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10.02.07 / Wenn alte Fotos auftauchen / Österreich: Eine aufschlußreiche Kontroverse um FPÖ-Chef Strache

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 06-07 vom 10. Februar 2007

Wenn alte Fotos auftauchen
Österreich: Eine aufschlußreiche Kontroverse um FPÖ-Chef Strache
von R. G. Kerschhofer

Als mit Jahresbeginn Rumänien und Bulgarien EU-Mitglieder wurden, hatte dies eine kaum beachtete und nur von "Antifaschisten" aufgebauschte Nebenwirkung: Im EU-Parlament wurde erstmals die Bildung einer "rechten" Fraktion möglich. Wochen später tauchten 20 Jahre alte Jugendfotos von FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache auf, über die seither große Aufregung herrscht. Und nun kristallisiert sich heraus, daß es zwischen dem Entstehen der Rechts-Fraktion und dem "Auffliegen" der Fotos Zusammenhänge gibt.

Anläufe zur Bildung einer Rechts-Fraktion hatte es schon seit langem gegeben. Denn fraktionslose Abgeordnete haben so gut wie keine Möglichkeit, sich bemerkbar zu machen - was zwangsläufig die Chancen bei der nächsten Wahl mindert. Und "nationale" Parteien sind ohnehin unterrepräsentiert, weil ihre EU-skeptische Wählerschaft bei Europa-Wahlen zur Stimmenthaltung neigt.

Doch einer "Internationale der Nationalen" stand noch mehr im Wege: Wer daheim in die nationale Schmuddelecke gestellt wird, zögert, sich durch Beziehungen mit jenen, denen es anderswo ähnlich geht, noch weiter zu exponieren. Eine verständliche, aber von den lupenreinen Demokraten nie honorierte Haltung. Dazu kamen persönliche Animositäten wie etwa zwischen Jörg Haider in den Phasen seines Aufstiegs und dem bereits etablierten Le Pen. Hinderlich war auch die Sprunghaftigkeit eines Umberto Bossi, dessen Lega Nord nun doch nicht dabei ist.

Zu den Fotos: Auf einem ist der jugendliche Strache mit Studentenmütze und einer Handhaltung mit drei gespreizten Fingern zu sehen. Von Kritikern wird dies als "Kühnen-Gruß" und von anderen als "Südtirol-Gruß" interpretiert, kann aber ebenso als "noch drei Bier" gedeutet werden. Auf einigen Bildern im Freien trägt Strache eine uniformähnliche Tarnkleidung, was Kritiker als "Wehrsportübung" auslegen, Strache selbst aber als "Paintball"-Spiel erklärt. Dies ist ein aus den USA stammender Geländesport, bei dem man den Gegner mit Farbkugeln "markiert".

Besonders "belastend" ist ein Gruppenfoto mit einem Mann, der Jahre später wegen "NS-Wiederbetätigung" verurteilt wurde. Gegen Strache selbst liegen keine einschlägigen Anschuldigungen vor. Strache bestätigt aber, einst mit der Tochter des Südtirolaktivisten Norbert Burger befreundet gewesen zu sein. Dieser hatte 1966 nach dem Vorbild der NPD in Österreich eine NDP gegründet, die 1988 nach dem "Verbotsgesetz" aufgelöst wurde. Wie sich die Zeiten ändern: Kreisky hatte kein Problem damit, vier ehemalige NS-Mitglieder als Minister in sein Kabinett aufzunehmen. Erst als sein Nachfolger Sinowatz 1986 die "Waldheim-Affäre" anzettelte, begann ein Klima der Hexenjagd, das unter anderem zu den "Sanktionen" der EU führte und letztlich auch dem Briten David Irving zum Verhängnis wurde.

Daß die Strache-Fotos erst jetzt auftauchten und nicht etwa schon vor den Wahlen, deutet darauf hin, daß sie nicht aus den Archiven der "Nazi-Jäger" kommen, sondern von einstigen Freunden. Und tatsächlich wird es von manchen als Verrat an Südtirol angesehen, daß die FPÖ nun mit der Mussolini-Enkelin Alessandra in derselben EU-Fraktion sitzt.

Das "Rache-Motiv" schließt natürlich nicht aus, daß es weitere Beteiligte gibt: Als Haider 2005 das BZÖ von der FPÖ abspaltete, folgten ihm die Regierungsmitglieder und die meisten FPÖ-Abgeordneten in die neue Partei und ließen die alte mit den Schulden und ohne Führung zurück. Es waren der Wiener FPÖ-Chef Ewald Strache, der Volksanwalt Stadler und der einzige EU-Abgeordnete der FPÖ, der Publizist Andreas Mölzer, denen es in der Folgezeit gelang, die Partei zu stabilisieren und bei den Wahlen sogar zu einem Achtungserfolg zu führen.

Genau diese drei gelten aber auch als Haupthindernis für eine von mehreren Seiten betriebene Wiedervereinigung mit dem BZÖ - und damit für eine Neuauflage der Koalition mit der ÖVP. Das erklärt, warum Strache nicht nur von den Grünen, sondern auch von BZÖ und ÖVP heftigst attackiert wird. Die SPÖ hingegen kann an dieser Wiedervereinigung absolut kein Interesse haben - und für Bundeskanzler Gusenbauer waren die Strache-Fotos "Jugendtorheiten". Prompt gab es für diese "Verharmlosung" massive Kritik seitens der Israelitischen Kultusgemeinde. Aber Gusenbauer hat für seine "Milde" auch einen menschlichen Grund: Einst als Juso-Funktionär hatte er bei der Ankunft in Moskau den Boden geküßt und "Heimat" gerufen. Man lernt dazu.


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