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10.02.07 / Mit Bio-Kost gegen die Klimakatastrophe

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 06-07 vom 10. Februar 2007

"Moment mal!"
Mit Bio-Kost gegen die Klimakatastrophe
von Klaus Rainer Röhl

Inzwischen gibt es Bio-Produkte schon in den Billigkaufläden. Eine erstaunliche Entwicklung. Noch vor kurzer Zeit konnten sich die alternativen Hypochonder und Müsli-Esser nicht nur für besorgte und vorsichtige Menschen, sondern auch für etwas Besseres halten. Es war schon immer etwas teurer, einen guten Geschmack zu haben. Und das Argument, daß die Bio-Bauern nur sehr wenige naturbelassene Tiere und Pflanzen aufziehen können und so viele Bio-Produkte gar nicht für alle Menschen in Deutschland reichen können, ließ sich leicht mit dem Argument wegwischen: Ohne euch reicht's für uns schon. So hatten sie irgendwo in der Nähe ihrer Stadt eine Landkommune entdeckt, die Frauen eine Frauenkommune, von der sie jede Woche mit einer Pappkiste voller Gemüse und Obst versorgt wurden, frei Haus, etwas teurer, aber eben naturbelassen, nicht "gespritzt" und ohne Kunstdünger aufgezogen. So sahen die Gemüse auch aus, ein bißchen verschrumpelt, voller angefressener Stellen (ein gutes Zeichen! Die Schnecken und Käfer haben sich gut entwickelt, und die schwarzen Stellen kann man wegschneiden). Auf Wunsch gibt es auch Bio-Schwein. Das schrumpft nicht gleich in der Pfanne zusammen. Man muß natürlich nicht immer die besten Stücke vom Schwein oder vom Bio-Rind wollen. Schließlich muß das ganze Tier verkauft werden. Die anderen Stücke sind vielleicht ein bißchen hart, voller Sehnen, die muß man dann gut würzen. Mit naturbelassenen, unbestrahlten Gewürzen. Am liebsten indischen oder chinesischen. Gibt es im Naturkostladen. Lecker! Man darf nicht vergessen, sich dieses Wort beim Essen mehrmals zuzurufen. Das gehört zum Essen der Bio-Mahlzeit dazu wie früher das Tischgebet. Die Landkommunen gibt es noch heute, die Verbraucher sehen, auch nach zehnjährigem Genuß von Bio-Kost, nicht besser aus als andere Städtebewohner, eher ein bißchen angestrengter, faltiger, wegen der dauernden Sorgen um die Umweltbelastung, die die anderen immer noch verursachen.

Das war im vorigen Jahrhundert. Lange her. Am Anfang der Öko-Bewegung hatten Müsli-Esser und Mülltrenner es leicht, die anderen Deutschen tüchtig zu verachten, besonders die verhaßten "Bild"-Leser, immerhin zwölf Millionen Mitmenschen. Aber inzwischen haben die großen Konzerne und Lebensmittelhersteller sich längst auf Bio-Kost umgestellt, und nun kann jeder kleine Verbraucher, auch die Arbeitslosen und Hartz-IV-Empfänger, also praktisch jeder Hinz und Kunz, sich Bio-Produkte kaufen. Sogar bei den Billigketten.

Aber Vorsicht. Ist auch überall Bio drin, wo Bio draufsteht? Ein Rudel Jungjournalisten des "Kölner Stadtanzeigers", einer nur gemäßigt links tickenden Tageszeitung, schwärmte aus, um der Sache auf den Grund zu gehen. Das Ergebnis hatten sie schon erwartet: Nicht überall, wo Bio drauf steht, ist auch Bio drin! Selbst Produkte mit dem fünfeckigen Bio-Siegel der EU sind nicht unschuldig und rein, weil sie mit Aromen versetzt sind, damit sie den Leuten besser schmecken. Richtiges

Bio-Essen soll ja nicht gut schmecken. Das hatten die Redakteure schon erwartet. Was sie aber nicht erwartet hatten, verriet ihnen der stellvertretende Geschäftsführer der Organisation "Foodwatch" (Nahrungs-Wächter) nach langem Bohren: "Es gibt ja auch Bio-Tomaten, die nach nicht viel mehr als Wasser schmecken. Die Sorte macht viel aus und die Geschmackserwartung!" Schließlich gab der Oberwächter preis: "Der Mehrwert, den ich für den höheren Preis bekomme, ist vor allem ein ökologischer."

Wir würden sagen, ein ideologischer. Das soll heißen, die Umwelt wird durch die Biohaltung geschont. Daran muß man glauben, wenn man ein sauberes Gewissen haben will, sonst kann man ein Masthähnchen, das 35 Tage gemästet wird, nicht von einem Biohähnchen unterscheiden, das doppelt solange lebt, bevor es geschlachtet wird. Geschlachtet wird immer. Vom Bio-Schwein, gab der oberste Food-Wächter zu, "werden nur die Edelstücke als Bioware verkauft, die anderen gehen an die konventionellen Fleischfabriken."

Die guten Deutschen! Steh auf, dein Glaube hat dir geholfen. Beziehungsweise dein Mißtrauen. Gegen alles, was aus Amerika kommt. Zum Beispiel "genverseuchte" Lebensmittel. Genverseucht ist ein singuläres deutsches Gutmenschen-Wort, in ganz Europa nennt man Mais-Sorten, die gegen Kälte und Dürre beständiger sind, "genverändert". Verdammt noch mal, schimpfen die Umwelt-Aktivisten, bei Tieren, die solchen "genverseuchten" Mais gefressen haben, ist praktisch nicht die geringste Veränderung nachzuweisen. Selbst von den radikalsten Lebensmittelprüfern von der Bremer Universität, die im Aufspüren von Umweltgiften wahre Künstler sind. Keine Spur. Also kann es auch nichts schaden, oder? Deutsche Umweltschützer aber bleiben mißtrauisch, denn Deutschsein heißt eben, eine Sache um ihrer selbst willen tun. Die übrigen Europäer sind argloser. Aber die waren schon immer schlechte Grüne, in vielen Ländern der EU gibt es überhaupt keine Grünen, und darum sind die meisten Europäer so sorglos. Deutschland ist vorn - bei den Sorgenfalten.

Nirgendwo hat der Bericht der Klimakonferenz von Paris vom

2. Februar 2007 so eingeschlagen wie bei uns. In anderen Teilen der Welt hat man ohne Panik von dem Bericht der Klimaexperten und ihren Computermodellen Kenntnis genommen. Was besagt der Bericht? Es besteht die Gefahr, sagen die Wissenschaftler mit 90prozentiger Sicherheit voraus, daß im Jahre 2100 die Temperatur auf der Erde um 1,7 bis 4 Grad Celsius steigen wird, wenn wir so weiter wie bisher Brennstoffe wie Öl, Kohle und Gas verbrennen, daß infolge dieser Temperatur-Änderung der Meeresspiegel um 3,1 Millimeter pro Jahr steigen kann. Im Jahr 2100 haben wir dann einen Anstieg auf 28 bis 43 Zentimeter, wenn wir nicht den Ausstoß von Kohlendioxyd, das bei der Verbrennung von Gas, Kohle und Öl entsteht, reduzieren. Weil das Verbrennungsgas CO2, das alle Pflanzen dringend zum Leben brauchen, im Übermaß die Luft erwärmen kann.

Tatsächlich hat Deutschland, wie viele andere Länder Europas, das sogenannte Kyoto-Protokoll unterzeichnet und durch staatliche Verordnungen den Ausstoß des Verbrennungsgases (leicht) reduziert, während die übrige Welt, vor allem die Wachstumsriesen USA, China, Indien und Rußland, noch größere Mengen von CO2 als bisher in die Luft geblasen haben.

Der amerikanische Unterhändler Al Gore hatte, um ein Scheitern der Konferenz zu verhindern, nach langem Hickhack das Kyoto-Prokoll selber vorgelegt, um zugleich zu betonen, die USA würden es niemals unterschreiben, weil Umweltpolitik in Amerika Sache der Einzelstaaten sei. Die USA können den Ausstoß von Kohlendioxyd zur Zeit gar nicht einschränken, wenn sie auf dem Weltmarkt wenigstens noch ein paar Jahrzehnte bestehen wollen. Sie stehen mit ihrer demokratischen Verfassung, ihrem für jede Konjunktur-Schwankung anfälligen Wirtschaftssystem mit dem Rücken zur Wand gegen drei straff gelenkte Wirtschaftsgroßmächte Rußland, Indien und China.

In den utopisch anmutenden gigantischen Hochhaus-Zentralen des neuen China können die 30jährigen Topmanager, die dabei sind, zusammen mit ihren 1,3 Milliarden Landsleuten zum großen Sprung anzusetzen, der sie lange vor 2100 an die Spitze der Weltwirtschaft, vielleicht der Welt, setzen soll, über das Kyoto-Protokoll und die europäischen Klima-Hypochonder nur lachen. Heute schon, im Februar 2007, haben sie den ganzen Hafen Piräus mehr oder weniger gekauft, den größten Hafen Griechenlands! In Neapel besitzen sie bereits 70 Prozent der Hafenanlagen. Sie übertreffen jetzt schon die kühnsten Erwartungen von Maos kleinem roten Buch, das die 68er einst verschlangen wie eine Bibel. Ihre Konkurrenten aus Indien haben mit ebenfalls fast einer Milliarde gut ausgebildeter, arbeitswilliger Einwohner im Durchschnittsalter von 26 Jahren, ebenfalls nicht die geringsten Skrupel, Energie zu verbrauchen. Die russischen Wirtschaftsführer auch nicht. Was kann ihnen 2100 passieren, wenn sie dieses Jahr, dank weiterentwickelter Stammzellen-Medizin, gesund und munter erleben? Grönland eisfrei? Eine Meldung für das globale digitale Fernsehen. Das Meer um 43 Zentimeter gestiegen, ein paar Großstädte in Meeresnähe bedroht, die Küstenregionen von Bangladesch überflutet? Was soll's? Man wird Zeit haben, gewaltige Dämme zu bauen oder die Menschen umzusiedeln.

Die Nichtunterzeichner des Kyoto-Protokolls, die USA, Indien und China, werden weiterhin die Atmosphäre bis an den Rand mit Kohlendioxyd vollpumpen, und auch Rußland als der kleinste der Wirtschafts-Riesen und wie diese ohne die geringsten religiösen oder ethischen Bauchschmerzen wird mithalten. Nur wir Deutschen werden weiterhin Kohle, Öl und Gas verbrennen und dennoch so gut wie möglich den Ausstoß von Kohlendioxyd drosseln und gebannt auf die Horror-Bilder von Hurrikanen, Überschwemmungen, Dürren und Hungersnöten starren.

Angst vor der Zukunft? Was wird gefragt von den Experten? Nicht, wie viele Moslems im Jahre 2100 in deutschen Städten leben werden und was mit der deutschen Minderheit geschieht, beschäftigt die Propheten, sondern ob es in 100 Jahren vier Grad wärmer sein wird. Nicht die Frage, wie viele Klau-Kids jährlich aus Rumänien kommen, wie viele Terroristen, Drogen- und Spielsüchtige auf unseren Schulhöfen heranwachsen, sondern der mögliche Anstieg des Meeresspiegels um 28 Zentimeter erschreckt uns, beziehungsweise unsere Medien, die unsere Meinung fest im Griff haben. Wir werden nicht aufwachen.

Statt dessen werden wir fortfahren, wie die Einwohner von Schilda flächendeckend Windmühlen zu bauen, von alternativen Energien zu träumen, Strom für die Zahnbürste zu sparen und Bio-Kost zu kaufen, die zwar nicht unbedingt besser schmecken und gesünder sein muß, aber uns ein gutes Gewissen beschert, weiter den deutschen Sonderweg zu gehen, als einzige in der Welt unsere Kernkraftwerke stillzulegen, die kein einziges Gramm CO2 ausstoßen.


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