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10.03.07 / "Rangegangen wie Blücher" / Preisrätsel der Preußischen Allgemeinen Zeitung über preußische Redewendungen war ein Erfolg

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 10-07 vom 10. März 2007

"Rangegangen wie Blücher"
Preisrätsel der Preußischen Allgemeinen Zeitung über preußische Redewendungen war ein Erfolg
von Rebecca Bellano

Tatsächlich, so mancher Leser der Preußischen Allgemeinen Zeitung ist bei dem Preisausschreiben dieser Zeitung "rangegangen wie Blücher". Das Ehepaar Heidi und Heinrich Korn erklärte sogar den Ursprung dieser preußischen Redewendung, die bedeutet, daß man etwas entschlossen in Angriff nimmt. So beziehe sich diese Formulierung auf den preußischen Generalfeldmarschall Blücher, der in den Befreiungskriegen gegen Napoleon von 1813 bis 1815 die preußische Armee geführt und der durch sein beherztes Eingreifen den Sieg über den Kaiser der Franzosen erst möglich gemacht habe.

Besonders häufig fand sich in den Zuschriften die Redewendung "Die Religionen Müsen alle Tolleriret werden und mus der fiscal nuhr das auge darauf haben das keine der andern abruch Tuhe, den hier mus ein jeder nach Seiner Façon selich werden" beziehungsweise verkürzt "jeder soll nach seiner Façon Selich werden". Diese Äußerung von Friedrich dem Großen ist von ihm im Rahmen der Diskussion über die Zukunft der katholischen Schulen in Preußen am 22. Juni 1740 gemacht worden.

Auch die schon im Preisausschreiben selbst erwähnte Redewendung "Wie Ziethen aus dem Busch" wurde häufig angegeben. Eberhard Rode erinnerte sich diesbezüglich sogar an eine lustige Anekdote aus seiner Familie. So soll sein Bruder Joachim, geboren 1935, im Alter von fünf oder sechs Jahren mit seiner Mutter beim Apotheker Hornemann in Stargard / Pommern für einen Lacher gesorgt haben. Auf die Frage des Apothekers, wie der kleine Mann denn heiße, der da kaum über den Tresen schauen könne, antwortete der Junge wie aus der Pistole geschossen: "Joachim Hans von Ziethen".

Ein weiterer Renner war "Fisimatenten", wobei die Einsender hier sehr unterschiedliche Erklärungen für diesen Ausdruck hatten. Zwar waren sich alle einig, daß er aus der Zeit der napoleonischen Kriege stamme und daß ihn Mütter gegenüber ihren Töchtern verwendet hätten, wenn sie diese vor Liebschaften hätten warnen wollen, doch die Herleitung selbst variierte. So meinte die überwiegende Mehrheit, daß "Fisimatenten" von dem französischen Satz "visite ma tente" (besuche mein Zelt) stamme, den die napoleonischen Soldaten den deutschen Mädchen zuriefen, um ihnen in Ruhe näherkommen zu können. Eine andere Zuschrift erklärte den Begriff allerdings mit "fille à ma tente" (Mädchen in mein Zelt), was eher dem Befehl eines Truppenführers gleicht. Eine Leserin der PAZ meinte jedoch, daß "Fisimatenten" von "j'ai visité ma tante" (Ich habe meine Tante besucht.) hergeleitet sei, was die jungen französischen Soldaten immer gegenüber ihren Kommandierenden gesagt hätten, wenn sie zu spät wieder in die Kaserne gekommen seien, da sie ein deutsches Mädel verführt hätten.

Aber auch andere Redewendungen wurden der PAZ zugesandt. So bot Gert Obersteller den Ausspruch "Kerle, wollt Ihr ewig leben?" an, der von Friedrich dem Großen stammen soll. Dr. Siegfried Pelz erinnerte unter anderem an einen alten Vers aus dem Siebenjährigen Krieg: "Und wenn der Große Friedrich kommt und klopft sich auf die Hosen, dann läuft die ganze Reichsarmee, Panduren und Franzosen." Der Vers selbst entstand nach der siegreichen Schlacht von Roßbach im Herbst 1757.

Unerwartet weit abgeschlagen in der Gunst der Einsender war "Mehr sein als scheinen" und das Stichwort "auf gut Preußisch". Klaus Fastenrath erinnerte als einziger an das Sprichwort "So schnell schießen die Preußen nicht", was bedeutet, daß man erst überlegt, bevor man eine Entscheidung trifft. Auch meint er, daß der Begriff "baldowern" (auskundschaften) preußische Wurzeln habe, genau wie "hanebüchen", was für eine überzogene Behauptung steht.

Ein Leser erklärte, daß der Ausdruck "tiefer hängen", was bedeutet, einer Sache nicht allzu große Bedeutung beizumessen, auch von Friedrich dem Großen stamme. Eine Erklärung wird gleich mitgeliefert: "Als die Leute eine Karikatur von Friedrich dem Großen in Zusammenhang mit der von ihm eingeführten Kaffeesteuer aufhängten, und eine größere Menschenmenge sich um diese drängte, sagte der König, als er dies beobachtete: ,Hängt es doch niedriger, daß die Leute sich den Hals nicht ausrecken müssen!'"

Den Gutschein über zwei Übernachtungen für zwei Personen im idyllisch, aber verkehrsgünstig gelegenen Park-Hotel Berlin Schloß Kaulsdorf, eingeschlossen sind Frühstücksbuffet und Drei-Gänge-Menü, hat übrigens Horst Redetzky gewonnen. "Ich wollte, es wäre Nacht oder die Preußen kämen", ist nur eine der von ihm genannten Redewendungen. Diese stamme übrigens vom Herzog von Wellington während der Schlacht von der Belle Alliance (Waterloo). Auch meint er, "beim Portepee fassen" (an die Ehre appellieren) würde von den Preußen stammen.

Es bleibt jetzt nur zu hoffen, daß die PAZ-Leser noch nicht all ihr Pulver verschossen haben und beim nächsten Mal wieder genauso viele gute Beiträge schicken.

Foto: "Wie Ziethen aus dem Busch" (für "aus heiterem Himmel"): Die Redewendung über den Reitergeneral von Friedrich dem Großen kommt auch im Fontane-Gedicht "Der alte Ziethen" vor. "Wie selber er genommen die Feinde stets im Husch, So war der Tod gekommen, wie Ziethen aus dem Busch."


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