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10.03.07 / Ost-Deutsch (5): "Tralalácek"

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 10-07 vom 10. März 2007

Ost-Deutsch (5):
"Tralalácek"
von Wolf Oschlies

Im ostböhmischen Chrudim ist der berühmte Kinderchor "Tralalácek" zu Hause - mit Akzentzeichen über dem dritten A und "Hatschek" über dem C, also "Tralalahtschek" gesprochen. Ein schöner Name, der zwei Hinweise enthält - auf Musik und auf die deutsche Sprache. "Trallala" hat etwas mit "trällern" zu tun, dem unartikulierten (onomatopoetischen, also lautmalerischen) Singsang: Von "Tri-Tra-Trallala, Kasperle ist wieder da" bis zu "Lustig, lustig, tralalala, bald ist Niklaus-Abend da" und so unendlich weiter. Dieses Trallala haben sich Slawen abgehört, wie das bekannteste slowakische Volkslied verrät, "Tancuj, vukkrucaj" (tanze, dreh dich, aber wirf den Ofen nicht um), dessen Refrain nur aus "trála, trála, trálala" besteht, zum Mitsingen gemacht.

So weit, so bekannt - aber mit dem "Tralalácek" nur bedingt verbunden. Aus dem nord-böhmischen Litomerice, deutsch Leitmeritz, stammte der unvergessene Clown Felix Holzmann, der bis zu seinem Tod 2002 als zweisprachiger Komödiant bei Tschechen und Sachsen eine Legende war. Zu seiner Aufmachung gehörte die dicke "bryle" (weiteres deutsches Lehnwort) und der "Tralalácek" - der kleine runde Hut, wie aus Bildern zu schließen ist. Aber ein Clownshütchen ist der nur in diesem Fall. In einem Feuilleton über den deutschen Rennrodler Georg Hackl berichtete der Tschechische Rundfunk, er trüge privat gern "kozené kalhoty a tralalácek" - Lederhosen und Trachtenhut. Das ist der Tralalácek nämlich, der regional typische Hut, mit Feder oder Gamsbart, wie er von Trachtenkapellen auch getragen wurde und von ihnen in die sprachlich-musikalische Folklore der Nachbarn hinterm Böhmerwald kam.

Völlig hochsprachlich scheint er nicht zu sein, da der Tralalácek (soweit ich sehe) in Wörterbüchern nicht auftaucht. Zehntausende deutsche Wörter sind auf verschlungenen Wegen gen Osten gewandert und haben sich dabei bis zur Unkenntlichkeit verändert - wie die russische "erunda", die eigentlich "Unsinn" bezeichnet und vom deutschen "hier und da" herrührt, wie das kroatische "bilikum", von deutsch "Willkommen", der traditionelle Begrüßungsschluck der Dalmatier. Und andere mehr, vor deren sprachlicher Kreativität man nur den Tralalácek ziehen kann.


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