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10.02.07 / "Ost-Deutsch" (1): Preußen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 06-07 vom 10. Februar 2007

"Ost-Deutsch" (1):
Preußen
von Wolf Oschlies

Daß Heines Werk von Nicklichkeiten gegen "Preußen" strotzt, verzeihe ich meinem Lieblingsdichter. Sein Preußen war nicht das wahre, das viel verkannte, das uns Marion Gräfin Dönhoff 1987 in ihrem Wunderwerk "Preußen - Maß und Maßlosigkeit" zurechtgerückt hat. Und ich sehe mit Freude die Wiederauferstehung des nüchternen, vernünftigen, begabten und loyalen Preußens, die bei unseren Nachbarn im Osten abläuft.

Wie verbissen haben sich in der Vergangenheit nicht Deutsche und Tschechen um das Hultschiner Ländchen, tschechisch Hlucinsko, im Norden Mährens gestritten! Das ist vorbei, Preußen sei Dank. "Prajzsko" (Preußen) nennen die Hultschiner und alle Mährer die Region. Ein "Prajz" ist wahlweise ein Preuße, ein Deutscher oder ein "Hlucinák" (Hultschiner), und "fuci prajz" bedeutet, das ein kalter Nordwind über "Prajzsko" weht.

Im Norden liegt Polen, wo man sich - je länger, je freundlicher - an die "cnoty pruskie", die preußischen Tugenden, erinnert. Denn (so Adam Krzeminski, polnischer Germanist und Publizist) "das wahre Preußen existiert weiter, auch in uns". Flucht und Vertreibung der Deutschen haben nicht verhindert, daß im Westen Polens ein "preußischer" Genius loci herrscht, und "je mehr wir in den Westen hineinwachsen, desto besser werden wir uns selber erkennen und ohne Angst sagen, daß heute wir Preußen sind".

So weit gehen die Russen nicht, pflegen aber ihr strahlendes Bild von den "alten" Preußen, die schon im 12. Jahrhundert eifrigen Handel mit Russen trieben. Beweis die "prusskaja ulica" (Preußen-Straße) in Novogrod, "im Jahre 1185 erstmalig erwähnt". Was bis heute gilt: "prusskij tovar" (preußische Ware) heißt im russischen Volksmund hochwertiges Importgut.

Aber nirgendwo strahlt Preußens Gloria so hell wie bei den Bulgaren. "Prusite na Balkanite" wollen sie sein, "Preußen des Balkans", und ihre Solidität lockt laufend mehr ausländische Investitionen ins Land, die 2006 schon 7,1 Prozent ihres Bruttoinlandsprodukts ausmachten. Aber die wahren Preußen waren ja nicht nur Merkantilisten, schrieb der Bulgare Angel Barusoff kürzlich, und hätten sie mehr Einfluß gehabt, dann "hätte die Welt zwei katastrophale Weltkriege vermieden".

Prof. Dr. Dr. h.c. Wolf Oschlies, gefragter Osteuropa-Experte und Sprachwissenschaftler, hat eine Passion - er forscht nach den "Fingerabdrücken" der deutschen Sprache in östlichen Europa. Wenn Kulturen sich begegnen, tauschen sie Wörter und Begriffe aus. Wolf Oschlies, ein Königsberger vom Jahrgang 1941, hebt für die "Preußische Allgemeine Zeitung" den "Sprachschatz".


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