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10.03.07 / Kreuzritterromantik am Mittelmeer / Der Crac des Chevaliers, eine Festung der Johanniter aus dem 12. Jahrhundert, lockt Deutsche nach Syrien

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 10-07 vom 10. März 2007

Kreuzritterromantik am Mittelmeer
Der Crac des Chevaliers, eine Festung der Johanniter aus dem 12. Jahrhundert, lockt Deutsche nach Syrien
von Cornelia Höhling

Sie kamen als Herolde Christi, wie Papst Urban II. es wollte, und besetzten Ende des 11. Jahrhunderts die syrische Mittelmeerküste. Kreuzritterromantik begeistert, seit aus blutigem Ernst verklärte Geschichte geworden ist. Sie lebt in den alten Ordensburgen der Levante fort. Einst uneinnehmbarer als Adlerhorste, werden sie heute von Touristen gestürmt.

Eindrucksvollster Zeuge des damaligen Festungsbaus ist der Crac des Chevaliers, seit 2006 Nummer 1229 in der Unesco-Weltkulturerbeliste.

Bevor sich jeden Tag aufs neue der Parkplatz vor dem Osttor mit Besucherbussen füllt, durchforsten Wissenschaftler die Kreuzfahrerburg. Gerade brachte das Team um Thomas Biller ein Buch über die Baugeschichte des Crac auf den deutschen Markt. Zahlreiche neue Erkenntnisse überholen das bisherige Standardwerk aus der französischen Mandatszeit von 1934.

"Ein Bauwerk, das keineswegs nur Fachleute fasziniert", meint der Experte aus Berlin. Syrien sei zwar weit davon entfernt, Massentourismus anzuziehen. Aber der Crac gehöre fest in das Programm der Bildungs- und Kulturreisenden, die das geschichtsträchtige Land mit seinen über 300 hochkarätigen archäologischen Stätten anlockt.

Auch für die Touristen der Kreuzfahrtschiffe, die bei Tartus vor Anker gehen, ist die Burg im Hinterland der zweitgrößten syrischen Hafenstadt ein obligatorisches Ausflugsziel.

Aus Homs kommend, erreicht man den Crac nach etwa 60 Kilometern. Majestätisch erhebt er sich auf dem 755 Meter hohen Gipfel des Dschebel Khalil, dem südlichsten Ausläufer des Ansariye-Gebirges.

Die Besichtigung der Burganlage führt durch Wehrgänge vorbei an Fallgittern und Schießscharten, Rittersaal und Wasserzisternen. Über breite Stufen gelangt man in die Oberburg, über Wendeltreppen in die Türme. Gut 2000 Soldaten fanden in der Festung Platz.

Spätestens der Anblick fünf Meter dicker Tore gibt eine Vorstellung, wie sie das von den Johannitern seit 1142 ausgebaute Bollwerk erfolgreich verteidigten. Erdbeben und Angriffen selbst namhafter Belagerer wie der Sultane Nureddin (1163) und Saladin (1188) hielt es stand.

Erst 1271 konnte Baibars den Crac erobern, woran eine von zwei Löwen umrahmte arabische Inschrift erinnert. Der Mamelukkensultan ließ die Kapelle, die im Unterschied zu den gotischen Fensterbogen noch stark romanische Züge trägt, in eine Moschee umwandeln. Das einzige Hotel in der Nähe trägt seinen Namen. Begonnen hatte die wechselvolle Burggeschichte mit dem Bau einer kleinen Festung, "Burg am Hang" oder "Burg der Kurden" (arabisch: akrad) genannt, weil der Emir von Homs hier 1031 eine kurdische Garnison stationierte. "Die Bezeichnung Crac ist umstritten", sagt Biller. Sie könnte sich auch aus dem syrisch-aramäischen Wort für Festung ableiten.

Die ständig wachsende Besucherzahl habe dem Baudenkmal bisher nicht geschadet. Auch das kleine Museum auf dem Berg störe nicht. Aber die Restaurants, die sich in den steileren Hang hineinducken, seien schon in bedrohliche Nähe gerückt.

Was den Archäologen ein Dorn im Auge ist, begrüßen die Besucher. Schließlich bekommen sie hier eine Kostprobe der levantinischen Küche. Und das überwältigende Panorama von Burgfried und Zinnen aus bleibt unbeeinträchtigt. Nur 35 Kilometer Luftlinie entfernt rauscht das Meer. Im Norden läßt sich der Gipfel eines Ausläufers der Alawiten-Bergkette erkennen.

Ein Ausflug in die Alawitenberge führt in den grünsten Teil Syriens. Dort ist es ein leichtes, mehrere Stunden durch schattige Gebirgswälder zu wandern. Ziel könnten neben der römischen Ruine Hosn Suleiman weitere Festungen der Kreuzfahrer sein.

Wie schon der Crac ist auch die 1188 von Saladin eingenommene Saladinsburg auf ihre Art einmalig. Denn sie duckt sich 30 Kilometer östlich der Hafenstadt Lattakia auf einem von drei natürlichen Schluchten begrenzten Bergrücken. Die vierte wurde mühsam in den Fels gehauen.

Vor dem Weg zur nächsten Festung lohnt ein Abstecher nach Ugarit.

Immerhin wurde an diesem antiken Handelsknotenpunkt am Meer bei Ausgrabungen unter anderem ein Tontafelarchiv mit dem ersten Alphabet der Menschheitsgeschichte entdeckt. Weiter südlich, zwischen Lattakia und Tartus erhebt sich dann auf einem erloschenen Vulkan in 500 Meter Höhe die Qala'at Marqab. Von dieser aus dem dunklen Basalt der Gegend erbauten Festung ließ sich die Küstenstraße in das Heilige Land überwachen. Im 11. Jahrhundert von den Arabern gegründet, verdankt sie ihre gewaltige Dimension ebenfalls dem Johanniterorden, der sie erst 1285 an den Mameluckensultan Qalawun verlor.

Wer bei all der Kreuzritterromantik schon Kampfgetöse zu hören glaubt, ist einer Sinnestäuschung erlegen. Bei dem vermeintlichen Pferdegetrappel und Säbelgerassel handelt es sich allenfalls um das Dröhnen der Norias. Weiter landeinwärts bei Hama drehen sich die für diese Gegend seit biblischen Zeiten typischen Wasserräder am Orontes wie eh und je mit mächtigem Knarren.

Foto: Zwei Kreuzritter: Der Crac des Chevaliers war einer ihrer Sitze und ist heute Unesco-Weltkulturerbe.

 

Reisen nach Syrien

Als "Heiliges Land" galt für Christen wie für Juden das Land am Jordan zwischen Totem Meer und See Genezareth. Das sich nördlich anschließende Gebiet bis hinter Antiochia wurde als "Syrien" bezeichnet. Als Folge des ersten Kreuzzuges (1096-99) waren im Küstengebiet des östlichen Mittelmeeres vier christliche Fürstentümer beziehungsweise Grafschaften entstanden, darunter Tripolis, zu dem der Crac des Chevaliers gehörte.

Das heutige Syrien grenzt an fünf Länder: im Norden an die Türkei, im Osten an den Irak, im Westen an Libanon und Israel und im Süden an Jordanien. Die Landschaft umfaßt einen langen Küstenstreifen am Mittelmeer und eine hügelige Berglandschaft, fruchtbare Täler, Ebenen und Steppen. Der Euphrat durchquert das Land über eine Länge von zirka 600 Kilometern. (Buchtip: "Der Crac des Chevaliers - Die Baugeschichte einer Ordensburg")

Syrien ist ein sicheres Reiseland. Auch als Frau bleibt man zu jeder Tages- und Nachtzeit unbehelligt. Man sollte aber vor allem bei der Kleidung die Landessitten beachten.

Klima: Die beste Reisezeit sind die Monate April und Mai sowie September bis November. Das Mittelmeerklima beschert trockene, heiße Sommer bei Temperaturen um 30 bis 35 Grad Celsius. Im Winter ist es verhältnismäßig kalt, aber die Temperaturen erreichen auch da um die 20 Grad. Regen fällt nur in den Wintermonaten.

Weitere Informationen: www.syriatourism.org, www.syrianembassy.de, Syrische Botschaft, Rauchstraße 25, 10787 Berlin, Telefon (0 30) 50 17 70.


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