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03.03.07 / "Bayern und das Preußenland" / Sonderausstellung des Kulturzentrums Ostpreußen im Münchener Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 09-07 vom 03. März 2007

"Bayern und das Preußenland"
Sonderausstellung des Kulturzentrums Ostpreußen im Münchener Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung
von Manfred E. Fritsche

Das Kulturzentrum Ostpreußen in Ellingen hat nun eine Sonderschau im Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung in München eingerichtet. Staatssekretär

Jürgen W. Heike sprach Direktor Wolfgang Freyberg für die Gestaltung der Ausstellung sein Kompliment aus.

"Das Haus Kopernikus in Allenstein ist die Visitenkarte Bayerns in Ostpreußen", so bezeichnete der Referatsleiter für Vertriebenenpolitik, kulturelle Angelegenheiten und grenzüberschreitende Zusammenarbeit beim Bayerischen Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen, der Leitende Ministerialrat Dr. Walter Rösner-Kraus, das frühere Finanzamt in Alleinstein nach dessen Renovierung und Übergabe an die "Allensteiner Gesellschaft Deutscher Minderheit" (AGDM). Die Schautafel, die die Geschichte des Gebäudes beschreibt, ist Teil einer Ausstellung, die das Kulturzentrum Ostpreußen nun im Ministerium in München der Öffentlichkeit übergeben hat.

Das "Haus Kopernikus", dessen Renovierung vom Freistaat Bayern in besonderem Maße getragen wurde, sichert mit seinem angeschlossenen Kindergarten das Bestehen der Deutschen Vereine in Masuren und Ostpreußen. Die 1991 nach dem Deutsch-Polnischen Vertrag entstandene und heute über 3000 erwachsene Mitglieder starke Gesellschaft Deutscher Verein ist auch im sozialen Bereich tätig, es besteht ein Chor und eine Kindertanzgruppe und der "Bayerische Saal" wird für Ausstellungen, Lesungen und Konzerte genutzt.

Bei der ersten Augenscheinnahme sprach auch Staatssekretär Jürgen W. Heike dem Direktor des Ellinger Kulturzentrums Wolfgang Freyberg seine Anerkennung für die Anordnung und den Aufbau der Sonderschau aus.

Ein weiterer Themenkreis umfaßt die Geschichte der Königlichen Majolika-Werkstatt Cadinen. Die alte italienische Handwerkskunst der mit farbiger oder weißdeckender Glasur überzogenen Keramik war im 19. Jahrhundert auch in Deutschland wiederentdeckt worden und verbreitete sich rasch. Die königliche Werkstatt Cadinen entstand auf einem ehemaligen Deutschordensgut in der am Frischen Haff gelegenen Stadt, welches Kaiser Wilhelm II. im Dezember 1898 erworben hatte. Auf diesem Gut, das auch als Sommersitz des Kaisers diente und das zu einem landwirtschaftlichen Musterbetrieb ausgebaut wurde, entstanden 1899 eine Dampfziegelei und in der ab 1904 arbeitenden Keramikwerkstatt neben Baukeramik auf Anregung des Kaisers griechisch-etruskische oder italienisch-renaissancehaft gestaltete Ziergefäße. Mit Zier- und Gebrauchsgeschirr mit Dekor wurde dem Publikumsgeschmack der damaligen Jugendstilzeit entsprochen und ab 1928 entstanden die von Werkstattdirektor Wilhelm Dietrich gestalteten Farbverbindungen des Cadiner Rot, Kobaltblau und Gold. Seit 1920 wurden auch Figuren, Büsten und Tierplastiken aus Ton angefertigt.

Der letzte Teil der Ausstellung beschreibt unter dem Titel "Bayern und das Preußenland" die Beziehung zwischen den beiden Staaten, die bis auf den 1190 gegründeten Deutschen Orden zurückreichen. An den Kämpfen um 1226 an der Weichsel gegen die heidnischen Prussen nahmen viele bayrisch-fränkische Adelsgeschlechter teil. Besondere Bedeutung erlangten dabei die Hochmeister Heinrich von Hohenlohe sowie Konrad und Siegfried von Feuchtwangen. Letzterer verlegte 1309 seine Residenz auf die Marienburg an der Nogat. 1525 wandelte der in Ansbach geborene Hochmeister Albrecht von Brandenburg den geistlichen Ordensstaat in das Herzogtum Preußen um und gründete 1544 die Königsberger Universität Albertina.

Deshalb unterstützte Bayern auch bereits nach dem Einfall russischer Armeen im Jahre 1914 und den daraus resultierenden Zerstörungen in der Provinz die staatlichen Kriegshilfskommissionen, die den Wiederaufbau vorantrieben. So waren 39 Städte und über 1900 Ortschaften zerstört, 40000 Gebäude verbrannt und weitere 60.000 beschädigt, 135000 Pferde und über 250000 Stück Rindvieh verloren - ein Gesamtschaden von mehr als 1,5 Mrd. Reichsmark.

Am 4. März 1915 gründete sich die Münchener Ostpreußenhilfe. Diese Hilfsaktion unterschied sich von anderen dadurch, daß kein Geld in das durch die Ereignisse zerstörte Land geschickt wurde, sondern mit den gesammelten Mitteln Hauseinrichtungen beschafft wurden. Dazu richtete man 1915 im Festsaal des damaligen Münchner Polizeigebäudes - dem heutigen Fischerei- und Jagdmuseum - 27 Musterzimmer ein, die von verschiedenen Architekten entworfen wurden. Über 40000 Besucher besichtigten die Ausstellung und spendeten Einrichtungsgegenstände oder auch ganze Zimmer nach diesen Mustern, die dann bei Schreinerbetrieben in München und Umgebung gefertigt wurden.

Nach fünfmonatiger Werbe- und Sammeltätigkeit verfügte die Ostpreußenhilfe über etwa 450000 Reichsmark, mit denen 833 Zimmereinrichtungen finanziert wurden. Daneben wurden 40 Eisenbahnwaggons mit gebrauchter Kleidung sowie gebrauchtes Mobiliar nach Ostpreußen gebracht.

61 derartige Hilfsvereine hatten sich in dieser Zeit zur "Ostpreußenhilfe" zusammengeschlossen und die Patenschaft über einen kriegszerstörten Landkreis oder eine Stadt übernommen. Für größere Spenden gab es den "Patenschaftsteller", der von der Königlich-Preußischen Porzellan-Manufaktur Berlin KPM mit Wappen und Namen des Paten und des Patenschaftsnehmers sowie mit einem Satz aus einem kaiserlichen Telegramm vom 16. Februar 1915 versehen war. In der Ausstellung ist die Abbildung des Tellers der Bayerischen Ostpreußenhilfe für die Kreise Rößel und Fischhausen vom Oktober 1917 zu sehen.

Foto: Leitender Ministerialrat Dr. Walter Rösner-Kraus, Staatssekretär Jürgen W. Heike und Wolfgang Freyberg, Direktor des Kulturzentrums Ostpreußen (v.l.)


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