfeld.

Sie hatten den einen Meter hohen und 600 Kilogramm schweren Granitblock umgestoßen und eine Antifa-Botschaft unter dem Motto "Denk-Anstoß" hinterlassen. Ihr Vorwurf: Schlageter sei "wegen rechtsextremer Terroranschläge hingerichtet" und sei "von Nazis zum Mythos verklärt" worden. In dem mit der Stadt Landsberg geführten Streit wurde zudem angeführt, Schlageter sei in der NSDAP gewesen.

Wer war nun Albert Leo Schlageter: Der 1894 im schwarzwäldischen Schönau gebürtige Schlageter diente als Offizier im Ersten Weltkrieg und nach Kriegsende als Freikorpssoldat im Baltikum und Oberschlesien. Zwischen Januar und März 1923 eskalierte die Besetzung von Rhein und Ruhr durch französische und belgische Truppen, Einmarsch und Verhängung des Kriegsrechts waren ein Verstoß gegen den Versailler Vertrag. Der parteilose Reichskanzler Cuno hatte im Reichstag daraufhin zum passiven Widerstand aufgerufen und fand damit die Zustimmung aller Parteien und gesellschaftlichen Gruppen bis hin zu den Kommunisten. Inflation und Ruhrbesetzung wurden reichsweit als existentielle Bedrohung betrachtet. Schlageter führte mit Freikorpskämpfern wie auch kommunistische Gruppen gegen die Besatzer Sabotageakte durch. Die reagierten hart: 137 Deutsche wurden willkürlich ermordet, 603 verwundet und Tausende vertrieben. Die französischen Kriegsgerichte verhängten mehr als 1000 Jahre Gefängnisstrafen. Bei Verhören waren Auspeitschungen an der Tagesordnung.

Schlageter selbst sprengte mit seinem Stoßtrupp Gleisanlagen und Brücken, zuletzt am 15. März 1923 eine Brücke in Calcum bei Düsseldorf. Dabei war dem strenggläubigen Katholiken eines stets wichtig: Es sollten keine Besatzer getötet werden.

Schlageter wurde gefaßt, am 8. Mai zum Tode verurteilt und am 23. Mai 1923 auf der Golzheimer Heide in Düsseldorf hingerichtet.

Zwischen Urteil und Hinrichtung kam es allerdings zu breiter Solidarität gegen den offenen Völkerrechtsbruch von Franzosen und Belgiern. Die Reichsregierung schickte eine offizielle Protestnote. Die Amerikaner versuchten, auf die Franzosen einzuwirken, die Briten distanzierten sich (halbherzig) von den Verhältnissen an Rhein und Ruhr, der Vatikan bemühte sich, die Hinrichtung Schlageters zu verhindern, und selbst in der KPD entwickelte sich ein "nationaler Kurs". Nach der Hinrichtung erklärte das deutsche ZK-Mitglied der KPdSU Karl Radek in einer vielbeachteten Rede vor dem Exekutivkomitee der Komintern am 20. Juni 1923 in Moskau: "Schlageter, der mutige Soldat der Konterrevolution, verdient es, von uns Soldaten der Revolution männlich-ehrlich gewürdigt zu werden."

Schlageter war schon vor seiner Liquidierung zu einer Art Volksheld für alle Schichten und Klassen geworden.

Heute indessen wird als Grund gegen die Idealisierung Schlageters häufig angeführt, Schlageter sei 1922 Mitglied der NSDAP geworden. War er das?

Zwar berichtet Ernst von Salomon in seinem "Buch vom deutschen Freikorpskämpfer", Schlageter sei 1922 in München von einer Rede Hitlers im Zirkus Krone mitgerissen worden und habe ihn auch persönlich gesprochen. Als Beweis seiner Mitgliedschaft wird aber oft ein Papierfragment angeführt, das als Mitgliederliste der "Ortsgruppe Berlin der NSDAP vom November 1922" bezeichnet wird und das als Nr. 61 Albert Leo Schlageter ausweist, doch fehlt der Liste die Überschrift, die es der NSDAP auch zuweist.

Schlageter-Biograph Wolfram Mallebrein hat geforscht: Die Mitgliederlisten der NSDAP beim "Berliner Document Centre" bestätigen das Papierfragment nicht.

Der letzte Wunsch des Katholiken Schlageter vor der Hinrichtung war die Ablegung der Beichte und der Empfang der heiligen Kommunion. Sein Beichtvater, Gefängnispfarrer Faßbender, hatte später erklärt, von einer Parteimitgliedschaft könne "keine Rede sein". Auch Schlageters Briefe lassen keinen Bezug zu Hitler oder dessen Partei erkennen.

Richtig ist aber, daß die NSDAP später versucht hat, Schlageter für ihre Bewegung zu instrumentalisieren. Dagegen konnte sich der Tote jedoch nicht wehren.

Das alles ficht die Edel-Antifaschisten nicht an. Peinliche Spitze dabei: Was der Chefkommunist Radek "mutig" genannt hatte, interpretierten die Steineschubser als "rechtsextreme Terroranschläge". Hier schützte auch Dummheit vor dem Strafrecht nicht. Ob die Folgen des "Denk-Anstoßes" aber auch zum Nachdenken angeregt haben?

Die Stadt Landsberg will den Stein mit der Aufschrift "Den Helden von Rhein und Ruhr" jedenfalls mit einer erklärenden Tafel wieder aufrichten.


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