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10.02.07 / Tagebuch kommt ohne Worte aus / In Hamburg sind übermalte Drehbuchseiten von Armin Mueller-Stahl zu sehen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 06-07 vom 10. Februar 2007

Tagebuch kommt ohne Worte aus
In Hamburg sind übermalte Drehbuchseiten von Armin Mueller-Stahl zu sehen
von Silke Osman

Ich habe selten so viel gemalt und gezeichnet wie bei den Dreharbeiten zu diesem Film, mindestens genausoviel wie bei ,Die Manns', und vor allem bunt. Die Farbenwelt der Meißner Porzellanfiguren hat mich sehr inspiriert", erinnert sich Armin Mueller-Stahl an die Dreharbeiten zu dem Film "Utz" (siehe auch nebenstehenden Kasten), für den er 1992 mit dem "Silbernen Bären" ausgezeichnet wurde. Nicht nur von der Fülle der Zeichnungen, auch von ihrer Qualität kann man sich derzeit im Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe einen Eindruck verschaffen, denn dort werden 65 der übermalten Drehbuchseiten in der Spiegelsaal-Galerie gezeigt. Hier wird wieder einmal die außergewöhnliche kreative Begabung des 1930 im ostpreußischen Tilsit geborenen Schauspielers deutlich, der sich mittlerweile auch als Maler einen Namen gemacht hat. "Malen ist für mich wie Schauspielern und Schauspielern ist wie Zeichnen", hat er einmal gesagt. "Mein Leben lang habe ich Haltungen beobachtet und übertragen. Auf der Bühne, vor der Kamera oder auf dem Papier." Zu sehen sind flüchtig mit dem Kugelschreiber hingeworfene Skizzen ebenso wie Aquarelle und Tuschzeichnungen in lebhaften Farben. Szenen, Gesten und Gedanken hat Armin Mueller-Stahl in den Drehpausen ebenso festgehalten wie die Gesichter seiner Kollegen. "Hier ist ein Seelentagebuch entstanden, das ohne Worte auskommt", sagt Christine Maiwald, die Kuratorin der Hamburger Ausstellung.

Mit dieser einmaligen Präsentation möchten die Museumsleute nicht zuletzt auch einmal mehr auf ihre Abteilung "Porzellan und Fayencen" aufmerksam machen, die seit März 2006 im neuen Licht erstrahlt und weltweit bewunderte Sammlungen beherbergt. Umfangreiche Bestände aus Meißen, Nymphenburg, Frankenthal, Berlin und Fürstenberg lassen das Herz eines jeden Sammlers heftiger schlagen. Und auch so kuriose Stücke wie etwa das Frühstücksservice für eine Person, das mit Szenen aus Lessings "Minna von Barnhelm" nach Stichen des Danzigers Daniel Chodowiecki bemalt ist oder Porzellane aus dem 1. Potsdamer Service von Friedrich dem Großen sowie Wärmeglocken aus einem Speiseservice des Preußenkönigs zeugen von einer großartigen Sammelleidenschaft. Ein Abstecher in die Abteilung lohnt sich allemal.

Doch zurück zu Armin Mueller-Stahl, dem Multitalent aus Ostpreußen. "Was bleibt von Utz?" hat er gefragt und gleich die Antwort gegeben. "Ein Lächeln bleibt. Utz hat sich lächelnd aus dieser Welt verabschiedet. Etwas von diesem heiteren Tod sollte in einigen Zeichnungen enthalten sein ..." Doch man spürt noch viel mehr beim Betrachten der Zeichnungen und Aquarelle; man spürt die Stimmungen des Malers, die Heiterkeit, die Lust am Spontanen ebenso wie die tiefe Nachdenklichkeit des Mannes, der demnächst für die ARD in der Neuverfilmung der "Buddenbrooks" vor der Kamera stehen wird. Auch da wird er zweifellos wieder zu Pinsel und Stift greifen.

Die Ausstellung im Museum für Kunst und Gewerbe, Steintorplatz, ist dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr, donnerstags bis 21 Uhr, Gründonnerstag und alle Ostertage von 10 bis 18 Uhr geöffnet, Eintritt 8 / 5 Euro, bis 15. April, Katalog (Edition Braus, 144 Seiten,, Halbleinen, zahlr. farbige Abb. und Faksimile des Drehbuchs, 29,90 Euro). Der Film "Utz" wird jeden Sonntag im Hamburger Kino "Metropolis", Dammtorstraße, um 17 Uhr gezeigt (am 25. Februar, 18. und 25. März um 19 Uhr).

Sammelleidenschaft: Meißner Porzellan im Museum für Kunst und Gewerbe in Hamburg und von Armin Mueller-Stahl übermaltes Blatt aus dem Drehbuch für den Film "Utz", der von einem begeisterten Sammler edler Porzellane erzählt Fotos: Osman, Museum


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