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10.03.07 / Hauptsache, die Welt geht unter / Offenbar liebt die Menschheit Endzeitszenarien, denn das Aus ihrer vertrauten Umgebung wurde oft prognostiziert

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 10-07 vom 10. März 2007

Hauptsache, die Welt geht unter
Offenbar liebt die Menschheit Endzeitszenarien, denn das Aus ihrer vertrauten Umgebung wurde oft prognostiziert
von Hans Heckel

Noch zwölf Jahre und neun Monate, dann, 2020, sei es für die Rettung der Erde zu spät, prophezeien die Klima-Auguren. Seit jeher sind Menschen ansprechbar für Endzeitvisionen, die Ahnung vom nahen Untergang der Welt wühlt sie seit Jahrtausenden auf.

Die ältesten Untergangsvisionen sind religiöser Natur. Die Germanen erwarteten die Götterdämmerung, bei der sich alle lebenden und toten Krieger gemeinsam mit den Göttern einem letzten großen Kampf stellen. Das Christentum sieht dem Jüngsten Tag entgegen, an dem sich alle vor Gott zu verantworten haben.

Mit der fortschreitenden Säkularisierung haben sich die Visionen indes zunehmend vom Religiösen ins Irdische verlagert. Karl Marx sah es angesichts der großen Dampfmaschinen-Fabriken seiner Zeit als ausgemacht an, daß kleine Fertigungsbetriebe schon bald keine Chance mehr haben würden. Nur Fertiger großer, normierter Stückzahlen würden überleben und wenige Fabrikbesitzer reich machen. Die große Mehrheit würde als billige Arbeitssklaven in den Fabriken "verelenden".

Marx konnte weder die Begünstigung eines industriellen Mittelstandes durch technische Innovationen vorhersehen noch den gewaltigen Aufschwung der Dienstleistungsbranche. So schlüssig seine "Verelendungstheorie" aus seiner Zeit heraus klingen mochte, so gründlich wurde sie von der weiteren Entwicklung überrollt.

Später richteten sich Endzeitvisionen auf apokalyptische Kriege mit entsetzlichen neuen Waffen. Unter dem Eindruck der Hiroshima-Bombe, von Blockspaltung und atomarem Wettrüsten fokussierten sich die Szenarien nach dem Zweiten Weltkrieg auf die nukleare Katastrophe, in welcher die gesamte Zivilisation zerstört würde. "Der nächste Krieg wird mit Atombomben geführt, der übernächste mit Speeren", so die gängige Formel. Aus dieser Prognose entwickelte sich nicht allein der heftige Protest gegen Atomrüstung, sondern gegen Rüstung überhaupt, da Panzer und ähnliches unnütz seien, weil der nächste Krieg von den Schaltpulten der atomaren Abschußrampen geführt würde. Daß statt dessen wieder "kleine" konventionelle Kriege stattfänden - und das sogar in Europa (Balkan) - galt den Rüstungsgegnern noch in den 1980er Jahren als vollkommen abwegige Lüge profitgieriger Waffenproduzenten.

Während bis in die 1960er Jahre technischer Fortschritt - trotz der Angst vor einem Atomkrieg - und wirtschaftliches Wachstum als Verheißung gefeiert wurden, breitete sich seit etwa 1970 eine Bewegung aus, die beides nunmehr als Bedrohung empfand und daran wiederum neue Untergangsprognosen hängte. Die friedliche Nutzung der Kernenergie wird seitdem als möglicher Auslöser von Weltkatastrophen ausgemacht.

Ab den späten 70ern sorgten zudem Computer als "Arbeitsplatzvernichter" für Angst. Bald stellte sich heraus, daß die Arbeitslosigkeit in den Regionen am geringsten war, wo die meisten Computer eingesetzt wurden, während die "klassischen" Industrieregionen in die Knie gingen.

Anfang der 1980er Jahre grassierte das "Waldsterben". Die Zahlen waren in der Tat alarmierend. Allerdings blieb weitgehend unbeachtet, daß der "Waldschadensbericht" erst seit 1980 jährlich erstellt wurde. Daher war der deutsche Wald Ende 1983 so krank wie noch nie - nie seit Beginn der Erhebung drei Jahre zuvor. Natürliche Ursachen dafür anzugeben wie die heißen Sommer 1982 und 1983 galt als Schönfärberei.

Dann folgte die "Klimakatastrophe". Der "Spiegel" prophezeite am 11. August 1986: "Die Wissenschaftler warten auf ein, wie sie es nennen, ,Signal': eine steile Fieberzacke in der Temperaturkurve des Planeten. Ein solch unmißverständliches Zeichen, da sind sich die Gelehrten einig, wird spätestens Anfang der 90er Jahre auftauchen, alles Weitere dann Schlag auf Schlag folgen."


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