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24.02.07 / Geschichtsklitterung in Post-Prospekt / Publikation des ehemaligen Bundesunternehmens macht Danzig, Breslau und Krakau zu "polnisch-preußischen Hansestädten"

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 08-07 vom 24. Februar 2007

Geschichtsklitterung in Post-Prospekt
Publikation des ehemaligen Bundesunternehmens macht Danzig, Breslau und Krakau zu "polnisch-preußischen Hansestädten"
von Dieter W. Leitner

In einem Prospekt der Deutschen Post zur Ausgabe ihrer Sonderbriefmarke "650 Jahre Städtehanse" werden Danzig, Breslau und Krakau als "polnisch-preußische Hansestädte" bezeichnet.

Dabei war Danzig zur Hansezeit weder polnisch noch preußisch. Der altgermanische Fischerort wurde 997 erstmals erwähnt und erhielt 1224 lübisches, das heißt deutsches Stadtrecht. 1361 wurde die Stadt Mitglied der Hanse. Nach der Loslösung vom Deutschen Orden 1454 stellte sich die Patriziatsrepublik unter den Schutz der polnischen Krone. Es war eine Personal-, aber keine Realunion. Danzig war ein freier Staat. Der König mußte die Unantastbarkeit der Hoheitsrechte Danzigs beschwören. Die rein deutsche Stadt führte ein eigenes Siegel, eine eigene Flagge, unterhielt Gesandte an allen europäischen Höfen und empfing deren Vertreter, hatte eine eigene Militär-, Rechts- und Münzhoheit und erhob selbst in staatlicher Machtvollkommenheit Steuern und Zölle. Kein polnischer König konnte die Nachfolge als Schutzherr Danzigs antreten, ohne zuvor die Hoheitsrechte der Stadt beschworen zu haben. Als 1577 Stephan Batory auf den Thron kam und die Rechte Danzigs nicht anerkennen wollte, kam es zum Krieg, aus dem Danzig als Sieger hervorging. Jeder, der das Bürgerrecht der Stadt erlangen wollte, mußte "rechter freyer deutscher Art und Zunge" sein. Fremde, also auch Polen, waren davon ausgeschlossen. Erst nach der Zweiten Teilung Polens 1793 wurde Danzig preußisch. Das war 125 Jahre nach der Auflösung der Hanse. Im Intermezzo von 1807 bis 1814 wird Danzig Freistaat von Napoleons Gnaden. Auf dem Wiener Kongreß wird Danzig wieder Preußen zugesprochen. 1920 ist Danzig erneut staatsrechtlich "Freie Stadt" unter dem Schutz des Völkerbundes. Von 1939 bis 1945 war es Hauptstadt des neu geschaffenen Reichsgaues Danzig-Westpreußen und kam erst nach Kriegsende unter polnische Verwaltung.

Breslau war auch nie polnisch-preußisch. Die Stadt erhielt 1261 Magdeburger Stadtrecht. Nach dem Aussterben der Piastenherzöge kam Breslau an Böhmen und mit diesem 1526 an die Habsburger. Erst 1742 wurde es preußisch und wie Danzig 1945 unter polnische Verwaltung.

Die polnische Stadt Krakau gehörte nie zu Preußen. Sie erhielt mit damals mehrheitlich deutscher Bürgerschaft 1257 Magdeburger Stadtrecht, war von 1320 bis 1609 polnische Hauptstadt und fiel 1795 an Österreich, bei dem es mit kurzen Unterbrechungen bis 1918 blieb.

Gerhard Straube, Vorstandstandsmitglied der Ortsstelle Darmstadt im Bund der Danziger und Philatelist hat in einem Brief an Jörg Meißner, Abteilungsleiter Philatelie der Deutschen Post in Bonn, diesen auf die Geschichtsverfälschung im Post-Prospekt hingewiesen. Straube fragt in seinem Schreiben auch an, warum in der ersten Auflage des Prospektes eine Briefmarke der Freien Stadt Danzig mit dem Bildnis einer Hansekogge abgedruckt wurde, diese dann aber in der zweiten Auflage gegen ein polnisches Wertzeichen aus der Neuzeit mit dem Neptunbrunnen im Vordergrund ausgetauscht wurde.

Die Antwort der Post an Gerhard Straube fiel nicht sehr erschöpfend aus. Meißner hält sich sehr bedeckt und macht für inkorrekte Darstellungen eine private Druckerei verantwortlich. In einem späteren Telefongespräch mit Meißners Stellvertreter wurde im Begleittext für die letzte Lieferung der "Edition Hanse" eine Berichtigung hinsichtlich der tatsächlichen geschichtlichen Fakten zu den Hansestädten Danzig, Breslau und Krakau in Aussicht gestellt. Gegebenenfalls will Straube auch an Dr. Klaus Zumwinkel, den Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Post AG, und weitere Persönlichkeiten schreiben.


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