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10.02.07 / Verfeuerte Kirchenbank / Die Not in sowjetischer Gefangenschaft und ihre Folgen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 06-07 vom 10. Februar 2007

Verfeuerte Kirchenbank
Die Not in sowjetischer Gefangenschaft und ihre Folgen

In seinen in der englischen Sprache verfaßten Lebenserinnerungen "Weeds like us" (Unkraut wie wir) berichtet Gunter Nitsch von den sechs Jahren seiner Kindheit, die er in dem seit Januar 1945 im von der Roten Armee besetzten Goldbach in Ostpreußen verbracht hat.

Aufgewachsen auf einem Bauernhof in Langendorf / Ostpreußen, verlebt der heute in den USA lebende Nitsch mit seiner Familie die Jahre des Zweiten Weltkrieges zunächst relativ unbeschadet. Erst als am 21. Januar 1945 die Sowjets den Nachbarort Gumbinnen einnehmen, muß sich auch Familie Nitsch mit hastig zusammengepackten Koffern und Nahrungsmitteln auf die Flucht gen Westen machen. Ein Jahr lang leben Mutter, Großmutter und Großvater Nitsch mit den Kindern und der Tante schon im russischen Flüchtlingslager in Palmnicken, als sie zum Arbeitsdienst in der Kolchose nach Goldbach abkommandiert werden. Viele kleine Anekdoten, lustige und weniger lustige, weiß der Autor aus der Zeit in sowjetischer Gefangenschaft zu berichten.

Die Erzählungen Gunter Nitschs sind geprägt von Geschichten über karge Mahlzeiten, den Kampf gegen die erbarmungslose Winterkälte und der nie enden wollenden Suche nach etwas Eßbarem.

Der Leser erlebt mit, wie die Jahre verstreichen, wobei sich die Lage der deutschen Familien in Goldbach nicht verbessert. Doch die Hoffnung, irgendwann in den Westen und somit zum Vater zu dürfen, soll die kleine Familie über sechs Jahre nicht verlassen. Im Dezember 1950 fahren Mutter und Sohn nach Köln, um den Vater endlich wiederzusehen, und treffen ihn gesund und glücklich darüber, seine Familie endlich wieder in die Arme schließen zu können, mit einem großen Strauß Blumen und einem Lächeln auf den Lippen an.

Zum Teil sind die Erinnerungen Günter Nitschs, an denen er den Leser in diesem Buch teilhaben läßt, zu persönlich, dann wieder überzeugen sie durch ihre Schilderungen. Voller kleiner Details, wie dem Raub der Kirchenbänke auf der Suche nach Feuerholz in einem eisigen Winter und dem darauf folgenden schlechten Gewissens, berichtet der Autor aus seiner Kindheit.

"Weeds like us" zeigt das Elend in der sowjetischen Gefangenschaft auf, ohne dabei rührselig oder effektheischend zu wirken, sondern einfach nur authentisch und informativ. A. Ney

Gunter Nitsch: "Weeds like us", AuthorHouse, Bloomington / Indiana / USA, 465 Seiten, 18,50 Euro


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