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03.03.07 / Touristen: Verloren in Berlin

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 09-07 vom 03. März 2007

Touristen: Verloren in Berlin
von Harald Fourier

Nächste Woche findet wieder die ITB, die "Internationale Tourismusbörse" in Berlin statt. Dann wird sich die Hauptstadt als Touristenmagnet, als Ausflugsziel und Weltmetropole präsentieren.

Grund genug nachzusehen, wie besucherfreundlich Berlin wirklich ist. Erstes und letztes Aushängeschild von Großstädten ist meist ihr Flughafen. Letztes Wochenende bin ich mit Freunden nach Reval geflogen. Es ging über Schönefeld. Weltmetropole? Der Flughafen erinnert eher an Sibirien. Die schlechte Laune überfällt einen bereits auf dem flughafennahen Bahnhof. Der soll demnächst für 285 Millionen (!) Euro neu gebaut werden. Dabei würden einige 10000 Euro reichen, um die Station "nutzerfreundlich" zu gestalten.

Vom Bahnhof begibt sich der Reisende zu Fuß (der Pendelbus wurde im Herbst eingestellt) zum Flughafen. Der Weg dorthin ist überdacht, aber zugig. An der Decke hängen Bildschirme, die anzeigen, wann welches Flugzeug an welchem Ausgang startklar ist. Allerdings wird zwischen den Hinweisen ständig Werbung eingeblendet, so daß es unmöglich ist, sich in den vielen Zeilen zu orientieren.

Am Flughafen selbst lange Schlangen bei der Abfertigung und die üblichen Schikanekontrollen. Eine Freundin, die ihren Koffer aufgegeben hat, sah ihn - wie sich später herausstellte - am Schalter das letzte Mal. Er ist nie in der estnischen Hauptstadt angekommen, muß also in Berlin-Schönefeld abhanden gekommen sein.

Noch schlimmer ist die Rückkehr: Wieder gehe ich an den Bildschirmen vorbei. Dort sind Züge aufgelistet, die nach Nauen fahren oder nach Dessau, aber kein einziger nach Berlin. Dann wieder minutenlang Werbung. Für einen Nichtberliner ist nie und nimmer zu erkennen, daß diese Züge meistens auch im Berliner Zentrum halten, also da, wo ein Tourist vermutlich hin will. Offenbar unterstellen die Verantwortlichen einfach, daß hier in Berlin sowieso nur Einheimische aussteigen. Kein Schild und kein Mitarbeiter gibt Auskunft.

Genauso bei den Bussen: Die haben Ziele wie "Hermannplatz". Die Auskunft nutzt einem Norweger, der sich Berlin anschauen will, recht wenig.

All diese Kritikpunkte hat jetzt auch der Berlin-Tourismus-Chef Peter Nerger unter die Lupe genommen, als er einen Rundgang am Flughafen unternommen hat. Warum hat er das eigentlich nicht schon früher einmal gemacht? Immerhin landen sechs Millionen Fluggäste in Schönefeld. Sie alle müssen sich auf einem Provisorium zurechtfinden, das 17 Jahre nach der deutschen Vereinigung noch immer wirkt wie kurz nach dem Mauerfall. "Das ist keine Visitenkarte für Berlin", sagt Nerger. Er hat recht.


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