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10.03.07 / Deutsche markieren Bombenziele / Im Kampf der wiedererstarkten Taliban geraten auch Bundeswehr-Soldaten ins Visier

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 10-07 vom 10. März 2007

Deutsche markieren Bombenziele
Im Kampf der wiedererstarkten Taliban geraten auch Bundeswehr-Soldaten ins Visier
von Jörg Schmitz

Für etliche Bundeswehr-Piloten rückt der Ernstfall näher. Geht es nach den Planspielen von Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU), werden in den nächsten Wochen etwa sechs bis acht Tornado-Aufklärungsflugzeuge nach Nord-Afghanistan in den Stützpunkt Masar-i-Scharif verlegt. Etwa von April an sollen die überschall-schnellen Flugzeuge dann den Luftraum über ganz Afghanistan überwachen.

In Masar-i-Scharif betreibt die Bundeswehr bereits ein Feldlager. Etwa 1350 deutsche Soldaten sind schon vor Ort. Mit der Tornado-Verlegung kämen etwa 250 Mann hinzu. Die von den Flugzeugen gesammelten Daten stünden dann künftig sowohl der internationalen Schutztruppe Isaf im Norden als auch den Nato-Kampfverbänden unter Führung der USA im Süden des Landes zur Verfügung - wenigstens im Prinzip.

Wie umfassend und schnell die Weitergabe der Daten aus der Luftaufklärung geregelt wird, gilt noch als offen. In einer Kabinettsvorlage ist von einer "restriktiven Übermittlung von Aufklärungsergebnissen" die Rede. Damit will die Bundesregierung offenbar dem Eindruck entgegentreten, daß es eine feste Arbeitsteilung gebe - nach dem Motto: Die Bundeswehr recherchiert, die US-Truppe bombardiert. Andererseits hat sich das Nato-Hauptquartier im Dezember genau deshalb mit der "Bitte" an Deutschland gewandt, Tornados zu schicken. Die Luftaufklärung, so hieß es, sei bislang "lückenhaft".

Aus Sorge, die Auslandseinsätze der Bundeswehr könnten überhand nehmen und Deutschland in einen langen Abnutzungskrieg hineingezogen werden, sind allerdings die Vorbehalte groß. Die Alternative zu diesen Einsätzen aus der Luft wäre eine Verstärkung von Bodentruppen. Dazu sind die Kritiker des Tornado-Einsatzes allerdings auch nicht bereit, denn bei einem Einsatz am Boden werden fast mit Sicherheit auch Soldaten ums Leben kommen. So ist der Krieg. Aber in Berlin wird so getan, als könne man einen Krieg praktisch ohne Verluste und mit Blausoldatenkompanien führen.

Die deutsche Debatte um die Afghanistan-Mission ist von innenpolitischem Selbstbetrug und außenpolitischen Mythen geprägt. Denn die Gegner der Bundeswehr in Kabul und die Gegner der US-Armee und der kanadischen Soldaten in Kandahar sind dieselben. Im Gegensatz zur Nato, die auch wegen der deutschen Zögerlichkeit kein überzeugendes Konzept für Afghanistan entwickelt hat, haben die Taliban ein klares Ziel: Sie wollen zurück an die Macht. Während sich der Westen eine unsinnige Trennung der militärischen Mandate in Isaf und Enduring Freedom auferlegt hat, gibt es bei den islamistischen Kriegern eine ganz klare Militärstruktur und eine ebenso deutliche Mission: Die westlichen Armeen sollen bekämpft und vertrieben, die Regierung in Kabul gestürzt werden.

Die militärische Auseinandersetzung mit den Taliban, die in diesem Frühjahr im Süden Afghanistans vermutlich einen neuen Höhepunkt erreichen wird, gehört deshalb nicht zu den Lieblingsthemen dieser Regierung. Man beschränkt sich lieber auf Erfolgsmeldungen aus Kabul: Die Bundeswehr habe schon wieder einen Brunnen, eine Schule, eine Straße gebaut. Diesen zivilen Einsatz der deutschen Armee soll man nicht gering achten. Doch er ist nur möglich, weil Amerikaner und Kanadier die Taliban im Süden und im Grenzgebiet zu Pakistan davon abhalten, auf Kabul und den Norden - und damit auch auf die Bundeswehr - zu marschieren.

Die Taliban wollen wieder ein Land ohne Mädchenschulen. Ohne individuelle Freiheit. Ohne demokratische Rechte. Wenn die Taliban im Süden die Amerikaner besiegen sollten, dann kann die Bundeswehr in Kabul ihre Suppenküche einpacken.

Foto: Gefährdete Hilfe: Die Schulen in Afghanistan stehen unter dem Schutz des Militärs.


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