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24.02.07 / Ski Heil! / Abfahrten und Bäume vertragen sich nicht

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 08-07 vom 24. Februar 2007

Ski Heil!
Abfahrten und Bäume vertragen sich nicht
von Hans Gorriss

Es war im Winter 1929/30, ich hatte mir zu Weihnachten ein Paar Skier gewünscht. So ging ich also zu Stellmacher Schulz nach Libemühl und bat ihn, diese für mich anzufertigen. Die Herstellung nahm einige Zeit in Anspruch. Um den Vorgang ein wenig zu beschleunigen und natürlich auch den Fortgang der Herstellung im Auge zu behalten - denn an diesem Sportgerät lag mir sehr viel -, habe ich immer, wenn ich zum Konfirmandenunterricht gegangen bin, beim Stellmacher Schulz einen Halt eingelegt und mich nach dem seinigen und dem Befinden meiner noch nicht fertiggestellten Skier erkundigt. Denn nachdem der Stellmacher mit seiner Arbeit fertig war, mußte noch die Bindung vom Sattler Groß angefertigt werden, und das brauchte ja auch noch seine Zeit.

Zu meinem Unmut verzögerte sich das ganze nochmals um acht Tage.

Weihnachten stand vor der Tür und meine geliebten Skier schließlich unter dem Baum. Ich war überglücklich. Stellmacher und Sattler hatten ganze Arbeite geleistet.

Nun konnte es losgehen. Meine neuen Ski sollten zeigen, was sie konnten. An einem strahlenden Nachmittag - es war ein Sonntag - haben einige Schulfreunde und ich uns auf den Weg zu den Schnellwalder Bergen gemacht. Es war ideales Skiwetter, der Schnee knirschte unter unseren Schuhen. Wir konnten es kaum erwarten, endlich am Ziel zu sein.

Ich war stolz und freute mich, der einzige in unserer Gruppe zu sein, der richtige Skier besaß. Die anderen waren mit Tonnenbrettern ausgerüstet.

Die Schnellwalder Berge waren allerdings nicht ganz ungefährlich, denn sie waren teilweise bewaldet und somit zum Skifahren nur bedingt geeignet. Und so ließ das Unheil auch nicht lange auf sich warten. Ernst Gröning, der erste aus unserer Gruppe, der den Hang hinab fuhr, steuerte direkt auf einen Baum zu. Ohje, was nun? Er konnte nicht ausweichen und prallte mit der ganzen Wucht seines Körper gegen den Baum. Wir anderen eilten ihm zu Hilfe, doch er hatte bereits das Bewußtsein verloren. Nun war guter Rat teuer. Rettungswagen, Hubschrauber oder gar Handys gab es in der damaligen Zeit und in dieser Einöde schon gar nicht. Was also nun?! Und vor allen Dingen, was tun?

Nach ungefähr 30 Minuten, die uns vorkamen, als wären es Stunden, konnten wir aufatmen, denn Ernst hatte das Bewußtsein wieder erlangt. Nach einer kurzen Verschnaufpause, die wir uns nach der Aufregung alle verdient hatten, traten wir den Heimweg an. Leider hatten wir in der ganzen Aufregung übersehen, daß zwischenzeitlich die Dunkelheit hereingebrochen war. Um wenigstens noch halbwegs bei Tageslicht zu Hause anzukommen, beschlossen wir, eine Abkürzung zu nehmen. Es war der gefährliche und gefürchtete Weg über den Frauen-See. Während man sich im Sommer über die warmen Quellen des Sees freute, konnten diese einem im Winter das Leben kosten. Es hieß also allerhöchste Vorsicht!

Heilfroh waren wir, als wir endlich und fast auch noch bei Tageslicht zu Hause ankamen. Meine Eltern sahen das wohl nicht ganz so, denn ich mußte mir eine gewaltige Standpauke anhören.


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