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24.02.07 / Folter und Haft / Sowjets und ihre Gefangenen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 08-07 vom 24. Februar 2007

Folter und Haft
Sowjets und ihre Gefangenen

Das Buch läßt einem die Haare zu Berge stehen. Die Historikerin Ulrike Goeken-Haidl hat in Archiven in Moskau und Minsk sowie den USA erforscht, wie es nach der deutschen Niederlage den Sowjetbürgern ergangen ist, die in deutsche Kriegsgefangenschaft gerieten oder als Fremdarbeiter freiwillig oder gezwungen in Deutschland wirkten. Sie alle galten in den Augen der Sowjetführung als Vaterlandsverräter und standen unter Verdacht, mit den Deutschen zusammengearbeitet oder sogar für sie spioniert zu haben. Es galt in der UdSSR der Befehl, daß kein Soldat sich gefangennehmen lassen dürfe.

Mit den westlichen Verbündeten hatte die Sowjetunion vereinbart, daß sie alle Sowjetbürger auch gegen deren Willen in die Sowjetunion ausliefern müssen. Und das taten sie auch. Und da viele gefangengenommene Sowjetsoldaten auf keinen Fall wieder unter den Bolschewisten leben wollten und daher die Repatriierung ablehnten, wendeten Engländer und US-Amerikaner teilweise brutale Gewalt an.

5,7 Millionen sowjetische Soldaten hatten sich von der Wehrmacht gefangennehmen lassen. Eine Million liefen zu den Deutschen über. "Derartige Massen von Deserteuren hatte es in der Militärgeschichte noch nicht gegeben", schreibt die Autorin. Hinzu kamen etwa vier Millionen Frauen und Männer aus der UdSSR, die für Deutschland arbeiteten. Als sie nach dem Kriege in die Sowjetunion zurück mußten, erwartete sie die Hölle. Zunächst wurden sie in Filtrationslager des sowjetischen Geheimdienstes in der sowjetischen Besatzungszone gebracht, um monatelang verhört, gequält, gefoltert zu werden, damit sie irgendwelche Geständnisse ablegten. Sie mußten Zwangsarbeit leisten. Die Frauen waren Freiwild für die sowjetischen Offiziere. Viele landeten vor Militärtribunalen, die sie verurteilten - Offiziere der "Russischen Befreiungsarmee" des Generals Wlassow, die ihr Land vom Bolschewismus befreien wollten, meist zu Tode, seine Soldaten zu 25 Jahren Zwangsarbeit.

Die Fremdarbeiter hatten das Ausland kennengelernt und konnten die Lebensverhältnisse Deutschlands mit denen im "Arbeiter- und Bauernparadies" vergleichen. Das machte sie gefährlich. Die ersten kamen nach zwei Jahren wieder in ihre Heimatorte - diffamiert, entrechtet, ständig beschimpft. Erst 1995 rehabilitierte sie Boris Jelzin. Der Kommunismus hatte sein ganzes unmenschliches Gesicht gezeigt.

Aber auch die westlichen Sieger machten sich weiterer Kriegsverbrechen schuldig, als sie Soldaten der deutschen Wehrmacht russischer und ukrainischer Nationalität teilweise mit Waffengewalt den Sowjets auslieferten. Sie hatten nicht das geringste Verständnis dafür, daß Menschen nicht unter dem Kommunismus leben wollten. Die Amerikaner, so die Autorin, waren "glückselig prosowjetisch und leidenschaftlich antideutsch".

Mit diesem Buch ist endlich ein bislang vernachlässigtes Kapitel des Zweiten Weltkrieges aufgearbeitet worden. Ein wichtiger Beitrag! Hans-Joachim v. Leesen

Ulrike Goeken-Haidl: "Der Weg zurück - Die Repatriierung sowjetische Zwangsarbeiter und Kriegsgefangener während und nach dem Zweiten Weltkrieg", 574 S., Klartext Verlag, Essen 2006, geb., 39,90 Euro, Best.-Nr. 6073


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