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03.03.07 / Der Oscar ist verdient / Kritik an der Kritik

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 09-07 vom 03. März 2007

Der Oscar ist verdient
Kritik an der Kritik
von Hans Heckel

Eigentlich Grund zu ungeteilter Freude: Ein deutscher Film kriegt den Oscar, und noch dazu einer, der nicht Gefahr läuft, das Bild der Deutschen abermals auf die NS-Geschichte zu verkürzen. Denn darum ging es im "Leben der anderen" ausnahmsweise nicht.

Doch in die Feierlaune über den Erfolg des erst 33jährigen Regisseurs Florian Henckel von Donnersmarck mischt sich milde bis sogar harsche Kritik. Und es sind keineswegs alte SED-Kader, die sich über die filmische Aufarbeitung ihres perversen Überwachungsapparats mokieren. Respektable Bürgerrechtler wie Werner Schulz (siehe Seite 3) äußern ihre Bedenken. Da muß man hinhören.

Eine solche Wandlung vom Saulus zum Paulus, wie der Film sie darstellt, habe es bei keinem einzigen Stasi-Spitzel je gegeben, argumentieren sie. Da auch alle Recherchen des ambitionierten Regisseurs keinen solchen Fall aufdecken konnten, haben die Kritiker offenbar recht.

Hat der Filmemacher die Wirklichkeit beschönigt?

Henckel von Donnersmarck wollte die Zuschauer in eine Welt führen, die ihnen aus eigenem Erleben völlig fremd ist, die eines kalten Handlangers in einem Unrechtsstaat nämlich. Erst indem er den von Ulrich Mühe hervorragend gespielten Stasi-Offizier die tiefe Kluft zwischen seinem gefühlstoten Dasein und dem eigentlichen Leben, dem der "anderen", seiner Opfer, überwinden ließ, machte er den Abgrund deutlich. Ein realer MfS-Genosse wäre den Kinobesuchern vermutlich als unnahbare, tote Maske erschienen. Die entsetzliche Leere, die ihn ausmachte, wäre ihnen verschlossen geblieben, da jeder emotionale Zugang zu der Figur fehlte. Der Regisseur suchte nach einem künstlerischen Weg, diesen Zugang aufzusperren.

Daß Opfer der SED-Tyrannei mit dem Kunstgriff große Schwierigkeiten haben, ist nur zu verständlich. Ihr Protest kündet von ihren Wunden, die nie ganz verheilen werden.

Aber Florian Henckel von Donnersmarck zu verurteilen, scheint nicht gerechtfertigt. Er wollte nicht verharmlosen, auch von reißerischen Effekten ist sein Film gänzlich frei. Es ging ihm darum, den Blick zu öffnen für Menschen, die nie unter der Knute eines solchen Regimes leiden mußten. Das ist ihm gelungen - wie sich zeigt, weit über Deutschland hinaus.


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