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24.03.07 / Deutschland fällt zurück / Keine Wachstumsstrategie: Deutliche Einbußen beim Wohlstand

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 12-07 vom 24. März 2007

Deutschland fällt zurück
Keine Wachstumsstrategie: Deutliche Einbußen beim Wohlstand
von Klaus D. Voss

Zeugnistage sind selten erfreulich, vor allem, wenn dem Benoteten die Wahrheit ungeschützt gesagt werden soll. Aber sie schaffen Klarheit: Deutschland ist längst aus der Spitzengruppe der Wohlstandsstaaten abgestiegen und rangiert seit 2006 in der OECD, der Gruppe der wichtigsten 30 Staaten nur noch auf Rang 18.

Nach den Berechnungen der Deutschen Bank Research, die sich mit diesem Zukunftsfragen auseinandersetzt, lebt es sich inzwischen in den Niederlanden, Belgien, Österreich, Großbritannien und Frankreich deutlich besser als in Deutschland. Spitzenreiter in der Wertung sind die USA, gefolgt von Norwegen und Irland. Die grüne Insel hat einen spektakulären Aufstieg vom Armenhaus an die Weltspitze geschafft.

Irland setzt die Maßstäbe, und der Deutsche-Bank-Ökonom Stefan Bergheim sagt offen, was Deutschland fehlt. "Angesichts dieser Herausforderungen braucht Deutschland eine systematische Wachstumsstrategie." Aber weder die jetzige Regierung noch die Vorgänger wollten aktive Wirtschaftspolitik betreiben - "Die Warnungen sind verhallt."

Selbst die Dynamik der Weltwirtschaft, die Deutschland derzeit ein Wirtschaftswachstum von geschätzten 2,8 Prozent bescheren wird, kann das Land nicht zur Wohlstandsverbesserung nutzen. "Wir haben zwar Fortschritte gemacht", so Bergheim weiter, "allerdings haben sich andere Länder ähnlich gut oder sogar noch besser entwickelt." Deutschland steige relativ gesehen weiter ab.

Für den Wohlstandsvergleich unter den 30 wichtigsten Staaten werden die Pro-Kopf-Einkommen ermittelt und nach der speziellen Kaufkraft in den einzelnen Ländern gewichtet. Deutschland erhält für diesen Vergleich den Basiswert 100. Die Menschen in den Vereinigten Staaten erreichen den Spitzenwert 140. Der Öl-Wohlfahrtsstaat Norwegen erreicht 139, das Wachstumswunder Irland 136 Punkte. Allein nach dem Pro-Kopf-Einkommen bewertet müßte die Schweiz an der Spitze stehen, wegen ihres hohen Preisniveaus liegen die Eidgenossen mit 121 Punkten aber auf Rang vier.

Deutschland auf den Fersen sind Italien (99 Punkte) und Spanien (91); die Wirtschaftsexperten nehmen an, daß beide Staaten in spätestens sieben Jahren die Bundesrepublik überflügelt haben werden.

Die deutschen Unterlassungssünden fallen im internationalen Vergleich sofort auf: Das Land muß die Qualität seiner Ausbildungsgänge steigern, aus modernen Technologien viel schneller lukrative Produkte machen, und vor allem müssen die Bundesbürger wieder mehr und länger arbeiten.

Unumstritten ist die Methode, den Wohlstand einer Nation nach dem gewichteten Pro-Kopf-Einkommen zu berechnen, unter Ökonomen nicht - weil andere Wohlstandsfaktoren wie Besitz an Vermögen und Immobilien nicht einbezogen werden.

Andererseits ist der 18. Rang für Deutschland noch schmeichelhaft, weil das im europäischen Vergleich außerordentlich günstige Preisniveau die Kaufkraft statistisch verbessert - und auch die rückläufige Einwohnerzahl schönt die Wohlstands-Statistik noch etwas.


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